Brennerzulauf:Geduldsprobe für Anlieger

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Zwar ist es besser, den Betroffenen zunächst gar keine Informationen zu geben als die falschen, allzu viel Zeit aber sollten sich die Verantwortlichen auch nicht lassen, wenn sie niemand verunsichern wollen

Von Wieland Bögel

Dass Rom möglicherweise an mehreren Tagen erbaut wurde, legt eine bekannte Redensart nahe, die sicher auch für Bahnlinien Gültigkeit hat. Insofern ist es nur logisch, dass sich bei einem weitgehend ungeplanten Großprojekt wie dem Brennerzulauf heute nicht sagen lässt, wie es in Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, einmal aussieht. Ebenso nachvollziehbar ist aber, dass diese Unsicherheit für die Anlieger unangenehm ist. Die beiden Positionen zu vereinen, dürfte in den kommenden Jahren eine der wesentlichen Aufgaben aller sein, soll der Ausbau der Zulaufstrecke gelingen.

Dass und wie es misslingen kann, zeigt sich seit gut zwei Jahren am südlichen Teil der Strecke. Erst im Januar wurde Verkehrsminister Andreas Scheuer in Rosenheim von etwa 3000 aufgebrachten Bürgern begrüßt, die gegen die Ausbaupläne durchs Inntal demonstrierten. Die zwar alles andere als konkret, dafür aber zahlreich sind: Es gibt so viele Trassenvarianten, dass eigentlich jeder Einwohner zwischen Großkarolinenfeld und Kiefersfelden damit rechnen kann, dass demnächst vor der eigenen Haustür die Güterzüge vorbeirumpeln. In der Folge haben sich zahlreiche lokale Initiativen zusammengeschlossen, mit dem Ziel die Ausbaustrecke komplett zu verhindern. Ganz offenbar möchte man bei der Bahn vermeiden, dass sich eine Entwicklung wie im Inntal im Landkreis Ebersberg wiederholt. Bei der Veranstaltung nun in Aßling, wie bereits auf vorangegangenen Veranstaltungen zum Thema Brennerzulauf, betonte der Bahnvertreter wie wichtig die Zusammenarbeit mit Bürgern, Behörden und Kommunen sei. Gleichzeitig vermied er jede allzu konkrete Aussage, sei es zu Lärmschutz, Trassenverlauf oder Verkehrszahlen.

Was durchaus die bessere Strategie ist, wenn es keine konkreten Zahlen und Daten gibt, als wild mit Varianten um sich zu werfen und die Anwohner zu verunsichern. Was aber auch dann geschieht, wenn die Bahn zu lange gar nichts präsentiert. Dass es um dieses Ergebnis Streit geben wird, darf jetzt schon als sicher gelten. Doch je eher klar ist, was kommt - und was nicht - desto eher kann man diese Probleme angehen und Verbesserungen finden. Denn auch für diese braucht es sicher mehr als einen Tag.

© SZ vom 04.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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