Es war ein Ausbruch roher Gewalt. In der Nacht auf den 30. Mai vergangenen Jahres versetzte ein 22-jähriger Auszubildender aus Grafing einem Gast eines Lokals in der Bahnhofstraße drei wuchtige Kopfstöße. Ohne Grund, einfach so. Als das Opfer den Azubi von sich wegdrückte, holte der mit der Faust aus und schlug weitere fünf Mal gegen die linke Kopfseite des Mannes. Der 28-Jährige setzte daraufhin einen Notruf ab. In diesem Moment hob der Grafinger den rechten Arm und zeigte den Hitlergruß. Durch die Schläge erlitt der 28-Jährige unter anderem ein Schädel-Hirn-Trauma. In seinem Gesicht hatte er mehrere blutunterlaufene Schwellungen, die erst nach fast sechs Wochen vollständig abgeheilt waren.
Das Amtsgericht Ebersberg verurteilt den Grafinger hierfür zu einem Jahr und fünf Monaten Haft ohne Bewährung. Gegen diese Entscheidung legte der 22-Jährige am Montag vor dem Landgericht München II Berufung ein. Allerdings auch die Staatsanwaltschaft. Sie wollte die Attacke des Angeklagten mit einer noch weit höheren Strafe geahndet wissen.
Der Grafinger steht kurz vor Abschluss seiner Lehre als Kfz-Mechatroniker. Die Tat leugnete er nicht. Sein Verteidiger sagte sogar, dass das Urteil des Amtsgerichts "tat- und schuldangemessen" sei. Doch sein Mandant wolle seine Lehre fertig machen. Die stehe auf dem Spiel, wenn er jetzt ins Gefängnis müsse. Für eine Aussetzung auf Bewährung sah Richterin Michaela Welnhofer-Zeitler aber keinerlei Spielraum. "Ich weiß nicht, wie man es begründen soll", sagte sie und wies darauf hin, dass sich diese Tat nur fünf Tage vor einer Verhandlung ereignet habe, in der der 22-Jährige in einer anderen Sache zu einem Jahr und neun Monaten Haft ohne Bewährung vom Amtsgericht Ebersberg verurteilt worden war. Der Grafinger nahm seine Berufung schließlich zurück, ebenso die Staatsanwaltschaft. Seine Lehre muss er nun zwangsläufig abbrechen und die beiden gegen ihn verhängten Strafen absitzen.