Angebot für Zugezogene:Reiseleiter aus dem Rathaus

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Launig und kompetent erklärten Stadtführer Thomas Warg (Mitte) und Bürgermeister Walter Brilmayer (rechts) den neuen Ebersbergern bei einer Busrundfahrt die Stadt. (Foto: Christian Endt)

Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer unternimmt eine Busfahrt mit Neubürgern, um ihnen die Kreisstadt und ihre Geschichte näher zu bringen

Von Viviane Rückner, Ebersberg

Der Bus fährt im Schritttempo die schmale Straße entlang, 40 Passagiere sitzen still auf ihren Plätzen und lesen die Tafeln, die an den Lindenbäumen der Heldenallee vom Klostersee zur Ebersberger Alm angebracht sind und an 84 Gefallene des Ersten Weltkriegs erinnern. "Da wird's einem ganz anders, wenn man all diese Schicksale vor Augen hat - wirklich bewegend", kommentierte Bürgermeister Walter Brilmayer die Szenerie. Brilmayer war an diesem Nachmittag allerdings nicht als Ebersberger Rathauschef unterwegs, sondern als eine Art Reiseführer für Zugezogene. Assistiert wurde ihm von Stadtführer Thomas Warg, der das historische Hintergrundwissen lieferte, um den Neubürgern ihr noch unbekanntes Zuhause näher zu bringen.

Der erste längere Stopp galt dem Waldsportplatz mit Tennisplätzen, Downhillanlage, Stockschützbahnen, Fußball- und Basketballplätzen und einem Skilift. "Vor 35 Jahren wurde hier gebaut", erzählte Brilmayer. Der TSV 1877 Ebersberg sei der größte Sportverein der Stadt, viele Kinder trainierten hier. Derzeit werde diskutiert, das Gelände zu erweitern und die Umkleiden und Duschen zu renovieren. Die neuen Ebersberger erfuhren aber auch, dass das nicht so einfach ist. Das Sportgelände liege am Rand eines Landschaftsschutzgebietes, ein Ausbau sei entsprechen schwierig. Einen Ausflug in die Stadtgeschichte unternahm anschließend Warg, der die Legende um Graf Sieghart zum besten gab. Dieser habe um 880 nach Christus eine Marienkapelle und eine Burg aus Holz über der Höhle eines Ebers errichten. Später entwickelte sich dieser Ort zu einem Kloster und führte letztendlich zur Gründung von Ebersberg.

Vielleicht, weil auch die Liebe zu einer neuen Heimat durch den Magen geht, wiesen Brilmayer und Warg ihre Gäste auch auf die verschiedenen Restaurants und Cafés auf der Fahrt hin. Vorbei ging es an Wohnsiedlungen, der Kreisklinik, dem Hubschrauberlandeplatz, dem Seniorenzentrum, einem Obdachlosenheim und den Schulen und Kindergärten. "Wir bemühen uns um ein möglichst breit gefächertes Angebot", erklärte Brilmayer, "deshalb haben wir katholische und evangelische Kindergärten. Und für alle, die es neutraler mögen, den Kindergarten vom Roten Kreuz "Am Kraxelbaum" und einen Waldkindergarten.

Ein Thema war auch die Unterbringung von Flüchtlingen. Brilmayer erzählte von den anfänglichen Schwierigkeiten, als diese in der Turnhalle der Realschule lebenmussten. Auch die jetzige Situation, eine Containersiedlung, sei noch nicht optimal.

Weiter ging es am Tanzsportclub, Landratsamt und Bogenschützenübungsplätzen vorbei zum neuen Friedhof. Die Bus-Passagiere konnten von hier aus den atemberaubenden Ausblick auf den Wendelstein bewundern. Ein schönes Fleckchen für die letzte Ruhe also. "Auch Baumbestattungen sind möglich", berichtete der Bürgermeister stolz. Natürlich wurden die Neubürger auch an Klostersee und Rathaus, das bis 1873 noch eine Taverne gewesen ist, vorbeigefahren. Die meisten schienen sich schon gut mit Ebersberg identifizieren zu können. Der eine oder andere hatte sogar bereits die Konkurrenz zu den Nachbarn in Grafing verinnerlicht. Die Entscheidung fiel natürlich zugunsten der Kreisstadt aus - wenngleich nicht nur Bürgermeister Brilmayer froh darüber ist, dass die Zeiten, in denen sich Ebersberger und Grafinger auf den Volksfesten Schlägereien lieferten, glücklicherweise vorbei sind.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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