Bürgerversammlung Ebersberg:Sehnsucht Umgehungsstraße

Lesezeit: 4 min

Bürgermeister Walter Brilmayer steht im alten Speicher Rede und Antwort. Die zahlreich erschienen Ebersberger interessieren sich vor allem für den Verkehr. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Walter Brilmayer plädiert für einen Bürgerentscheid zu einer weiteren Umfahrung. Überhaupt soll die Kreisstadt schöner und ruhiger werden - wenn wieder Geld da ist

Von Wieland Bögel, Ebersberg

"Wir wollen uns weiterentwickeln, aber in einem Maß, dass es uns nicht aus der Hand gleitet". Mit diesen Worten umschrieb Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) auf der Bürgerversammlung die Strategie der Stadt in Zeiten des Siedlungsdrucks. Daher halte man an dem Wachstumsziel von maximal einem Prozent im Jahr fest. Wachsen soll auch die Lebensqualität. Brilmayer wiederholte seine Idee, die Ebersberger über den Bau einer Umgehungsstraße, die vor allem in der Innenstadt weniger Verkehrsbelastung bringen soll, abstimmen zu lassen.

"Der Verkehr wächst von Tag zu Tag", schilderte Helmut Reitzel seinen Eindruck und wollte vom Bürgermeister wissen, was aus den Plänen für eine zweite Umgehung geworden sei. Die gebe es nach wie vor, so Brilmayer, da es aber um die Verlegung einer Staatsstraße gehe, hänge der Zeitplan davon ab, wann der Freistaat den entsprechenden Ausbauplan fortschreibt. Dies stehe in den kommenden Jahren auf jeden Fall an, "dann sollte es wieder auf den Tisch." Im Gegensatz zu 2010, als der Stadtrat sich nicht auf eine Variante für einen Nord-Süd-Bypass einigen konnte und letztlich alle ablehnte, sollen diesmal aber die Ebersberger selbst eine Straße aussuchen. "Osten, Westen oder unten durch", alle hätten Vor- und Nachteile, etwa die Beeinträchtigung von Schutzgebieten oder von landwirtschaftlichen Flächen. Für Brilmayer ist darum ein "Bürgerentscheid über eine konkrete Trasse" die beste Lösung.

Würde eine Umgehung gebaut, könnte auch der Marienplatz profitieren. Für dessen Umgestaltung gibt es seit zwei Jahren bereits ein Konzept, bis man dieses aber in der Realität bewundern kann "wird es noch etwas dauern", sagte Brilmayer. Was vor allem finanzielle Gründe habe, die Stadt müsse derzeit "viele andere Aufgaben" erledigen, wie etwa den knapp vier Millionen Euro teuren Neubau der Schulturnhalle. Aber etwas aufgehübscht soll der Marienplatz schon werden, im kommenden Frühjahr könnte endlich die Mariensäule saniert werden.

Auch neue Geschäfte soll es rund um den Marienplatz geben, wenn die Sanierung des Sparkassengebäudes im kommenden März fertig ist, werden im Erdgeschoss Läden einziehen. "Das hilft bei der Belebung des Marienplatzes". Aber "nicht nur Gebäude sondern auch andere Dinge machen Freude" in der Innenstadt: Die seit gut einem Jahr angebotenen Stadtführungen seien ein hervorragender Beitrag zur Belebung. Immerhin 145 habe es heuer bereits gegeben, 14 verschiedene Touren in drei Sprachen stehen zur Auswahl, 18 Stadtführer sind im Einsatz. "Da ist wirklich mit viel Engagement und Begeisterung etwas gewachsen", lobte der Bürgermeister.

