Bilanz:Auf dem richtigen Weg

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Nicht jeder Patient in der Kreisklinik ist gleich ein Notfall. Für leichtere Fälle gibt es seit vergangenem Jahr die Bereitschaftspraxis. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die neue Bereitschaftspraxis sollte die Notaufnahme entlasten. Nach einem halben Jahr zieht der Chefarzt Bilanz. Diese fällt grundsätzlich positiv aus, dennoch bleibt die Zahl der Patienten auf hohem Niveau

Von Jan Schwenkenbecher, Ebersberg

Bequeme Kleidung, Schlafanzug, Zahnbürste und ein Föhn, Dinge die auf der Koffercheckliste der Kreisklinik für einen Besuch in der Notaufnahme stehen. Ganz so lange, wie die Liste vermuten lässt, ist die Wartezeit in der Notaufnahme dann aber doch nicht. Die Packliste ist für diejenigen gedacht, die von der Notaufnahme direkt auf die Station überwiesen werden und ein paar Tage in der Klinik verbringen. Dennoch kann es in der Notaufnahme schon mal etwas dauern, sie ist überbelastet. Ein Grund, warum im Juli vergangenen Jahres neben der Notaufnahme die Bereitschaftspraxis ihren Dienst in der Kreisklinik aufnahm. Dorthin sollen die weniger schweren Fälle abgegeben werden. Nun, ein halbes Jahr später, steht die Frage im Raum, ob sie die Notaufnahme entsprechend entlastet hat.

Tatsächlich sanken die Fallzahlen in der Notaufnahme leicht - allerdings nachdem es zuvor "einen massiven Zuwachs von Patienten in der zentralen Notaufnahme" gegeben hatte, wie Artur Klaiber, Chefarzt an der Kreisklinik und Leiter der Notaufnahme sagt. "Von 2014 auf 2015 gab es eine Steigerung um 42 Prozent", so Klaiber. Diese Steigerung habe es nicht nur in Ebersberg gegeben, Mediziner hätten sie so oder so ähnlich im gesamten Münchner Umland beobachtet. "Es gab viele Infektionskrankheiten, Noro-Geschichten, und die generelle Entwicklung, dass die Menschen mit Krankheiten, die akut auftreten, vermehrt in Kliniken gehen und in den Notaufnahmen landen", sagt Klaiber. So kam es, dass 2015 in der Notaufnahme der Kreisklinik in Ebersberg 23 385 Personen aufgenommen wurden. "Das hat zu massiven Problemen und sicherlich dazu geführt, dass wir nach Lösungen gesucht haben."

Eine davon war die Bereitschaftspraxis. Seit deren Inbetriebnahme sanken die Zahlen in der Notaufnahme wieder, wenn auch nicht sonderlich. 23 146 Patienten wurden 2016 aufgenommen, 239 Fälle weniger als im Jahr zuvor. "In der Gesamtzahl gibt es fast keinen Unterschied", sagt Klaiber, was dennoch ein sehr gutes Ergebnis sei. "Das heißt, dass wir den massiven Aufwärtstrend gestoppt haben." Er glaubt zwar auch, dass es nicht wieder eine Steigerung um über 40 Prozent gegeben hätte. "Aber wenn es bloß zehn bis 20 Prozent gewesen wären, wäre das ein Problem gewesen", so Klaiber, "für mich ist das schon eine Bestätigung, dass die Maßnahme eine sehr gute war. Wir sind auf dem richtigen Weg."

Doch auch bei der Art der Fälle habe es eine Veränderung gegeben. "Inhaltlich haben wir bei gleicher Gesamtzahl mehr schwere Fälle, dadurch auch mehr stationäre Aufnahmen", sagt Klaiber, "und damit deutlich weniger Patienten mit einfachen Krankheiten." Auch das könne auf die Bereitschaftspraxis zurückgeführt werden. Früher hätte man die Leute mit Schnupfen nicht wieder weg und irgendwo im Landkreis zum diensthabenden Arzt schicken können. Heute können die Mitarbeiter der Notaufnahme sie einfach nach nebenan schicken, nur die schweren Fälle bleiben übrig.

Dennoch seien die aktuellen Patientenzahlen zu hoch, um sie mit den bestehenden Möglichkeiten bewältigen zu können, sagt Klaiber. Die Bereitschaftspraxis reicht als Lösung des Problems also nicht aus. Deswegen geht demnächst ein sogenanntes Triage-System in Betrieb, das die Wartenden ihrer Dringlichkeit nach in grüne, gelbe oder rote Fälle sortiert. Doch selbst das ist nur eine Zwischenlösung - bis 2020 soll die Notaufnahme komplett neu gebaut werden.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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