Asyl und Umwelt:Guter Impuls

Lesezeit: 1 min

Haben Flüchtlinge nicht andere Sorgen, als deutsche Mülltrennung? Und dennoch ist es richtig, ihnen Themen des Umweltschutzes zu vermitteln

Von Anja Blum

Lasst doch bitte diese armen Menschen in Ruhe!", ist man versucht, auszurufen. Und: "Gibt es denn nichts Wichtigeres?" Im Landkreis wurde nun ein Pilotprojekt ersonnen, dessen Ziel es ist, Asylbewerber mit den Themen des Umweltschutzes vertraut zu machen. Im Deutschunterricht sollen sie fortan auch lernen, wie man hierzulande den Müll trennt, dass Plastiktüten schlecht sind, wie die verschiedenen Öko-Labels aussehen und vieles mehr.

Doch ist es wirklich sinnvoll, Menschen, die wahrlich andere Sorgen haben, die gerade ihr Leben riskiert haben, um ein sicheres, friedliches Dasein in Europa führen zu können, mit derartigen Dingen zu konfrontieren? Sie mit fair gehandelter Schokolade oder umweltschonendem Spülmittel bekannt zu machen?

Mit Blick auf das Schicksal und die Herkunft vieler Flüchtlinge wird doch umso mehr deutlich, dass viele Anliegen des Umweltschutzes hierzulande eigentlich nur eine Konsequenz unseres Wohlstands sind. Genauer gesagt: der Wegwerfkultur und der Verschwendung. Auf weniger Plastikmüll oder einen geringeren Wasserverbrauch zum Beispiel muss nur achten, wer von alledem im Überfluss hat.

Trotzdem: Das Projekt des Aktionskreises Energiewende Glonn ist ein guter, wichtiger Impuls. Denn erstens schadet es nie, beide Seiten für den Umgang mit Ressourcen zu sensibilisieren. Sei es nun das alternativlose Verbrennen allen Mülls in ärmeren Ländern oder - angesichts ins schier Unendliche wachsender Berge - die säuberliche Trennung desselben hierzulande. Außerdem bieten solcherlei Vergleiche der Kulturen viele Gelegenheiten, ins Gespräch zu kommen, wie die Initiatorin sagt. Und miteinander reden, das ist bekanntlich immer gut.

Was aber eigentlich am Wichtigsten ist: Umweltschutz gehört ganz klar zu den Werten der westlichen Gesellschaft, und um diese zu wissen, ist ein ganz wesentlicher Teil der Integration. Wenn, wie jüngst in einem Vaterstettener Mehrfamilienhaus, der Biomüll wochenlang nicht mehr abgeholt wird, weil die neuen Nachbarn aus Syrien schlicht nicht wissen, was in die grüne Tonne gehört und was nicht, dann kann das für die Umwelt nämlich ganz schön belastend werden.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: