Bühne im Idyll:Kultur und Kulinarik

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In der Glonntaler Backkultur gibt es eine neue Veranstaltungsreihe. Mehrmals im Monat können Gäste dort Musik aus aller Welt genießen - und der Gaumen kommt dabei auch nicht zu kurz

Von Johanna Feckl

Kultur und Kulinarik. Diese Kombination klingt nicht nur schön - Alliterationen funktionieren schließlich immer, vor allem, wenn sie aus harten Konsonanten gebildet werden -, sondern passt auch in der Realität hervorragend zusammen. Warum? Beides macht am meisten Spaß, wenn man sich in guter Gesellschaft befindet. Man könnte sogar noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass Geselligkeit aus den bloßen Tätigkeiten essen und Musik hören erst wahre Erlebnisse macht. Eine neue Veranstaltungsreihe in der Glonner Backkultur wartet nun jedenfalls mit einem Programm auf, das genau das verspricht: Erlebnisreiche Abende, die sich aus der Kombination von Kultur und Kulinarik entspinnen.

Seit Juni lädt die Glonntaler Backkultur an zwei oder drei Abenden im Monat zu einem Beisammensein mit gutem Essen und guter Musik ein. "Alles neu" - das scheint das große Jahresmotto von Antonia Weiß und ihrem Mann Romeo Butic zu sein, die Zwei stehen hinter dem Restaurant und der Bäckerei in Piusheim bei Glonn. Seit Ostern erst ist der Wintergarten des Restaurants, der direkt hinter dem bisherigen Raum liegt und in dem die neue Veranstaltungsreihe stattfindet, fertiggestellt. Die Gaststätte bietet damit nun beinahe doppelt so vielen Gästen Platz. Auch die Seeterrasse mit viel Grünem drumherum gibt es erst seit diesem Jahr. Bei warmen Wetter finden die Kulturevents dort statt. Und ab 27. August schließt das Restaurant für drei Wochen: Dann wird der übrige Innenraum umgestaltet, sodass Küche und Backwaren am Ende zwei optisch getrennte Bereiche sein werden.

Roswitha Spielberger begeistert als "Stianghausratschn" das Publikum der Glonntaler Backkultur mit eingängigen Melodien und Texten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Wintergarten ist genau so gestaltet, wie man sich solch einen Ort idealerweise vorstellt: Alles wirkt sehr ästhetisch-modern, zum Beispiel durch die unterschiedlichen Farben und Stile der Stühle, die aber doch irgendwie alle miteinander harmonieren. Es ist genau wie bei diesen modebewussten Menschen, die es verblüffenderweise schaffen, Kleidungsstücke mit verschiedenen Mustern so zu kombinieren, dass am Ende alles ziemlich mondän und durchdacht aussieht - und nicht, als ob der Waschtag keine andere Wahl als einen chaotischen Stilmix gelassen habe. Durch den schönen Kontrast eines dunklen Bodens und heller massiver Holztische herrscht in dem Wintergarten außerdem eine urgemütliche Atmosphäre. Und durch eine lange, durchgehende und deckenhohe Fensterfront in Richtung Terrasse wirkt der Raum obendrein höchst einladend, so als ob er ständig "kommt nur alle hereinspaziert!" raunen würde.

Direkt vor der Fensterfront hat sich an diesem Abend Roswitha Spielberger auf einem dunkelbraunen Barhocker mit rotem Sitzbezug platziert. Sie, beziehungsweise ihr Alter Ego De Stianghausratschn, gestaltet heute das Musikprogramm. Auf ihrem Schoß balanciert die 57-Jährige ihre Gitarre, vor sich hat sie einen Notenständer mit einem schweren schwarzen Liederbuch aufgebaut. In ihren Liedern erzählt die sympathische Aßlingerin von allerhand Kuriositäten aus ihrem Alltag, gespickt mit solch schönen bairischen Wörtern wie "Flietscherl" oder "G'frett". Die Melodien und Texte der Lieder sind eingängig, und so schafft Spielberger es, dass tatsächlich alle der etwa 20 Zuhörer bei ihren Refrains mitsingen. Und wenn mal nicht geträllert wird, dann lacht man und greift zwischendurch immer wieder zum Glas.

Zwischen den Getränken stehen leer gegessene Teller; es gab Essen à la carte. Welche Gerichte es auf die Menükarte schaffen, wird spontan entschieden, "ganz nach Lust und Laune der Küchenchefs", sagt Antonia Weiß. Frei wählbare Speisen wird es aber nicht an jedem Veranstaltungsabend geben. Am 2. August etwa wartet die Küche zu Rock- und Soulmusik mit spanischen Tapas auf.

"Es soll nicht immer alles so eintönig sein", sagt Antonia Weiß, und diese Aussage trifft nicht nur auf das kulinarische Angebot zu: Das Essen ist genauso wenig eintönig wie die Einrichtung der neuen Bühne. Oder das Publikum, das aus fast allen Altersgruppen, aus Männern, Frauen, Ehepaaren und Freundinnen besteht. Und auch das Programm lässt keine Wünsche nach Abwechslung offen: Es ist bayerisches Musik-Kabarett wie bei der Stianghausratschn dabei, genauso wie Blues und Funk oder Klassik und Jazz wie bei der "Abendserenade" am 3. November.

"Für diesen Termin bekommen wir sogar schon Reservierungen", erzählt Weiß sichtlich stolz. Sie freut sich über den Erfolg, denn die Veranstaltungsreihe, die sie zusammen mit Alexandra Streidl organisiert, liegt ihr sehr am Herzen. "Ich finde es wichtig, dass sich kulturell nicht nur in den Städten etwas rührt." Während der Anfänge der Glonntaler Backkultur vor zehn Jahren gab es dort schon einmal regelmäßig Kulturevents. Irgendwann jedoch hätten sich Aufwand und Resonanz nicht mehr die Waage gehalten, erzählt Antonia Weiß. Aber das liegt Jahre zurück. Dieses Mal soll es anders werden.

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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