Bauarbeiten in Poing:Stadtplanung in zwei Varianten

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Im Poinger Zentrum ist zuletzt viel gebaut worden. Doch ein Ende der Arbeiten ist nicht in Sicht. Nun geht es um den Busbahnhof südlich der Gleise. (Foto: Christian Endt)

Im Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans für das Gebiet südlich der Bahngleise in Poing wird nun die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung durchgeführt. Dabei geht die Gemeinde allerdings einen unüblichen Weg

Von Jörg Lehne, Poing

In der Ortsmitte von Poing ist in den vergangenen Jahren viel gebaut worden. Zuletzt eine Bahnunterführung, die Ende April des Vorjahres fertiggestellt wurde. Nun soll auch der Bereich südlich der S-Bahngleise neu geplant werden. Dazu will die Gemeinde mit einer sogenannten "frühzeitigen Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung" Stellungnahmen der Bürgerinnen und Bürger sowie von betroffenen Behörden einholen, um deren Meinungen in die Planung mit einzubeziehen.

Das umfasste Planungsgebiet soll zukünftig Raum für Wohn- und Gewerbebauten, eine P&R-Anlage und Fahrradabstellplätze bieten. Eine Dachterrasse soll künftig als neuer öffentlicher Treffpunkt dienen und das alte Bahnhofgebäude für soziale und kulturelle Zwecke zur Verfügung stehen. Zudem wird über den zukünftigen Standort des Busbahnhofs entschieden.

Durch die frühzeitige Beteiligung von Öffentlichkeit und Behörden können bereits in einem frühen Stadium des Planaufstellungsverfahrens relevante Belange gesammelt und anschließend abgewogen werden. Dazu wird von der Gemeinde ein Flyer herausgegeben werden, der Planungshintergründe, sowie - und das ist besonders - zwei unterschiedliche Planungsvarianten vorstellt. Das ist "ungewöhnlich", sagte auch der Erste Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Mit den beiden Konzepten hat sich der Gemeinderat schon im September vergangenen Jahres befasst. Da das Gremium nicht zu einer abschließenden Entscheidung gekommen ist, soll die Auswahl nun erst getroffen werden, nachdem Stellungnahmen von Behörden und Privaten eingeholt wurden. Wichtig zu wissen ist: Beide Varianten werfen unterschiedliche Probleme auf. Der größte Unterschied zwischen den Varianten findet sich beim Standort für die öffentliche Bushaltestelle.

Variante eins hält an der bereits bestehenden Buswendeschleife westlich der Bahnunterführung fest. Auf der Fläche östlich der Unterführung soll hiernach ein Parkhaus mit ergänzender Gewerbenutzung entstehen, während der Bereich südlich der Bahnhofstraße der Wohn- und Gewerbenutzung dienen soll.

Auch Variante zwei reserviert den südlichen Planungsbereich für Wohnen und Gewerbe. Die übrigen Bereiche gestaltet sie jedoch völlig neu. Insbesondere verzichtet sie auf die derzeit bestehende Busschleife. Stattdessen soll östlich der Bahnunterführung eine neue geräumigere Haltestelle geschaffen werden, die von sechs Busse gleichzeitig genutzt werden könnte und zudem ermöglicht, in unterschiedliche Richtungen an- und abzufahren. Inmitten der Haltestelle soll ebenso ein Parkhaus entstehen, das jedoch kleiner ausfiele, als jenes in der ersten Variante.

Diese Neuordnung könnte eine bedeutende Entlastung für den öffentlichen Nahverkehr bringen. Allerdings bedeutet der Bau einer neuen Bushaltestelle zugleich, dass viel Freiraum entstehen würde. Die Bahngleise wären nur einige Meter davon entfernt. Für den Wohnbereich südlich der Bahnhofstraße könnte das zur Lärmbelastung werden, wie SPD-Fraktionssprecher Peter Maier auf Nachfrage der SZ erklärt. Die erste Variante hätte dieses Manko nicht. Dennoch es sei wichtig den öffentlichen Nahverkehr in der Gemeinde weiter zu erleichtern, sagt Maier. Gleichwohl habe der Gemeinderat die erste Variante damals nicht gleich verwerfen wollen.

Dass noch keine Entscheidung getroffen wurde, hat laut Franz Langlechner (CSU) jedoch auch den Grund, dass der Planungsprozess normalerweise länger dauert, bevor man sich an die Öffentlichkeit wendet. Diesmal aber wollte man schnell ins Gespräch mit der Deutschen Bahn und der Telekom kommen, deren Grundstücksflächen vom neuen Bebauungsplan betroffen wären. Besonders die Verwendung des alten Telekomgebäudes sei eines der Hauptaugenmerke der Bauleitplanung. In der Gemeinderatssitzung mahnte Langlechner zudem an, dass man nicht nur an festen Planungsvarianten festhalten dürfe, sondern auch für gänzlich neue Konzepte offen sein müsse. Auf den Gemeinderat warteten noch viele Konflikte und eine anspruchsvolle Planung. Das Bauprojekt sei ein zentraler Baustein für Poing. Mitunter deshalb habe er überhaupt wieder für den Gemeinderat kandidiert, so Langlechner.

Vorerst sind die Poingerinnen und Poinger sowie von der Planung betroffene Behörden gefragt. Der Informationsflyer wird von der Gemeinde am 9. September teilweise versendet. Für alle anderen wird er öffentlich ausgelegt werden und auch online einsehbar sein.

© SZ vom 17.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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