Berufsmesse:Schulbank statt Ausbildung

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Die Veranstaltung der Gemeinden Poing und Markt Schwaben ermöglicht Jugendlichen Einblicke in die Berufswelt. Laut den Ausstellern geht der Trend jedoch weiter in Richtung Studium

Von Sandra Langmann, Poing

Kartoffelsalat, Obazda und mediterraner Nudelsalat laden zum Probieren an. Nein, nicht an der Feinkost-Theke im Supermarkt, sondern auf der Berufsmesse in Poing. Firmen müssen sich schließlich etwas Besonderes einfallen lassen, um auf sich aufmerksam zu machen, um das junge Publikum anzulocken. Immerhin gibt es laut Landrat Robert Niedergesäß (CSU) derzeit etwa 300 Ausbildungsstellen im Landkreis, die nicht besetzt sind.

Bei Irena Ellwanger, Personalsachberaterin von Kugler-Feinkost, ist jedenfalls am meisten los, denn jeder möchte die Köstlichkeiten probieren. Beim Essen könne man sich eben am besten ein persönliches Bild vom Produkt machen und ins Gespräch kommen, so Ellwanger. Sie ist auf der Suche nach drei Auszubildenden in den Bereichen Lagerlogistik, Lebensmittel und Einzelhandel.

Was will ich mal werden? Bei der Berufsmesse in Poing konnten sich wieder Schüler der Abschlussklassen darüber informieren, welche Ausbildungen es gibt. (Foto: Christian Endt)

Insgesamt 43 Betriebe haben es dem Feinkostanbieter gleichgetan und sind bei der Berufsmesse in Poing vertreten. Bereits zum vierten Mal wurde die Veranstaltung, die abwechselnd in Poing und Markt Schwaben stattfindet, von Lidija Sturman, Sozialpädagogin an der Mittelschule Markt Schwaben, organisiert. Denn eine ihrer Aufgaben ist es, die Schüler bei ihrem Übergang ins Berufsleben zu betreuen. Dabei kam sie auf die Idee, eine Berufsmesse anzubieten, damit Schüler und Betriebe miteinander in Kontakt treten können. 750 Acht- bis Zehntklässler aus allen weiterführenden Schulen in Poing und Markt Schwaben hatten am Dienstag also die Möglichkeit, sich für einen Praktikumsplatz oder eine Ausbildungsstelle zu bewerben.

Ein knackiger Spruch soll Sympathien wecken. Auch die Bundeswehr sucht in Poing nach Nachwuchs. (Foto: Christian Endt)

Dankend angenommen haben dieses Angebot zum Beispiel Dominik Lemmerich (15) und Patrick Metz (17). Mit zahlreichen Info-Materialien unterm Arm sehen sie ganz zufrieden aus. Dominik verrät, dass er sich vorab online bei der Océ Printing System GmbH & Co. KG für eine Lehrstelle als Fachinformatiker beworben habe und nun mit dem Chef persönlich ins Gespräch gekommen sei. Daher erhoffe er sich nun gute Chancen. Patrick möchte die Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement machen und hat auf der Messe schon einige Betriebe gesehen, bei denen er sich gerne bewerben möchte. Auch die Schulleiterin der Grund- und Mittelschule Poing, Luitgard Stephan-Wagenhäuser, ist davon überzeugt, dass sich die Berufsmesse bewährt: Bereits einige ehemalige Schüler hätten auf der Messe ihre Ausbildungsstelle gefunden. Zudem kämen immer wieder Firmen auf sie zu, mit dem Wunsch, sich außerhalb der Messe an der Schule vorzustellen, so Stephan-Wagenhäuser. Und unter den Schülern bemerke sie einen leichten Trend zurück zur Ausbildung statt Fachoberschule.

Eine Entwicklung, die viele Aussteller nicht beobachten können. Die Suche nach Lehrlingen gestalte sich vor allem im handwerklichen Bereich beschwerlich, sagt Annette Wanninger, Personalreferentin der Metzgerei Vinzenzmurr. Sowohl Praktika als auch Schnuppertage würden angeboten, um die Betriebe kennenzulernen und den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, doch nicht viele junge Leute seien für den Beruf des Fleischers zu begeistern, vermutet Wanninger. Der Ausbildungsleiter der Herrmann CNC-Drehtechnik GmbH, Adam Baumgartl, hat ebenfalls Ausbildungsplätze zu vergeben. Erst zwei "sehr durchwachsene" Bewerbungen habe er für kommendes Jahr erhalten. Und auch auf der Messe zeigten die Schüler nur wenig Interesse. "Die müssen ja da hin", so Baumgartl. Auch Andreas Mühl, zuständig für die technische Ausbildung bei Qioptiq, zeigt sich von den Bewerbungen nicht allzu begeistert: Neben guten Noten spiele die soziale Komponente hier eine große Rolle. Seine aktuellen Azubis machten sich aber ganz gut, so Mühl. Christian Rieger, Ausbildungsleiter der BKL Baukran Logistik GmbH, hat bislang auch noch keinen Trend hin zur Ausbildung feststellen können - jedoch seien die Löhne bestimmt ein Ansporn, sich für den Lehrberuf und gegen die Fachoberschule zu entscheiden.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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