Bargeld und Kartenzahlung:Noch klimpert's in den Kassen

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Kartenzahlung wird auch in den Läden im Landkreis immer beliebter. Doch gerade bei kleinen Beträgen wird nach wie vor meist lieber Bargeld genutzt

Von Carolin Schneider, Ebersberg

Schneller geht es, wenn man im Laden die EC-Karte zückt und mit dieser bezahlt, anstatt im Geldbeutel nach dem passenden Kleingeld zu kramen. Ein Drittel der Kunden zahlen laut dem Handelsverband Bayern derzeit mit der Karte. Der Griff zum Bargeld ist jedoch immer noch beliebter: Etwa 50 Prozent des Umsatzes im Einzelhandel wird durch Bargeld generiert. Trotzdem sind sich viele Geschäftsleute im Landkreis - egal ob sie in einer Bäckerei, in einem Modegeschäft oder einem Spielwarenladen arbeiten - einig: Heutzutage sollte es in den Geschäften die Möglichkeit geben, mit Karte zu bezahlen.

"Ohne geht es gar nicht mehr", sagt Petra Behounek vom Spielwarenladen "Drachenstube" in Ebersberg. "Viele Menschen haben gar kein Bargeld mehr dabei." Deshalb müsse sie als Geschäftsinhaberin eine Kartenzahlung anbieten. Die Wichtigkeit dieser Möglichkeit wurde ihr besonders bewusst, als der Laden 2015 in neue Räumlichkeiten umzog. Da die Telefonleitung noch nicht umgestellt worden war, war einige Tage lang die Kartenzahlung nicht möglich. "Da ist einiges an Umsatz flöten gegangen", ist sich Behounek sicher. Viele Kunden hätten gar kein Bargeld mehr dabei - oder nur ein paar Münzen. Wenn sie dann doch mehr kaufen, als sie erwartet haben, sind sie froh, wenn sie mit der Karte zahlen können. Meistens werden kleinere Beträge eher noch mit Bargeld bezahlt als größere. "Aber es gibt auch Menschen, die würden jeden Cent mit der Karte bezahlen", so Behounek.

Beim Bäcker wird jedoch lieber zum Bargeld gegriffen. Die Kunden bezahlen kleine Beträge, wie zum Beispiel einzelne Semmeln, immer noch mit Barem, heißt es in der Ebersberger Bäckerei Freundl. Die Karte werde dann gezückt, wenn etwa Tortenbestellungen abgeholt werden. "Vereinzelt werden aber auch schon Kleinbeträge mit der Karte bezahlt", sagt eine Verkäuferin. In der Zukunft könnte das aber mehr werden. "Wenn man sich die Jugend anschaut - die haben ja kaum mehr Bargeld im Portemonnaie und bezahlen alles mit Karte", so die Mitarbeiterin.

Ohne Bargeld in der Tasche kommt man im Weltladen in Grafing nicht weit. "Wir haben gar kein Kartenlesegerät", sagt eine Verkäuferin. Es sei aber möglich, dass sich das in nächster Zeit ändert. Eine Anschaffung sei bereits im Gespräch. Dass man im Laden nicht mit Karte bezahlen kann, störe aber kaum jemanden, sagt die Mitarbeiterin. "Manchmal fragen Kunden nach, ob sie mit Karte bezahlen können", erklärt sie. "Das ist aber eher selten der Fall." Und wenn doch mal jemand kein Bargeld dabei haben sollte, ist das kein Problem: "Die Kunden gehen dann einfach schnell zur nächsten Bank und holen sich das Geld dort", so die Verkäuferin.

Beim Damenbekleidungsgeschäft Caruso in Zorneding und bei der Metzgerei Gantner in Markt Schwaben wiederum kann man sich das Geschäft ohne Kartenzahlung gar nicht mehr vorstellen. Bei Caruso bezahlen noch die wenigsten Kunden mit Bargeld. Auch in der Metzgerei kommt es immer häufiger vor, dass Kunden mit der Karte zahlen möchten. "Am Wochenende noch mal öfter als an anderen Tagen", sagt Manfred Gantner. Das liege daran, dass die Kunden am Wochenende Fleisch zum Grillen oder für ein größeres Essen einkaufen und dadurch mehr Geld ausgeben als unter der Woche. "Am meisten kommt es aber an Ostern, Weihnachten oder anderen Feiertagen vor, dass die Kunden lieber zur Karte greifen", so Gantner. "Da kaufen sie hochwertigere Produkte wie Rinderfilet oder Geflügel, und das kostet auch mehr." Es gebe auch Leute, die schon zehn Euro mit der Karte bezahlen möchten, das sei aber eher der Einzelfall.

In der Buchhandlung Otter in Ebersberg sieht es ähnlich aus. "Kleinere Beträge werden eher selten mit Karte bezahlt", so Sebastian Otter. Trotzdem gebe es auch Kunden, die bei fünf bis zehn Euro zur Karte greifen. "Das ist für uns auch okay, wir haben keinen Mindestbetrag für die Kartenzahlung", so Otter. Im Durchschnitt seien es ein Drittel der Kunden, die ihre Ware mit Karte bezahlen. Das könne aber von Tag zu Tag unterschiedlich sein. Für manche Kunden sei es einfach praktischer, mit der Karte zu bezahlen. "Und für uns ist das auch nicht gerade unpraktisch", sagt der Inhaber der Buchhandlung: Mit weniger Bargeld im Laden fühle man sich sicherer.

Dass das Bargeld irgendwann ganz ersetzt wird, befürchten die Geschäftsleute nicht. "Ich glaube nicht, dass irgendwann auch eine Semmel beim Bäcker für 50 Cent mit der Karte bezahlt wird", sagt Petra Behounek von der "Drachenstube". Das sehe sie vor allem dann, wenn Kinder bei ihr im Laden stehen, mit ihrem Taschengeld in der Hand. Sie schauen, was sie sich mit ihrer Münze kaufen können. "Kindern den Wert von Geld beizubringen, wenn alles digital ist, das funktioniert nicht", so Behounek. "Deshalb wird das Bargeld sicher nie ganz aussterben."

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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