Bauen:Neue Heimat

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Die überarbeitete Planung für das neue Ebersberger Baugebiet Friedenseiche VIII wird im Technischen Ausschuss kontrovers diskutiert. Letztendlich überwiegt die Meinung, dass nostalgische Gefühle fehl am Platz sind

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

Keine leichte Aufgabe ist es, die das Architekturbüro Wenzl in Ebersberg übernommen hat: Bereits im Februar entschied sich die Stadt dazu, den Auftrag für die Erstellung eines Planungsentwurfs für das neue Baugebiet Friedenseiche VIII im Ebersberger Westen an das Passauer Architektenteam zu vergeben. Ein "hochinteressanter Standort" sei das Gebiet, so Architekt Erwin Wenzl bei der Sitzung des Technischen Ausschusses am Dienstag. Das jedoch "macht es natürlich auch schwierig", fügte er hinzu - die Interessen der Betroffenen gehen teils in diametral entgegengesetzte Richtungen.

Tatsache sei jedoch, so Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), dass bereits seit den 1960er Jahren ein Flächennutzungsplan für das Gebiet existiere. "Darin sieht man, es war damals schon gewünscht, dass das Wohnen da fortgeführt wird", ergänzte Wenzl. Dennoch habe man sich alle Mühe gegeben, auf die Bedenken von Anwohnern einzugehen und den Wettbewerbsentwurf dementsprechend umgestaltet.

Eine deutliche Veränderung betrifft die ursprünglich als quadratische Geschosswohnungsbauten angelegten Komplexe im Osten des Gebietes. Als Reaktion auf die Bedenken der Anwohner wurde der Abstand zu diesen nun deutlich höher kalkuliert: statt den ursprünglich vorgesehenen drei Metern Abstand sind es nun zwölf. Im Norden der Komplexe sieht der Plan einen Platz vor, der, so Philipp Goldner von der Grünen-Fraktion, "alles auflockert und sehr begrüßt wird."

Einig war sich der Ausschuss, dass für die Straßenführung ein Verkehrsplaner hinzugezogen werden müsse. Dies soll vor allem gewährleisten, dass die neu entstehende Straße nicht als Schleichweg für "andere viel befahrene Straßen" genutzt werde, so der Architekt. Deshalb habe er die Straße bisher mit einer Breite von maximal fünf Metern geplant. Das ermögliche zwar eine problemlose Begegnung von zwei Autos - für Lastwagen sie es aber bereits knapp bemessen.

Der Planungsentwurf für die rund 10 000 Quadratmeter große Fläche sorgte jedoch nicht nur für Begeisterung in den Reihen der Stadträte. Zweiter Bürgermeister Toni Ried (Freie Wähler) äußerte "Probleme und Bedenken". "Es gibt jetzt dieses Schlagwort, das sämtliche Planer inzwischen als Ausrede nutzen: Die notwendige Verdichtung." Bis ins Unendliche könne man das treiben, "dann können wir auch gleich Hochhäuser bauen", klagte er.

Während aus den Reihen der Zuschauer, Interessierte wie auch Anwohner, vereinzelt Zustimmung artikuliert wurde, wies Bürgermeister Walter Brilmayer Rieds Position zurück: "Dann können wir auch gleich wieder mit der Planung aufhören", so Brilmayer. "Ich weise darauf hin, dass der Stadtrat einstimmig für die Innerortsverdichtung gestimmt hat - das können wir jetzt nicht wieder zurücknehmen", stellte er klar

Zugestimmt habe er auch, räumte Ried ein. Dennoch müsse man dabei Maß halten. In ganz Bayern werden "die Orte nur noch nach praktischen Gesichtspunkten gedacht. Was eigentlich Heimat bedeutet, das wird so Stück für Stück beerdigt", gab er zu bedenken. Weder mit den Pultdächern noch mit der Tatsache, dass durch den Geschosswohnungsbau die Landschaft abgeschlossen werde, könne er sich anfreunden. Josef Riedl von der CSU-Fraktion entgegnete gelassen: "Heimat ist, dass ich an dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin, auch bleiben kann - und das geht nur, wenn wir bezahlbaren Wohnraum schaffen." Unterstützung bekam er unter anderem aus den Reihen der SPD: Hans Mühlfenzl wies darauf hin, dass es sich bei dem Gebiet um die "letzte große Baulandreserve" der Stadt handle, "die muss man bedarfsgerecht bebauen", womit er den - überparteilichen - Konsens auf den Punkt brachte. "Und was Heimat angeht - die Zeiten sind vorbei. Wir brauchen heute vernünftige Bebauung." Sowohl Goldner als auch Elisabeth Platzer (SPD) verwiesen zusätzlich auf die "Versäumnisse", zu denen es im Baugebiet Doktorbankerl gekommen sei.

Die Abstimmung fiel dementsprechend sowohl zugunsten der Pultdächer als auch für die (platz-)ökonomische Variante bei den Einfamilienhäusern im Westen aus: Sechs Parzellen sollen dort entstehen. Die Grundstücke sollen zwölf Meter breit und 25 Meter lang werden und dreigeschossig bebaut werden, um ebenerdig Platz für Garagen zu schaffen. In den Geschosswohnungsbauten werden diese wohl unterirdisch untergebracht, "weil der Platz oberirdisch fast zu wertvoll ist", sagte Architekt Wenzl.

Einige Punkte, beispielsweise die Option, im Norden des Geländes eine viergeschossige Bebauung zuzulassen, wurden noch offen gelassen. In den kommenden vier Wochen liegt der Planungsentwurf zur Ansicht im Rathaus aus.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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