Aufklärung mit Witz und Charme:Nachhilfe mit Robin Hood

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Aus einem komplizierten Thema macht der Theaterclub Steinhöring dank Robin Hood einen unterhaltsamen Nachmittag. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Inklusion und ihre Umsetzung stehen im neuen Stück des Steinhöringer "Theaterclubs" im Mittelpunkt

Von Valentina Antonucci, Steinhöring

Laute Schlagermusik dröhnt durch den Raum, das Publikum singt und klatscht enthusiastisch mit, ganz so, wie die Schauspieler selbst auf der Bühne. Die Stimmung ist gut, obwohl ein Großteil der Zuschauer keinen Platz mehr gefunden hat. Die Saaltür lässt sich nicht mehr schließen, drängen sich die Interessierten doch bereits bis in den Flur davor. Die Stehplätze im Saal sind längst besetzt, genauso wie die Sitzplätze am Boden - schließlich hat der Theaterclub des Einrichtungsverbund Steinhöring wieder einmal zur Premiere eingeladen.

Unter der ehrenamtlichen Leitung von Billy Lord, der den Theaterclub vor 23 Jahren gegründet hat, studierte die Truppe ein neues, eigenes Stück ein und brachte es am Samstag das erste Mal zur Aufführung. "Robin Hood und das Ding mit der Inklusion" lautet der Titel, die Situation ist schnell erzählt: Rosys Töchtern wird die Teilnahme am Dorfwettbewerb untersagt, einfach weil Anitas Tochter sie nicht mitspielen lassen will. Rosy, die von den Abenteuern Robin Hoods gelesen hat, schickt daraufhin ihre Töchter los, um den Rächer der Unterdrückten zu finden und ihn um Hilfe zu bitten. Währenddessen ist der Dorfwettkampf jedoch schon in vollem Gange.

.. "Inklusion ist seit Jahren ein großes Thema in Deutschland, deswegen haben wir uns gedacht, dass wir das nun auch aufgreifen", begrüßt Lord das Publikum. Flankiert wird er dabei von drei Inklusionsarbeitern. In orangefarbene Overalls gehüllt und mit Schutzhelmen auf dem Kopf sind sie dafür zuständig, allen Beteiligten zu erklären, worum es sich bei dieser "Inklu" eigentlich handelt und wie das genau geht.

Und Aufklärungsbedarf gibt es reichlich: Mit Witz und Charme zeigt die Theatergruppe aus 23 Darstellern dem Publikum an unterschiedlichsten Beispielen die Notwendigkeit von Inklusion auf. Aus der Frauenbeauftragten wird kurzerhand die "Frauen- und Männerbeauftragte". Anhand des FC Bayern und des TSV 1860 wird bildhaft dargestellt, dass Inklusion nicht bedeutet, dass jeder für sich oder gegeneinander spielt, sondern dass alle zusammen Spaß haben.

Gleichzeitig wird das Publikum von Anfang an gebeten, ein aktiver Teil der Aufführung zu sein und bei bekannten Liedern zum Mitsingen und -klatschen ermuntert. Gelegenheit dafür bekommt es reichlich. Ein Schlagerklassiker jagt den nächsten: Neben "Du hast die Haare schön" schallt auch "Er hat ein knallrotes Gummiboot" aus den Lautsprechern. Sogar Helene Fischers Hit "Atemlos" wird zu einem Lied über den Sheriff von Nottingham, der sich später als der Sheriff von Steinhöring entpuppt, umgedichtet.

Diese und viele weitere Details sowie die fröhliche Ausstrahlung der Schauspieler ist dafür verantwortlich, dass das Publikum wie gebannt den Vorgängen auf der Bühne folgt. Der ein oder andere Texthänger stört dabei nicht, im Gegenteil, ein Patzer an der richtigen Stelle verleiht dem ganzen Arrangement noch mehr Witz, zum Beispiel, wenn dann dem Souffleur das Textbuch aus der Hand gerissen wird, um noch einmal selbst nachzusehen, was da genau steht.

Mehr als ein Jahr hätten sie alle zwei Wochen für dieses Stück geprobt, erzählt Lord. "Eine anstrengende wie auch lustige Zeit, in der wieder alle viel Herzblut in das gemeinsame Projekt gesteckt haben." Diese unbändige Freude bricht sich auch nach Ende des Stücks Bahn: Lachend und jubelnd fallen sich die Schauspieler in die Arme, hüpfen fröhlich herum, lassen sich von ihren Angehörigen abklatschen und feiern. Schließlich wird das Buffet eröffnet und bald darauf sieht man die Schauspieler glücklich, mit einer Wurstsemmel in der einen und einem Spezi in der anderen Hand, mit Freunden und Bekannten schwatzen.

Das nächste Mal ist das Stück am Samstag, 21. April, im Pfarrheim in Markt Schwaben zu sehen. Weitere Infos unter www.markt-schwaben.de.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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