Bildung im Landkreis:Oberschule für den Norden

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Schön gelegen aber zu klein ist die FOS/BOS in Erding, die auch Schüler aus Ebersberg besuchen. Nun will der Landkreis eine eigene Oberschule gründen. (Foto: Peter Bauersachs)

Der Landkreis will eine FOS/BOS bauen, sollte es den Bedarf geben. Diesen soll eine Probeeinschreibung im Frühjahr ermitteln

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Weg zum Fachabitur führt im Landkreis zunächst zum Bahnhof. Denn zwar gibt es hier vier Gymnasien aber keine einzige Fach- oder Berufsoberschule (FOS/BOS). Dies könnte sich bald ändern, der zuständige Ausschuss des Kreistages beschloss nun, dass der Landkreis die Gründung einer eigenen FOS/BOS angehen soll. Dazu wird es als ersten Schritt eine Probeeinschreibung geben, die den Bedarf ermitteln soll. Diese findet im kommenden Frühjahr in Ebersberg sowie auch in den angrenzenden Landkreisen statt.

Den Wunsch nach einer eigenen FOS/BOS im Landkreis gibt es schon länger, den jüngsten Vorstoß hatte nun die CSU/FDP-Fraktion unternommen. Gefordert wurde, die Verwaltung möge prüfen, welche Voraussetzungen für einen neuen Oberschul-Standort im Landkreis nötig seien. Dieser könne sowohl eine eigenständige Schule, wie auch eine Außenstelle der FOS/BOS in Erding sein, an der der Landkreis Ebersberg über eine Zweckvereinbarung beteiligt ist. Wie CSU-Kreisrat Tobias Scheller im Ausschuss erläuterte, sehe seine Fraktion durchaus Bedarf für eine eigene Schule. Immerhin gebe es mehr als 500 Schüler aus dem Landkreis, die derzeit eine FOS/BOS besuchen, "aber eben nicht bei uns, sondern in Wasserburg, Erding oder München." Allerdings beantrage man ausdrücklich noch keine Schulgründung, "sondern wir wollen erst prüfen, ob es realisierbar ist", so Scheller.

Dazu ist die für März geplante Probeeinschreibung entscheidend, wie Hubert Schulze vom Sachgebiet Bildung erklärte. Insgesamt gehen 591 Ebersberger Schüler auf eine FOS/BOS, was grundsätzlich für einen eigenen Standort ausreichen würde. Allerdings sei längst nicht sicher, dass sich alle für die neue Schule entscheiden würden. Dies liege zum einen am möglichen Standort. Wie Landrat Robert Niedergesäß erläuterte, "gibt es entlang der Linie S4 keine Chance". Grund ist das dort bestehende - oder auch geplante - Angebot. So würde eine neue FOS/BOS zwischen Vaterstetten und Ebersberg negative Auswirkungen auf die Schule in Wasserburg haben, und darum wohl nicht vom Kultusministerium genehmigt werden. Außerdem ist in der Gemeinde Haar, also unmittelbar hinter der Landkreisgrenze, bereits eine neue FOS/BOS in Planung. Zudem bestehe eine gute Anbindung in Richtung München. Was aber bedeutet, dass die erwartbare Schülerzahl für die eigene Oberschule deutlich unter 591 liegt: Zumindest die meisten der 166 Schüler, die derzeit in Wasserburg und die 160, die in München zur Schule gehen, kämen wohl für die neue Landkreis-FOS/BOS nicht in Frage.

Wohl aber die jungen Ebersberger, die in Erding die Oberschule besuchen, 207 sind es im aktuellen Schuljahr. Zwar "haben wir ein gutes Verhältnis zu den Erdingern und werden auch immer zu den Abschlussfeiern eingeladen", wie Landrat Niedergesäß sagte, dennoch biete eine eigene Schule den Vorteil, dass man mitentscheiden könne. Zudem sei die Schule in Erding massiv überbelegt und eine Erweiterung zumindest in nächster Zeit unmöglich. Übrigens auch nicht außerhalb des eigentlichen Standortes: Eine Außenstelle der FOS/BOS Erding im Nachbarlandkreis sei laut Kultusministerium nicht zulässig, man müsse daher eine eigene Schule gründen. Für diese seien aber mindestens 300 Schüler nötig, so Schulze. Einige wird man daher wohl aus Wasserburg und München abwerben müssen.

Ob dies Erfolg hat, hänge neben dem Standort auch vom Angebot der neuen Schule ab, so Schulze. Immer gut nachgefragt bei den Schülern sei der Bereich Wirtschaft, eine technische Ausrichtung werde ebenfalls gut angenommen und noch dazu vom Kultusministerium gefördert. Ebenfalls möglich sei die Ausrichtung auf Berufe im Sozialwesen, im Bereich Agrar und Umwelt oder Gestaltung. Für welche man sich letztlich entscheidet, soll die Probeeinschreibung ermitteln, hier wird ausdrücklich nach den gewünschen Zweigen gefragt werden.

Im Ausschuss gab es fraktionsübergreifende Zustimmung zu dem Prüfauftrag. Ihre Fraktion fordere seit mehr als zehn Jahren eine eigene Oberschule für den Landkreis, so SPD-Kreisrätin Bianka Poschenrieder, die Kollegen, die seit dieser Zeit dabei sind hätten ihr darum aufgetragen "dass ich sagen soll, wie toll wir es finden." Wie Scheller verwies sie auf die Überbelegung in Erding, außerdem könne man sich mit einer eigenen Schule die finanzielle Beteiligung an jener im Nachbarlandkreis sparen.

Dass diese Einsparungen - etwa 300 000 Euro im Jahr - für Finanzierung und Betrieb einer eigenen Schule ausreichten, bezweifelte die Grünen-Fraktion. "Wir sind in einem Bereich um die 20 Millionen Euro", schätzte Franz Greithanner. Wie lange es dauere, dieses Summe aus den ersparten Gastschulbeiträgen zu finanzieren, könne sich jeder selber ausrechnen. Sein Fraktionskollege Philipp Goldner sprach sich zwar ausdrücklich für die Prüfung und die Umfrage aus, bezweifelte aber gleichzeitig, dass diese ein positives Ergebnis bringen werde: Die Schüler aus dem Landkreissüden werde man nicht erreichen, so Goldner, und jene aus Erding reichten für eine eigene Schule nicht aus.

Dann müsse man eben Werbung machen für die Probeeinschreibung, schlug Rolf Jorga (CSU) vor. Poschenrieder regte an, darauf hinzuweisen, dass man bei Bedarf eine Busverbindung aus dem Landkreissüden zur neuen Schule einrichten könne. Damit könnte der Weg zum Fachabitur für manche Schüler künftig statt über den Bahnhof über die Bushaltestelle führen.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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