Analyse:Leerstand am Bachgrund

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In der Moosach, hier bei Altenburg, leben vergleichsweise viele Tiere und Pflanzen, ihr ökologischer Zustand wird daher noch als gut bewertet. Sempt und Hennigbach hingegen schneiden mäßig ab. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In den Fließgewässer im Landkreis finden sich zwar kaum Schadstoffe - aber oft auch nur wenige Tiere und Pflanzen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Dass es nicht möglich sei, zweimal in denselben Fluss zu steigen, behauptete der altgriechische Philosoph Heraklit. Dass es nicht ratsam sei, in so manchen Fluss überhaupt zu steigen, legte nun eine Stellungnahme des Bundesumweltministeriums nahe - demnach sind die allermeisten Flüsse in schlechtem Zustand, besonders was das Ökosystem der Fließgewässer betrifft. Dies gilt auch den Landkreis Ebersberg, laut dem Flussbericht des bayerischen Umweltministeriums ist der Zustand der hiesigen Fließgewässer bestenfalls mittelmäßig.

Die Analysedaten sind nicht ganz neu, der aktuellste Bericht stammt aus dem Jahr 2012 - enthält aber eine gute Nachricht: Im Landkreis ist das Hineinsteigen in fließende Gewässer weitgehend unbedenklich. Alle in der Statistik des Umweltministeriums aufgeführten Bäche - die Attel, die Moosach, die Ebrach und die Sempt, samt Zuflüssen - bekommen in der Kategorie "chemischer Zustand" die Note "gut". Sie sind also nicht oder nur gering mit Schadstoffen wie Pflanzenschutzmittel oder Schwermetallen belastet. Was allerdings für die meisten bayerischen Bäche und Flüsse gilt, laut Umweltministerium wird nur bei 1,2 Prozent beim chemischen Zustand kein "gut" erreicht, meist wegen Altlasten in ehemaligen Bergbauregionen.

Sogar trinken könnte man das Bachwasser im Landkreis, jedenfalls meistens. Laut Umweltministerium ist die durchschnittliche "organische Belastung", das sind etwa Güllereste aus der Landwirtschaft, aller untersuchter Fließgewässer im Landkreis gering, auch in dieser Kategorie gibt es ein "gut". Was allerdings nicht heißt, dass sich nach einem starken Regen nicht doch Anrüchiges in den Bächen findet, nur fällt dies eben im Jahresdurchschnitt nicht ins Gewicht.

Deutlich schlechter schneiden die Bäche im Landkreis allerdings ab, wenn es um den ökologischen Zustand geht. Hierbei wird untersucht, ob die Gewässer ein geeigneter Lebensraum für Pflanzen, Fische und Kleinlebewesen sind, beziehungsweise ob diese darin in für ein solches Gewässer üblicher Zahl und Artenvielfalt vorkommen. Für die Landkreisbäche gilt das bestenfalls bedingt.

So wurden etwa im Bereich Wasserpflanzen lediglich die obere und untere Ebrach samt Brunnenbach sowie die Moosach als gut eingestuft. Für die Sempt, den Hennigbach sowie die obere und untere Attel samt Katzbach sei die Situation und Anzahl der Wasserpflanzen dagegen nur mäßig. Untersucht wurden hierbei allerdings nur die größeren Pflanzen, für Algen liegen keine Werte vor.

Kleinlebewesen, darunter fallen etwa Insekten und Krebse genau wie Muscheln, Schnecken oder Würmer, fühlen sich offenbar nur in der unteren Attel nach Aßling und im Katzbach richtig wohl. Dieser Gewässerabschnitt bekommt in puncto Lebensqualität für wirbellose Bewohner die Note "sehr gut". Immerhin noch gut schneiden die obere und untere Ebrach, der Brunnenbach und die Moosach ab, die obere Attel vor Aßling bekommt genau wie die Sempt und der Hennigbach die Bewertung "mäßig".

Als Fisch tut man sich im Landkreis in den meisten der untersuchten Bäche eher schwer, gute Bedingungen gibt es nur in der unteren Attel und im Katzbach. Weiter als Aßling lohnt es sich dagegen nicht zu schwimmen, die obere Attel gilt fischtechnisch nämlich sogar als "unbefriedigend". Ebenso wie die obere Ebrach, für die untere samt Brunnenbach gibt es wenigstens noch ein "mäßig", genau wie für die Moosach und die Sempt.

Dies ist auch die Durchschnittsnote für die untersuchten Bäche im Landkreis im Bereich ökologischer Zustand: Ein "mäßig" gibt es hier für Sempt und Hennigbach genau wie für die untere Attel und den Katzbach, die Moosach sowie die untere Ebrach und den Brunnenbach. Sogar als ökologisch unbefriedigend schneiden die obere Ebrach und die obere Attel ab.

Ob man nun also einmal oder mehrmals in einen Bach im Landkreis steigt, an manchen Stellen bleibt man dabei ziemlich alleine.

© SZ vom 07.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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