Für die Milchbauern geht es um die Wurst, zumindest im sprichwörtlichen Sinne. Mindestens 35 Cent müssten sie für einen Liter Milch bekommen, um die Herstellungskosten zu decken, sagen Landwirte und Experten. Nach jahrelangem Preisverfall und der Freigabe der Milchquote im Vorjahr ist der Preis aber auf einen Tiefststand von unter 20 Cent abgesackt. Nun hat der Milchgipfel Anfang der Woche zwar eine Vereinbarung über Nothilfen für die Bauern gebracht, darauf aber will sich ein junges Landwirtspaar aus Taglaching nicht verlassen. Maria und Helmut Deuschl greifen zur Selbsthilfe und lassen auf ihrem Obermoahof eine Frischmilchtankstelle aufstellen.
SZ: Frau Deuschl, wann hatten Sie denn diese Idee?
Maria Deuschl: Vor zwei Jahren haben wir schon mal darüber nachgedacht, es dann aber schleifen lassen.
Jetzt können Sie nicht mehr anders?
Naja, das Motto in der Landwirtschaft ist seit Langem, "wachse oder weiche". Wachsen aber ist für uns schwer. Die 50 Kühe, die wir im Stall stehen haben, die machen schon Arbeit genug. Da mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen.
Den Direktverkauf ab Hof. 1,10 Euro soll der Liter Milch Ihre Kunden abgefüllt in die eigene Milchflasche kosten.
Genau. Von der Molkerei haben wir zuletzt 28,5 Pfennig bekommen, das ist zu wenig. Außerdem stört uns, dass die Milch unserer Kühe, die im Sommer auf der Weide sind und nur Gras fressen, in der Molkerei mit der Milch von all jenen Kühen vermischt wird, die Kraftfutter bekommen, das ist doch schade. Wir trinken daheim immer unsere eigene Milch und ich denke schon, dass man den Unterschied schmeckt. Zumindest im Sommer. Im Winter müssen auch wir Kraftfutter füttern.
Kennen Sie Landwirte, bei denen schon ein solcher Frischmilchautomat steht?
Im Landkreis nicht, aber wir kennen eine Familie in Landshut, die macht das seit zwei, drei Jahren, und es läuft gut. Wenn die Anlage bei uns am Hof steht, wahrscheinlich Ende Juni, wollen wir eine weitere auf dem Huber-Hof in Wiesham aufstellen. Da gibt es schon den Direktverkauf für Freilandeier, da können die Leute dann gleich noch ihre Milch mitnehmen. Wir bieten auch Milchflaschen zum Verkauf an, die immer wieder aufgefüllt werden können. Auf eine Abfüllanlage zur Abfüllung in Tetrapaks haben wir allerdings verzichtet. Das schmeckt immer nach Tetrapak, sagen viele, und so können wir auch noch Müll vermeiden.
Die Milchviehhaltung aufgeben kam für Sie wohl nie infrage?
Nein. Unser Hof ist ein Familienbetrieb, in der achten Generation. Wir waren vier Töchter, da ist es eh schon immer schwierig, so einen Hof weiterzuführen, wenn kein männlicher Erbe da ist. Aber ich hab immer gesagt, das kann man nicht aufgeben. Also habe ich die Ausbildung zur Landwirtschaftsmeisterin gemacht.
Und müssen sich jetzt nicht nur im Stall plagen, sondern auch noch hohe Investitionskosten herein holen.
Das stimmt. Wir stellen auch noch eine Pasteurisieranlage auf, in der die Milch 20 Sekunden lang schonend erhitzt wird. Das macht sie für fünf Tage haltbar. Aber wir haben nun auch eine Firma beauftragt, die Werbung für uns macht. Wir hoffen einfach, dass alles läuft.