Die Kreisstadt soll zwar wachsen, aber mit Augenmaß

Um Wachstum ganz anderer Art ging es ebenfalls, nämlich das der Bevölkerungszahl. Dieses solle aber in Ebersberg nicht so "explosionsartig" ausfallen, wie im Norden und Westen des Landkreises, so Brilmayer, "wir haben auch gar nicht die Flächen, dass wir uns so ausbreiten könnten." Dennoch entstehe auch in der Kreisstadt in den kommenden Jahren mehr Wohnraum, etwa im Baugebiet Friedenseiche VIII hinter den Supermärkten an der Münchner Straße. Dort entsteht derzeit auch das neue BRK-Gebäude, sobald es fertig und bezogen ist, sollen auch auf dem jetztigen BRK-Grundstück an der Haggenmillerstraße Wohnhäuser gebaut werden. Im Bereich sozialer Wohnungsbau will die Stadt sowohl mit der Wohnungsgenossenschaft als auch mit der demnächst gegründeten Wohnbaugesellschaft des Landkreises zusammenarbeiten. Zwei Projekte wären möglich, zum einen auf dem Parkplatz an der Eberhardstraße, über den anderen Standort, auf dem bis zu 100 Wohnungen entstehen könnten, will der Bürgermeister noch nicht sprechen, da man noch mit dem Eigentümer verhandelt.

Aus Anlass der Überschwemmungen in diesem Sommer, von denen vor allem der Süden der Stadt betroffen war, sprach Brilmayer auch über den Hochwasserschutz. Was die Maßnahmen an Gewässern wie der Ebrach angehe, "hatten wir seit 20 Jahren keine Probleme". Anders dagegen bei Starkregen wie in diesem Sommer, als die Kanalisation das Wasser nicht schnell genug ableiten konnte, und etwa am Doktorbankerl einige Keller überschwemmt wurden. Die Kanäle - die derzeit auf ein sogenanntes fünfjährliches Ereignis, also das Maximum, das laut Statistik einmal in fünf Jahren auftritt, ausgelegt sind - einfach größer zu machen, wie es nach der Überschwemmung teilweise gefordert wurde, sei leider nicht möglich. Zum einen aus Kosten-, aber auch aus Platzgründen. Brilmayer appellierte daher an die Hausbesitzer, selber aktiv zu werden, etwa durch geeignete Ventile im Abwasserrohr und durch die Abdichtung von Kellern. Wo die Stadt allerdings aktiver werden will, ist an der Rosenheimer Straße. Denn bei Starkregen komme es vor, dass beide Unterführungen überschwemmt und der Stadtteil südlich des Bahnhofes nicht mehr erreichbar ist. Damit zumindest die Feuerwehr durchkommt, soll ein provisorischer Bahnübergang geschaffen werden.

In der Rosenheimer Straße ist den Anliegern zu viel los

Eine eher zu gute Erreichbarkeit der Rosenheimer Straße beklagte Anwohner Hartmut Döringer: "Das ist die beliebteste Anliegerstraße des Landkreises." Er schlug mehr Polizeikontrollen an der Stelle vor. Brilmayer sicherte zu, dies mit der Polizei zu besprechen - machte aber wenig Hoffnung auf Erfolg: "Jeder mit nur etwas Verstand kann sich ein Anliegen überlegen", und damit einen Strafzettel umgehen.

Eine ganz andere Art von Kontrolle forderte Klaus Haase, nämlich beim Programm des Waldmuseums. Dieses, so sieht es zumindest Haase, huldige einer "vorindustriellen Romantik". Statt Sensenkurse und Eichelkaffee anzubieten, sollte das Museum lieber zeigen, wie schlecht es den Menschen in der vorindustriellen Zeit ging. Schlecht könnte es nach Ansicht des FDP-Mitglieds Haase aber auch bald in der Kreisstadt laufen, wenn das Bürgermeisteramt 2020 an die Grünen falle - was dann die Schuld des aktuellen Rathauschefs sei.

Er werde sich sicher nicht das Programm des Museums "zum Zensieren vorlegen lassen", sondern vertraue hier den engagierten Mitarbeitern, sagte Brilmayer, unter Applaus des Publikums. Er empfahl Haase, er solle seine Verbesserungsvorschläge im Museum direkt unterbreiten. Was die Frage eines eventuellen grünen Nachfolgers angeht: "Dazu sage ich überhaupt nichts, weil das ein Unfug ist."

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: