Buchtipp 1:Beglückende Erinnerung

"Der große Sommer" von Ewald Arenz

Wenn schon der Alltag reich an Drama und Entbehrungen ist, dann wünschen sich die Kunden "positive Literatur", so die Erfahrung von Regina Sotta-Rothmoser aus der Grafinger Bücherstube. Warum gerade da dieses "wunderbare Sommerbuch" perfekt ist, erklärt Christine Schweinböck: "In dieser Entwicklungsgeschichte eines 16-Jährigen geht es um erste Liebe, Freundschaft, Respekt und Vertrauen. Es ist eine beglückende Lektüre, weil sich jeder in diesen Erinnerungen an die Jugend wiederfinden kann."

Held Friedrich, genannt Frieder, hat lange Haare, ein Faible für schwarze Kleidung, fünf Geschwister und seine Prüfungen am Ende der Neunten maximal versemmelt. Also schickt man ihn zur geliebten Großmutter und deren Mann, einem vermeintlich höchst distanzierten Professor. Was in den nächsten sechs Wochen geschieht, gibt dem Leben des Jungen eine entscheidende Wendung... Wer das für nur mäßig spannend hält, wird nach einem ersten Blick auf die spritzig-ironischen Dialoge, philosophischen Betrachtungen und mal zutiefst anrührenden, mal humorvollen Alltagsminiaturen schnell eines Besseren belehrt, entwickeln diese in Summe doch einen unvergleichlichen Sog, der das Weiterlesen zur absoluten Notwendigkeit macht. Zumal, wer in den Siebzigern sozialisiert wurde, ein Déjà-vu nach dem anderen erlebt: Pauker vom alten Schlag, selbst gedrehte Zigaretten, Fotoapparate mit Filmrollen und in einer Fernsprechzelle herausgerissene Telefonbuchseiten, weil man im Freibad jemand kennengelernt hat, von dem man nur den Namen kennt...

© SZ vom 21.08.2021 / mip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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