Auszeichnung:Ein Herz für Bedürftige

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Sabine Küpferling hat im Jahr 2005 die Aßlinger Tafel gegründet. Seitdem verteilt sie gespendete Lebensmittel an Menschen in Not. Für ihr ehrenamtliches Engagement erhält sie die bayerische Sozialmedaille

Von Franziska Langhammer

Aßling - Es ist ja nicht so, als ob Sabine Küpferling sonst nichts zu tun hätte. Zwei Pflegekinder wohnen dauerhaft bei ihr, auf kleine Zwillinge passt sie momentan zeitweise auf. Und zwei eigene Kinder hat sie auch noch. Trotzdem verbringt Küpferling viel Zeit damit, Fahrten zu koordinieren, Lebensmittel zu überprüfen, Essen zu verteilen. Seit zwölf Jahren leitet sie die Aßlinger Tafel, und das so engagiert, dass sie an diesem Freitag von Sozialministerin Kerstin Schreyer die Sozialmedaille überreicht bekommt - eine Auszeichnung für Menschen, die sich ehrenamtlich im sozialen Bereich im besonderen Maße verdient gemacht haben.

Eigentlich sollte nicht nur sie, sondern das ganze Team geehrt werden, findet Sabine Küpferling. Auch wenn sie nicht gerne im Mittelpunkt steht, war es jedoch Küpferling, die im Jahr 2005 die Aßlinger Tafel überhaupt erst ins Leben gerufen hat.

"Ich arbeitete damals bei Lidl und habe gesehen, was alles weggeworfen wurde", erzählt sie. Als die Tafel in Grafing eröffnete, wurde sie vorstellig; es waren jedoch schon genügend andere freiwillige Helfer vor Ort. Da fragte sich die gelernte Bürokauffrau: "Warum nicht in Aßling?", und setzte sich gemeinsam mit Roswitha Spielberger dafür ein, dort eine Ausgabestelle zu eröffnen. Zuerst lief die Lebensmittelvergabe unter der Ägide der Caritas, schließlich wurde die Aßlinger Tafel zum eigenständigen Verein. "Wir haben in einer Milchkammer in einem Bauernhof angefangen", erzählt Sabine Küpferling, "anfangs kamen vielleicht zwanzig, dreißig Leute."

Mittlerweile ist die Kundschaft auf bis zu 120 Menschen angewachsen, und die Ausgabe findet einmal pro Woche in größeren Räumen im alten Kindergarten statt. Neben Supermärkten beliefern auch viele Bäckereien aus der Region die Tafel mit Lebensmitteln, die noch nicht das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht haben. Und so bedeutet das ehrenamtliche Engagement für die Tafel nicht nur, einmal pro Woche Essen zu verteilen, sondern auch: spontan Lieferungen anzunehmen, Fahrer durch den Landkreis zu lotsen und guten Kontakt zu den Spendern zu halten.

Das Publikum der Tafel ist bunt durchmischt; es kommen junge Familien, Alleinerziehende, Asylbewerber - und, wie Küpferling sagt, leider noch zu wenig Rentner: "Ich glaube, es gibt viel mehr, die es nötig hätten." Sie vermutet, dass ältere Leute aus Scham nicht vorbeikommen.

In den vergangenen Jahren, erzählt Küpferling, hätten die Vorschriften sehr zugenommen, was die Arbeit bei der Tafel erschwere. So wird der Zusammenschluss aus ehrenamtlichen Helfern in Sachen Datenschutz behandelt wie eine kleine Firma; trotz vorhandener Verschwiegenheitserklärung müssen die Mitarbeiter sich jetzt mit weiteren bürokratischen Vorgängen auseinandersetzen. Oder in Sachen Lebensmittelhygiene: "Wir dürfen keine Eierschachteln annehmen", erklärt Sabine Küpferling. Wegen der Gefahr von Salmonellen oder anderen Bakterien müssen Eier lose weitergegeben werden; dabei dürfen sie nur mit Handschuhen angefasst werden, die sofort gewechselt werden müssen. All dies kostet Geld, das der Verein selbst aufbringen muss. "Ich würde mir wünschen, dass alles ein bisschen lockerer wäre von den Vorschriften her", sagt Küpferling.

Andererseits sei ihre Arbeit auch sehr erfüllend; dann, wenn die Menschen Essenspakete abholen können. "Das ist schön, wenn man sieht, wie glücklich die Leute dann sind", sagt Küpferling. Auch, dass immer mehr Asylbewerber mithelfen bei der Tafel, freut sie. Das Thema Integration interessiert sie so, dass sie vor eineinhalb Jahren eine Ausbildung zur Interkulturellen Beraterin absolviert hat.

Jede helfende Hand wird im Verein gebraucht - besonders Fahrer werden derzeit gesucht. Insgesamt 35 Ehrenamtliche sind mittlerweile für die Aßlinger Tafel im Einsatz; von ihnen, sagt Küpferling, hätte jeder einzelne eine Medaille verdient.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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