Bus nach Parsdorf:Eine Gemeinde ist kein Verein

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Auch, wenn es teuer ist: Es ist richtig, dass die Gemeinde Vaterstetten den Bus ins Gewerbegebiet finanziert und nicht erneut Firmen als Sponsoren nutzt

Von Wieland Bögel

Jetzt also doch. Nach langem Hin und Her um die Finanzierung der Buslinie 452 nach Parsdorf wird die Gemeinde einspringen, von Ende 2017 wird die Verbindung aus der Gemeindegasse bezahlt. Billig wird diese neue - freiwillige - Aufgabe nicht werden, mit mindestens einer Viertelmillion Euro pro Jahr wird gerechnet. Dennoch ist die nun im Gemeinderat beschlossene Übernahme der Buslinie eine richtige Entscheidung.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hatte die Gemeinde ein - besonders in finanzieller Hinsicht - sehr bequemes Arrangement mit der Firma Segmüller, die die Buslinie finanzierte. Hintergrund ist eine Auflage der Regierung von Oberbayern, die der Ansiedelung des Möbelhauses in Parsdorf nur unter der Bedingung zustimmte, dass es einen Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr gibt. Dazu hätte eigentlich ein einfacher Shuttlebus zur nächsten S-Bahnstation gereicht, doch stattdessen entstand eine komfortable Verbindung zwischen Baldham und Grub mit Haltestellen in den Ortschaften dazwischen. Was sowohl der Gemeinde entgegen kam, als auch - zumindest in den ersten Jahren - dem Möbelhaus, schließlich war man damit besser erreichbar. Genau wie die anderen Gewerbebetriebe, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in Parsdorf niederließen, aber nichts für die Buslinie zahlten. Dass Segmüller daraufhin seine finanzielle Beteiligung an der Linie auf das Minimum reduzierte, kann man der Firma nicht verdenken.

Die anschließend von der Gemeinde kurzfristig gefundene Lösung auch andere Parsdorfer Firmen als Geldgeber zu gewinnen, ist langfristig gar keine. Denn erneut ließe man sich auf ein Sponsorenmodell ein und macht damit letztlich den Betrieb der Buslinie vom Wohlwollen der Geldgeber abhängig. Eine Gemeinde ist aber kein Sportverein, der sich über Sponsorengeld finanziert, sondern ein Gemeinwesen, das eine gewisse Daseinsvorsorge - zu der auch die Mobilität der Einwohner gehört - sicherstellen muss. Dass dies Geld kostet, ist richtig, aber schließlich haben die Gemeinden auch Möglichkeiten, dieses zu erwirtschaften. So könnte man durchaus die Frage stellen, ob eine Buslinie, die jährlich mit einer Viertelmillion Euro zu Buche schlägt und zu einem großen Teil dem Gewerbe zugute kommt, nicht mit einer Erhöhung der Gewerbesteuer gegenzufinanzieren ist. Dies wäre gerechter und planbarer, als sich bei der Finanzierung auf einige wenige Sponsoren zu verlassen.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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