Analyse:Garantie in Schwarz

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Bei Landtagswahlen kann die CSU im Landkreis Ebersberg auch mit schlechten Ergebnissen auf das Direktmandat zählen - die Kandidaten schneiden meist besser ab als die Partei

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Einer Redewendung zufolge kann die CSU als Direktkandidaten auch einen Besenstiel aufstellen und trotzdem gewinnen. Was einerseits sicher nicht ganz fair gegenüber den Direktkandidaten ist - andererseits aber einen wahren Kern enthält. Was sich auch im Landkreis Ebersberg zeigt: Auch wenn die Zeit absoluter Mehrheiten für die CSU dahin ist - auch bei den Erststimmen -, hat sie den Wahlkreis bislang immer gewonnen, und das nicht einmal knapp.

Vor 20 Jahren war zwischen Anzing und Aßling die christsoziale Welt noch in Ordnung, "50 plus X", was bei der CSU von jeher als Wahlziel gilt, wurde locker eingehalten - sogar doppelt. Direktkandidatin Christa Stewens erhielt 53,9 Prozent der Erststimmen, bei den Zweitstimmen gab es sogar 59,5 Prozent. Beides ein leichter Anstieg zu den Wahlen 1994 - damals wurde der Landtag noch alle vier Jahre gewählt. Bei den Landtagswahlen 2003 stand dann im Landkreis ein historisch gutes Ergebnis für die CSU: 62 Prozent für Direktkandidatin Stewens, 62,8 Prozent bei den Zweitstimmen. Wodurch die Ebersberger CSU sogar drei Abgeordnete ins Maximilianeum entsenden konnte, neben Stewens zogen über die Liste noch Monika Hohlmeier und Jürgen Vocke in den Landtag ein.

Um so schmerzlicher dann die Wahl im Jahr 2008. Zwar verteidigte Stewens ihr Direktmandat, allerdings mit gehörigen Verlusten: 42,5 Prozent waren es am Ende und damit 19,5 Prozentpunkte weniger als fünf Jahre zuvor. Noch höher waren die Einbußen für die CSU bei den Zweitstimmen, statt "50 plus X" hieß es am Ende "40 minus X" - nur noch 39,7 Prozent der Landkreisbürger hatten ihr Kreuz bei den Christsozialen gemacht.

Die sich damals auch nicht in bestem Licht präsentiert hatten. Ähnlich wie heuer, war der Wahl ein Putsch an der Spitze vorausgegangen, der ganz offensichtlich auch im Landkreis einige Wähler abschreckte. Von denen manche, aber bei weitem nicht alle, den Weg zur CSU zurückfanden. Denn zwar wählten 2013 wieder mehr Ebersberger schwarz als fünf Jahre zuvor, aber die Partei blieb weit unter ihren Top-Ergebnissen vergangener Jahre: 49,5 Prozent waren es bei den Zweitstimmen - also knapp aber trotzdem vorbei an der absoluten Mehrheit. 46,4 Prozent der Erststimmen entfielen auf den neuen Direktkandidaten Thomas Huber, kein Top-Ergebnis aber dennoch weit vor den Bewerbern aller anderen Parteien.

Denn diese hatten in den vergangenen 20 Jahren den Christsozialen auch nicht ansatzweise gefährlich werden können. Bisher am nächsten an der CSU war im Jahr 1998 die Sozialdemokratin Bärbel Narnhammer mit respektablen 26,6 Prozent der Erststimmen, vier Jahre später holte sie nur noch 18,5 Prozent. Was wohl auch am allgemeinen Trend lag, bei den Zweitstimmen fiel die SPD 2003 auf 18,3 Prozent, 1998 waren es noch 22,7 gewesen. Noch einmal etwas weniger war es dann 2008, für Direktkandidat Ralf Kirchner stimmten 16,1 Prozent der Ebersberger, für seine SPD 18,2 Prozent. Etwas erholen konnten sich die Sozialdemokraten dann 2008, als sie immerhin 24 Prozent der Zweitstimmen holten und Doris Rauscher mit 19,9 Prozent das zweitbeste Ergebnis einer SPD-Direktkandidatin seit zwei Jahrzehnten.

Bei den Grünen fuhr Benedikt Mayer das bislang beste Erststimmenergebnis ein, 12,2 Prozent waren es 2003 - dem Jahr des insgesamt besten Abschneidens der Grünen bei einer Landtagswahl: 14,4 Prozent der Zweitstimmen gab es im Landkreis. Fünf Jahre zuvor waren es noch 9,7 Prozent der Zweitstimmen, Direktkandidat Reinhard Oellerer überzeugte immerhin 9,6 Prozent der Ebersberger. 1998 holte Maria Boge-Diecker 6,3 Prozent, genau den gleichen Wert erzielte die Ökopartei damals bei den Zweitstimmen. Waltraud Gruber, die bei der vergangenen Wahl antrat, erreichte mit 11,7 Prozent zwar nur das zweitbeste Ergebnis einer Grünen-Direktkandidatin - allerdings war sie die erste, die besser abschneidet als ihre Partei insgesamt: Lediglich 8,5 Prozent waren es bei den Zweitstimmen.

Achtungserfolge waren bei den vergangenen beiden Landtagswahlen FDP und Freien Wählern geglückt. 2008 schaffte der Liberale Thomas Fickenwirth mit 10,1 Prozent das mit Abstand beste Ergebnis seiner Partei. Sogar 10,6 Prozent der Landkreisbürger wollten Georg Reitsberger in den Landtag schicken - weil das nicht reichte, musste er zehn Jahre später Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Vaterstetten werden. Allerdings sind diese beiden Rekorde wohl auch dem allgemeinen Trend geschuldet: 2008 erreichten FDP und FW mit 10,1 beziehungsweise 8,1 Prozent ihr bislang bestes Zweitstimmenergebnis im Landkreis. 2013 waren es nur noch 3,7 und 5,7 Prozent - die Direktkandidaten Renate Will und Wilfried Seidelmann lagen mit 4,7 und 7,6 Prozent ein Stück darüber.

Die Kandidaten aller anderen Parteien spielten bei vergangenen Wahlen dagegen so gut wie keine Rolle. Weder bei Erst- noch bei den Zweitstimmen erreichte eine von ihnen auch nur annähernd die Fünf-Prozent-Marke - oft blieb es sogar bei Werten unter einem Prozent.

© SZ vom 21.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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