Bebauungsplan:Viel Lärm um nichts

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Anwohner verfassen eine lange Liste von Bedenken gegen die Ausweisung eines Baugebietes im Süden von Hohenlinden. Im Gemeinderat können die Sorgen jedoch vollständig entkräftet werden - zumindest formal

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Das Neubaugebiet "In den Reuten III" hat nicht nur Fans in Hohenlinden. Eine Interessensgemeinschaft von Nachbarn aus den umliegenden Wohngebieten, darunter Rechtsanwälte und auch Gemeinderatsmitglied Josef Neumeier (Bürgerliche) hatten eine lange Liste von Bedenken in einem Schreiben an die Gemeinde geäußert. Sorgen machen sich die Anwohner im Hinblick auf Lärm, Beschattung, Stellplätze, der Zufahrt und der Nähe zur B 12. Aber auch Bedenken zu Hochspannungsleitungen und Mobilfunkanlage, die einseitig dichte Bebauung, Abweichungen zur Darstellung im Flächennutzungsplan (FNP) und zum vereinfachten, beschleunigten Aufstellungsverfahren werden geäußert. Der Gemeinderat allerdings lässt sich davon nicht beeindrucken. In seiner jüngsten Sitzung beschloss das Gremium, an der derzeitigen Planung festzuhalten.

Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH), Christina Springer von der Gemeindeverwaltung und Stadtplaner Andreas Berchtold vom beauftragten Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München nahmen zu den Anregungen und Bedenken der Bürger Stellung. Wenn alles glattgeht, könnte die Planung im Herbst nach der erneuten Auslegung abgeschlossen werden: "Ich bin überzeugt, dass es vernünftig wird, die Planung steht auf stabilen Füßen", sagte Maurer. "Es entsteht Baugrund für jeden Geldbeutel", lobte Hildegard Fröhlich (ÜWH). Josef Neumeier hingegen hätte sich eine bauliche Entwicklung im Norden Hohenlindens gewünscht, weil ein an die Umgehungsstraße heranrückendes Baugebiet wegen der Lärmbelastung rund um die Uhr für die künftigen Bewohner vor allem bei Ostwind "ein Horror" werden könne. Zudem kritisierte Neumeier die zulässige Wandhöhe von 5,80 Metern (bisher in den Reuten 4 Meter), mit dem Dach würden die Häuser mit fast neun Metern Höhe die bestehenden Gebäude deutlich überragen, was Neumeier zufolge zu Problemen bei der Besonnung bei den Nachbarn führen könnte.

Zweiter Bürgermeister Thomas Riedl (CSU) verteidigte den Standort im Süden, denn im Norden seien derzeit keine geeigneten Grundstücke am Sportplatz und an der Schule vorhanden. Zudem seien Grundstücke im Süden Hohenlindens bei bauwilligen Bürgern trotz der Nähe zur B 12 beliebt. Andreas Berchtold vom Planungsverband erläuterte, dass sich der Zeitgeist geändert habe und auf den Flächenverbrauch mehr als früher geachtet werde. Deshalb dürften die neuen Häuser höher als die bestehenden gebaut werden. Einer Sonnenstudie zufolge werde es etwa südlich der Ahornstraße Verschattung "im erträglichem Maße" geben. Auch die Abstandsflächen entsprechen Berchtold zufolge den Vorschriften.

Beim Thema Lärm zitierte der Planer aus dem 2017 erstellten Lärmgutachten: Wegen der kommunalen Entlastungsstraße seien Überschreitungen der Grenzwerte auch nach der Erweiterung der Lärmschutzwand an einigen Stellen "In den Reuten III" zu erwarten und Lärmschutzmaßnahmen teilweise erforderlich, insgesamt sei das Projekt dennoch zulässig und die Lärmbelastung kein Ausschlusskriterium. Auch die Starkstromleitungen der Deutschen Bahn und die Mobilfunkanlage seien in ausreichendem Abstand. Die Zahl der Stellplätze richte sich nach der Stellplatzordnung der Gemeinde. Eine von Anwohnern geforderte Verlegung geplanter Grünflächen und eines Spielplatzes an eine andere Stelle im Baugebiet sei nicht sinnvoll. Das beschleunigte und vereinfachte Verfahren sei ohne Umweltprüfung möglich, teilte der Planer mit.

© SZ vom 15.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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