Was ist die Wirklichkeit? In jedem Fall pausenlose Veränderung. So dass morgen nichts mehr so ist, wie es heute war. Selbst dem Unmittelbaren ist nicht zu trauen. Von diesem Täuschungsprozess ist etwa die Fotografie befallen.
Was war ein Bild doch verlässlich, aufgenommen mit der guten alten Spiegelreflexkamera, ehrlich entwickelt im Rotlichtlabor. Das Ergebnis suggerierte dokumentarische Wiedergabe. Aber mit der Zauberhand, die digitale Fotomaschine und multipler Verarbeitungsshop im Computer zu steuern scheint, ist die Unsicherheit groß: Was ist echt? Was hinzugeschwindelt?
Der Vorsitzende des Markt Schwabener Camera-Clubs kennt den Vorwurf der Manipulation. Und rät den Besuchern der Jubiläumsschau an diesem Wochenende die surreale Note der modernen Fotografie zu akzeptieren. Ein Besuch ist also nichts für Puristen.
Außer sie beherzigen die Erkenntnis eines anderen Funktionsträgers aus dem Bereich der Hobby-Vereine: "Jede Zeit geht einmal vorbei", sagt der Vorsitzende des Ebersberger Briefmarkenvereins. Was für Fotografen nur Übergang in neue Ausdrucksmöglichkeiten bedeutet, ist für Philatelisten bereits der Tod: "Die Leute schreiben immer weniger, daher sind auch viel weniger Briefmarken im Umlauf - ganz einfach." Unbemerkt, aber nachhaltig verschwindet das klebrige Postwertzeichen aus dem Bewusstsein - und damit auch die Briefmarkenschau, die bevölkert war von leidenschaftlichen Sammlern.
Eine andere Ausstellung an diesem Wochenende mag die Bewahrer beruhigen: Der "großen Meerschweinchenschau" in Vaterstetten scheint die Dauerhaftigkeit gewiss. Nicht weniger als 300 Rasse-Exemplare der als "niedliche Nager und lustige Gesellen" angekündigten Ausstellungsteilnehmer führen zuallererst Beständigkeit vor Augen: Dieses Haustier ist ein ewiges Muster für einen tierischen Mitbewohner.
Wenigstens die Zeit des Meerschweinchens ist nicht vorbei. Es trotzt der Veränderung - als ein laut Ankündigung "preiswerter, lustiger und familienfreundlicher Spaß". Das ist Wirklichkeit.