Ausbildungsprogramm:Es könnte sich lohnen

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Der Kreis geht ein Risiko ein, wenn er in die Ausbildung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen investiert. Doch das könnte sich lohnen

Von Wieland Bögel

Man muss Geld ausgeben, um Geld zu verdienen. Zugegeben kein besonders origineller Spruch, aber eine gute Beschreibung des nun im Kreis- und Strategieausschuss vorberatenen Projekts, die Ausbildung jugendlicher Flüchtlinge zu fördern. Wie jede Fördermaßnahme wird das erst einmal Geld kosten, in diesem Fall könnte es sich aber durchaus auszahlen. Schließlich spart sich der Landkreis im Idealfall nicht nur Ausgaben für Sozialhilfe, er gewinnt auch noch ein paar Steuerzahler. Andererseits gilt auch hier, was für jede Investition gilt: ganz ohne Risiko ist sie nicht zu haben.

Auf den ersten Blick ist es nur eine relativ kleine Ausgabe: 190 000 Euro verteilt auf drei Jahre ist bei einem Kreishaushalt von mehr als 54 Millionen Euro eher eine Fußnote. Dennoch ist die im Ausschuss vorgetragene Skepsis der Kreisräte verständlich, auf Dauer und in unbegrenzter Höhe kann der Landkreis diese Aufgabe nicht übernehmen. Zwar ist zunächst nicht damit zu rechnen, dass alle der rund 110 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge im Landkreis, an dem Förderprojekt teilnehmen - was dann übrigens mit 400 000 Euro pro Jahr die Kreiskasse belasten würde. Dennoch werden die Flüchtlingszahlen in den kommenden Jahren sicher weiter steigen und damit auch die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge - mit oder ohne Eltern. Denn langfristig wird man sich auch zusätzliche Fördermaßnahmen für die jugendlichen Asylbewerber überlegen müssen, die zusammen mit ihrer Familie hier leben. Das nun im Ausschuss beratene Projekt kann daher ein guter Anfang sein, mehr aber auch nicht.

Trotzdem könnte es sich für den Landkreis lohnen, das Risiko eines solchen Modellprojekts einzugehen, alleine schon wegen des Erkenntnisgewinns. Hier könnte sich zeigen was funktioniert und was nicht - und man könnte künftige Fördermaßnahmen danach ausrichten. Dass man die jungen Flüchtlinge, die in diesem Land bleiben dürfen, irgendwie fördern muss, damit sie eines Tages für sich selbst sorgen können, steht außer Frage. Wichtig wäre allerdings, dass man, wenn es eben nicht funktioniert, auch den Mut hat, das Projekt wieder zu stoppen oder umzubauen. Das gilt auch für die Finanzierung. Langfristig muss das Geld für solche Fördermaßnahmen von den Stellen kommen, die dafür auch zuständig sind: Land und Bund.

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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