Behinderungen:Stellwerksausfall legt Bahn lahm

Lesezeit: 2 min

Beeinträchtigung in Grafing dauert bis zum Abend

Von Barbara Mooser, Ebersberg/Grafing

Ein stundenlanger Stellwerksausfall hat am Donnerstag zu massiven Behinderungen im Bahnverkehr zwischen Grafing und Ebersberg geführt. Bereits seit kurz nach acht Uhr morgens konnten keine Züge mehr zwischen Grafing-Bahnhof und der Kreisstadt verkehren, nach einer Stunde wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen und Großraumtaxis eingerichtet. Selbst bis zum abendlichen Berufsverkehr war die Störung noch nicht behoben. Laut einer Sprecherin der Bahn waren an dem Stellwerk mehrere Einzelkomponenten defekt, der Ausfall habe also nicht nur eine Ursache gehabt.

Betroffen war von der Störung nicht nur die S-Bahn, auch beim Meridian gab es massive Einschränkungen. Alle Verbindungen, die durch Grafing führen, waren laut einem Sprecher beeinträchtigt, man stellte auf ein Ersatzkonzept um, um wenigstens einen Teil der Verbindungen aufrecht erhalten zu können. Ähnlich war die Lage beim Filzenexpress, auch dieser verwies seine Fahrgäste auf die Ersatzbusse. Doch damit nicht genug: Am Nachmittag kam auf der Strecke auch noch ein Polizeieinsatz in Trudering dazu - weshalb auch zwischen Haar und dem Leuchtenbergring erst einmal gar nichts ging.

Entsprechend genervt waren die gestrandeten Pendler am Nachmittag. "Reißt halt Grafing endlich ab, das ist ja kein Zustand mehr", forderte eine S-Bahn-Nutzerin auf Twitter, die auch in den Tagen zuvor mehrere Störungen erlebt hatte. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert nun Konsequenzen. "Es darf nicht sein, dass die DB die Infrastruktur derart schlecht im Griff hat, dass am laufenden Band Stellwerke ausfallen", so Andreas Barth, Münchner Sprecher von Pro Bahn. Der Verband verlangt, dass die Fahrgäste für die Pannenserie entschädigt werden. "Nur einen Teil der Leistung zu erbringen, und dann trotzdem den vollen Preis zu fordern, das muss aufhören", sagte Andreas Barth.

Eine einfache Möglichkeit der Entschädigung wäre laut Barth, den Abokunden nur den der Pünktlichkeit entsprechenden Betrag abzubuchen. Das würde bedeuten, bei 95 Prozent Pünktlichkeit müssen auch nur 95 Prozent bezahlt werden. Zudem fordert der Verband, dass die Verantwortlichen bei S-Bahn und Freistaat Bayern endlich ungeschönte Pünktlichkeitszahlen veröffentlichen. Derzeit werden Zugausfälle ignoriert, das heißt: obwohl die S-Bahn nicht fährt, ist laut Statistik alles pünktlich. "Statistiken, die mit der Realität kaum in Verbindung stehen, sind - vorsichtig formuliert - nicht hilfreich", kritisiert der Sprecher des Fahrgastverbands.

Pro Bahn weist darauf hin, dass es sich bei der Störung in Grafing nicht um einen Einzelfall handelt. Am Mittwoch habe es eine Stellwerksstörung in Trudering gegeben. Am Sonntag sei das Stellwerk am Ostbahnhof mit Auswirkung auf alle Linien betroffen gewesen. "Ähnliche Ausfälle gibt es immer wieder. Fortschritte - auch kleinere - sind bei der Infrastruktur des S-Bahn-Netzes nicht erkennbar", so das frustrierte Resümee aus dem Fahrgastverband. Das mehr als 40 Jahre alte Stellwerk in Grafing gilt seit langem als besonders störungsanfällig, immer wieder kommt es hier zu Defekten. Ein Austausch ist zwar geplant, einen Zeitplan hierfür gibt es bisher aber nicht.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: