Bolzen statt Garteln:Fußball an der Endmoräne

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Wenn die Gemeinde Poing ihr Sportgelände wie geplant erweitert, könnte hier bald statt Blumen und Gemüse nur noch Fußballrasen wachsen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Poing will sein Sportgelände erweitern, dafür müssen aber wahrscheinlich die Krautgärtner weichen

Von Barbara Mooser, Poing

Wenn an einem idealen Sommerabend mit 29 Grad und Biergartenwetter der Sitzungssaal im Poinger Rathaus so voll ist, dass noch zusätzliche Stühle für Besucher herbeigeschleppt werden müssen, kann man davon ausgehen, dass ein Thema auf der Tagesordnung viele Bürgerinnen und Bürger bewegt. Und das war am Donnerstagabend auch der Fall - aus unterschiedlichen Gründen: Die einen waren gespannt darauf, wie es mit der von den Poinger Sportlern lang ersehnten Erweiterung des Sportzentrums jetzt weitergehen soll. Die anderen bangen vor der Erweiterung - weil ihre liebevoll gehegten Krautgärten dann wohl dafür weichen müssten.

Schon lange ist der Platz in der rasant wachsenden Gemeinde für die Sportler knapp, schon lange wird auch über eine Vergrößerung des Sportzentrums diskutiert. Doch mit der zuerst geplanten Erweiterung in den Norden wird es nichts; die Gemeinde konnte die nötigen Grundstücke dafür nicht erwerben. Dafür gelang es ihr, Flächen im Osten der heutigen Anlage zu kaufen, diese sind allerdings nicht ideal, weil sie nahe an der Endmoräne liegen, die als Landschaftsbestandteil geschützt ist. Gebäude scheiden hier also schon mal aus, das hat die Untere Naturschutzbehörde der Gemeinde bereits deutlich gemacht. Schlimmer: Auch mit dem Flutlicht könnte es schwierig werden in diesem sensiblen Areal, Planerin Annette Wrulich zeigte sich aber einigermaßen optimistisch: "Ich sehe ganz gute Chancen, dass wir das schaffen."

Vertreter aller Fraktionen machten auch sehr deutlich, dass eine Erweiterung andernfalls wenig Sinn machen würde. "Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass das ein ,Nice to have' ist", unterstrich etwa Rainer Koch (SPD). Sollte das Landratsamt das Flutlicht nicht genehmigen, könnte man sich die Erweiterung an dieser Stelle gleich sparen, denn das Training - auch der Kinder und Jugendlichen - verschiebe sich immer mehr in die Abendstunden. Wenn die EU nun womöglich auch noch die Sommerzeit abschaffe, würde die Situation ohne Beleuchtung noch schwieriger.

Insgesamt wurde die Erweiterung, die unter anderem neue Fußball- und Bolzplätze sowie Soccer-Five-Anlagen und Einrichtungen für den Tennisclub beinhaltet, quer durch die Fraktionen gelobt, wenn auch einige sich mehr Einrichtungen für Freizeitsportler gewünscht hätten. Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) merkte ebenso wie die Planerin an, dass durchaus auch in Zukunft noch die Möglichkeit besteht, weitere Ideen einzuarbeiten. Die Gemeinde will vor allem deshalb jetzt aber ins Bebauungsplanverfahren gehen um zu prüfen, ob die Behörden - vor allem die Untere Naturschutzbehörde - das Konzept in den Grundzügen überhaupt akzeptieren.

Eva-Maria Saam (CSU) merkte an, dass ihrer Ansicht nach in der Vergangenheit die Vereine als künftige Nutzer zu wenig einbezogen worden seien und forderte, das in Zukunft zu ändern. Ein Kritikpunkt, den der Bürgermeister nicht akzeptieren wollte. Die Zusammenarbeit sei "vorbildlich" gewesen, sagte Hingerl: "Wir reißen uns den Hintern auf und tun unser Bestes." Seinerseits ließ er einen kleinen Seitenhieb gegen Saam los: Er wundere sich ja schon, so der Bürgermeister, dass Anmerkungen über nicht berücksichtigte Wünsche immer bei der CSU-Fraktionschefin landeten, aber nicht bei der Gemeinde. Den Unmut des Bürgermeisters bekam auch die Planerin kurz zu spüren, als sie erklärte, sie habe sich ohnehin mit Ludwig Auer vom TSV Poing und Herbert Matzner von der Poinger Einkehr zusammengesetzt, um deren Wünsche einzuarbeiten. "Das geht gar nicht", schimpfte Hingerl, die Kommunikation müsse schon über die Gemeinde laufen.

Sollte die Erweiterung des Sportzentrums wie geplant möglich sein, müssten dafür wahrscheinlich die 50 Hobbygärtner weichen, die seit 2017 auf dem Areal Blumen und Gemüse anbauen. Werner Dankesreiter (Grüne) warb für das Projekt: Selbstversorger könnten hier hochwertige Lebensmittel produzieren, die Krautgärten seien aber auch ein sozialer Treffpunkt für Menschen verschiedener Nationen geworden. Eine Zusicherung, dass auch den Gartenfreunden künftig ein Plätzchen eingeräumt wird, wollte der Bürgermeister allerdings nicht geben. Man wolle das gern prüfen, versprechen könne man es nicht.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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