Architektin aus Baldham:Ehrenamt machts möglich

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Architektin Britta Jörgens engagiert sich auch ehrenamtlich. (Foto: Robin Heininger/OH)

Britta Jörgens entscheidet frei darüber, wie viel sie hilft

Interview von Alexandra Moldovan, Robin Heininger Und Maxime Schächinger

Die 47-jährige Britta Jörgens hat sich nicht nur dazu entschieden, als Architektin zu arbeiten, sondern auch, sich ehrenamtlich für geflüchtete Menschen zu engagieren. Sowohl in ihrem Hauptberuf als auch in ihrem Ehrenamt ist die Baldhamerin permanent mit Themen rund um Selbst- und Mitbestimmung konfrontiert. Wie genau das aussieht, erzählt sie im SZ-Gespräch.

SZ: Frau Jörgens, dürfen Sie selbst entscheiden, welche Aufträge Sie übernehmen?

Britta Jörgens: Momentan arbeite ich zweigeteilt: Auf der einen Seite bin ich halbtags angestellt in einer Firma. Da entscheidet natürlich der Chef, welche Aufträge gemacht werden. Den zweiten Teil arbeite ich freiberuflich und dementsprechend ist dann sozusagen alles meine Entscheidung - dort bin ich meine eigene Chefin.

Sie können also zum Teil über Aufträge entscheiden. Wie sieht es mit der Entscheidungsfähigkeit des Auftraggebers aus: Inwiefern kann er darüber bestimmen, wie das Gebäude am Ende aussehen soll?

Es bleibt immer das Bauvorhaben des Auftraggebers. Mein Job ist es, ihm zu helfen, dass es so wird, wie er das möchte. Diese Vorstellungen muss ich mit bestimmten Einschränkungen umsetzen, beispielsweise im vorgegebenen Kostenrahmen oder in Bezug auf Brandschutzverordnungen.

Neben Ihrem Hauptberuf als Architektin haben Sie sich entschieden, auch ehrenamtlich zu arbeiten. Wie kam es dazu?

Ach, das ist schon lange her und war eigentlich Zufall: Vor vielen Jahren hatte ich mit einem meiner Kinder an einem Babyschwimmkurs teilgenommen. Die Kursleitung konnte ihn dann aber leider nicht mehr weiterführen - also habe ich das kurzerhand übernommen. Andernfalls hätte es gar keinen Kurs mehr gegeben, das wäre sehr Schade gewesen. So bin ich dann ehrenamtliche Übungsleiterin beim TSV Vaterstetten geworden.

Mittlerweile engagieren Sie sich ehrenamtlich auch intensiv für Flüchtlinge. Warum machen Sie das nicht hauptberuflich?

Ich liebe meinen Beruf als Architektin einfach und deshalb ist es mir auch wichtig, dass das mein Haupt-Themenfeld bleibt. Die Arbeit mit Flüchtlingen habe ich ja nicht richtig gelernt, da habe ich keine Ausbildung. Deswegen kam es mir auch nie in den Sinn, das hauptberuflich zu machen. Ich möchte frei in meiner Entscheidung sein, wie viel und wie intensiv ich helfe.

Dürfen die Flüchtlinge selbst über ihren Ausbildungsplatz entscheiden?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Politik kategorisiert Flüchtlinge nach ihren Herkunftsländern. Es gibt sogenannte unsichere und sichere Länder, ein sicheres wäre zum Beispiel der Senegal. Menschen, die aus diesem Land kommen, müssten Deutschland eigentlich wieder verlassen und in den Senegal zurück, aber die Abschiebungen werden aus politischen Gründen derzeit nicht durchgeführt. Sie bleiben also erst einmal hier. Hier aber wird ihnen das Leben schon recht schwer gemacht, sie dürfen beispielsweise in der Regel nicht arbeiten. Nur mit großem Aufwand und viel Glück ist das möglich. Wenn es ihnen aber erlaubt wird, dann dürfen sie auch frei über den Beruf entscheiden.

Kommen wir noch einmal auf Ihre Arbeit als Architektin zu sprechen: Sind Ihre Erwartungen, die Sie vor Ihrem Studium an den Beruf hatten, erfüllt worden?

Man stellt sich oft vor, ein großer Star-Architekt zu werden. Auch ich habe mir das einmal gewünscht. Das wurde zwar nicht erfüllt, aber ehrlich gesagt möchte ich das heute auch gar nicht mehr. Ich habe schon viele verschiedene Sachen gemacht und ich finde es deutlich spannender, nicht so Ruhm einbringende, aber kompliziertere Aufträge anzunehmen und umzusetzen.

© SZ vom 12.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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