Auszeichnung:Pumpen, Palmen und Propeller

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Den diesjährigen Energiepreis des Landkreises gewinnt das anfangs stark umstrittene Windrad bei Bruck. Daneben gibt es viele weitere innovative Projekte, die zeigen, wie Einzelne, Firmen und Gemeinden klimafreundlicher werden können

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Preisträger ist nicht zu übersehen und das ganz wörtlich. Zumindest wer gelegentlich südlich des Ebersberger Forstes unterwegs ist, sieht früher oder später das Windrad bei Bruck, am Donnerstag ist das Vorzeigeprojekt als solches gewürdigt worden mit dem Energiepreis des Landkreises. Insgesamt 16 Projekte waren heuer eingereicht worden, laut Landrat Robert Niedergesäß (CSU) sind alles "tolle Ideen, die die Energiewende in die Realität umsetzen."

Seit nunmehr neun Jahren vergibt der Landkreis den Preis nun bereits, aus zehn bis 20 Teilnehmern musste die Jury jedes Mal auswählen, seit 2008 haben sich insgesamt 133 Kandidaten beworben. Allen sprach der Landrat seinen Dank aus, ausdrücklich auch jenen, die nicht gewonnen hatten: "Der olympische Gedanke ist auch hier wichtig." Und in diesem Jahr gilt das wohl besonders, denn, um im Bild des sportlichen Wettkampfes zu bleiben, trat eine Olympiamanschaft gegen den örtlichen TSV an. Dass die Windkraftanlage Osterkling den Hauptpreis gewinnt, war daher wenig überraschend.

Aber auch die Geschichte des ersten Windrades im Landkreis hat die Juroren beeindruckt, so der Landrat: "Es hat viel Durchhaltevermögen bedurft." Er habe als Landrat zwar nicht von Anfang an, aber "sehr lange Zeit" das Vorhaben begleitet: "Es war eine spannende Achterbahnfahrt" - was fast schon eine Untertreibung ist. Denn eigentlich hätte die Anlage, die vor gut einem Jahr den Betrieb aufnahm, bereits viel früher gebaut werden und ans Netz gehen sollen. Schon Ende 2011 wurde das Projekt mehrerer Landwirte im Brucker Moos vorgestellt, da hatten sie bereits fast ein Jahr lang geplant. Denn, auch darauf wies Niedergesäß hin, die Idee "ist nicht in der Stimmung nach Fukushima entstanden, sondern viel eher."

Bis sich das Windrad dann aber endlich drehen durfte, hat es deutlich länger gedauert, als geplant. Grund waren Klagen vor Gericht von Anwohnern und Umweltschutzverbänden, erstere befürchteten Lärm und Landschaftsverschandelung, letztere eine Beeinträchtigung in der Gegend lebender Tiere, vor allem Vögel. Die letzten Klagen wurden erst in diesem Jahr abgewiesen, da lief die Anlage schon dank einer Ausnahmegenehmigung des Landratsamtes. Besonders erfreulich für ihn, so Niedergesäß, sei, dass "viele der Nachbarn, die sich vorher beschwert haben, ihren Frieden mit dem Windrad gemacht haben". Den mit 1500 Euro dotierten Preis nahmen die Geschäftsführer der Betreiberfirma Osterkling, Werner Stinauer und Johann Zäuner, entgegen.

Den zweiten Preis und 1000 Euro gab es für Stefan Elst aus Anzing. Er hat seine Metzgerei energetisch optimiert, konkret etwa ein Blockheizkraftwerk eingebaut und außerdem den Energiebedarf insgesamt reduziert. Gut 32 Tonnen CO₂ werden dadurch pro Jahr eingespart. Platz drei und 500 Euro haben Nadia und Adrian Lissai aus Poing gewonnen für die energetische Sanierung ihrer 49 Jahre alten Doppelhaushälfte. Besonders erstaunt habe ihn, so Niedergesäß bei der Übergabe der Urkunde, "dass es in Poing überhaupt so alte Häuser gibt."

Zwei Sonderpreise und jeweils 250 Euro gab es für das Energieforum Zorneding und die Grundschule Anzing. Die Zornedinger wurden für ihr Projekt "Energie macht Schule" ausgezeichnet, dabei lernen Drittklässler der örtlichen Grundschule was der Klimawandel ist und warum die Nutzung erneuerbarer Energien sinnvoll ist. Wie man möglichst energiesparend in die Schule kommt, darum geht es beim Projekt "Palmen für den Klimaschutz" der Anzinger Grundschule. Dort basteln die Schüler einen Urwald aus Papier in der Pausenhalle, je mehr jemand radelt oder zu Fuß geht, eine umso größere Palme darf aufgestellt werden. "Der Verzicht auf das private Auto für den Schulweg ist beispielgebend", befand die Jury.

Nicht aufs Treppchen geschafft aber dennoch Anerkennung verdient hatten sich die übrigen zehn Kandidaten. Darunter das Energieeffizienzhaus der Familie Schellmoser in Ebersberg, das mit Wärmepumpen beheizt wird, die LED-Flutlichtanlage des VfB-Forstinning und die Photovoltaikanlage auf dem Rathaus, die neue, energiesparende Beleuchtung des Markt Schwabener Rathauses und die Photovoltaikanlage auf dem Ebersberger Wertstoffhof. Ebenfalls auf der Liste der Teilnehmer die Malerfirma von Martin Schneider aus Moosach, der seinen Betrieb und das elektrische Firmenauto fast komplett durch Solarzellen versorgt, der Trägerverein Carsharing, der im Landkreis neue Autoteilervereine ins Leben rufen will, die Firma Hofmann und Vratny in Aßling-Steinkirchen für ihr Energiesparprogramm. Mit einem solchen hatte sich auch die Gemeinde Vaterstetten beworben, damit soll Energieeffizienz in Privathaushalten gefördert werden. Katharina Schouwink aus Zorneding hat dies bereits umgesetzt, sie bewarb sich für ihre klimaschonende Lebensweise, etwa den Verzicht auf Auto und Fernreisen sowie eigenen Gemüseanbau am Balkon, Martin Gruber, Betreiber des Rewe-Marktes in Aßling, bewarb sich für ein Projekt gegen Einwegbecher. Im benachbarten Café können Kunden wiederverwendbare Glasbecher kaufen.

Alle diese Beiträge zeigten, wie man"zuhause, im Betrieb oder in Städten und Gemeinden einen Beitrag leisten kann für ein besseres Klima", so Niedergesäß. Und auch, wer keinen Preis bekommt, hat nicht umsonst gearbeitet, betonte der Landrat: Gerade bei Energiesparprojekten "lassen sich Ökologie und Ökonomie oft gut verbinden."

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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