Am Wochenende:Assoziationsketten mit Firlefanz

Lesezeit: 2 min

Der "Salon" des Alten Kinos erfordert intensive Probenarbeit von Jerry Teigan, Alex Liegl, Andrea Kilian und Max Bauer (von links). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das "Salon"-Quartett des Alten Kinos unterhält mit Live-Hörspiel, Musik und Kabarettnummern

Von Jessica Schober, Ebersberg

"Kannst du da noch so ein bisschen Disco-Firlefanz einfügen?", ruft Alex Liegl in die Lichtregie und wedelt auf der Bühne des Alten Kinos wild mit den Armen. Der Kabarettist will es bunt und überraschend, so viel wird klar. Auch seine drei Bühnenkollegen werfen bei den Proben zum dritten "Salon" im Ebersberger Alten Kino immer wieder verrückte Ideen ein, mal kalauerig, mal kreativ. Eben jener "Disco-Firlefanz" ist dabei nicht das einzige, was die Zuschauer am kommenden Freitag und Samstag im Alten Kino erwarten dürfen. Eine Mischung aus Live-Hörspiel, Musik, Lesung und Kabarettnummern werden die vier Künstler auf die Bühne zaubern.

Zum Quartett gehören, wie auch schon bei den zwei erfolgreichen Vorgängerveranstaltungen, wieder die Schauspielerin Andrea Kilian, der Geräuschemacher Max Bauer, Musiker Jeremy Teigan und Kabarettist und Autor Alex Liegl. "Es gibt Dinge zwischen Himmel und Ebersberg, die man sich nicht mal träumen lassen würde", beginnt Letzterer die Einführung in den Abend. Plötzlich unterbricht ihn der Geräuschemacher Bauer, mal mit einem rasselnden Stab voller Nüsse, der ein Skelett aus der Wiesn-Geisterbahn imitiert, mal mit einem quietschenden Bogen, der das schaurige Rufen der weißen Frau aus dem Ebersberger Forst begleitet. Denn eine der Kabarettnummern handelt von Kastulus von Schwarzenheim, einem burnoutgefährdeten, kopflosen Geisterbahngespenst, das von der Wiesn ausgebüchst ist und seit 200 Jahren nicht geschlafen hat.

Zwischen wiederkehrenden Rubriken wie dem Kalenderblatt, der Leseecke und einem bereits etablierten Themenlied wird immer mal wieder ein ernster Text auftauchen. Ein Septembersong von Kurt Weil, Reminiszenzen an Hans Albers und viele Assoziationen zum Meer sind dabei. Als Anlass kann dabei fast jeder halbwegs passende Erinnerungsschnipsel aus dem aktuellen Monat dienen: Hans Scholl wäre diesen September hundert Jahre alt geworden. Schriftsteller J.R.R. Tolkien ist im September gestorben. Das alles dient der Truppe als Aufhänger für überraschende Stücke. "Wir machen kein Wikipedia-Theater", sagt Liegl - und trotzdem könne man an den zwei Abenden etwas lernen. Bei einer Art Pubquiz können die erfolgreichsten und cleversten Zuschauer sogar eine Flasche Champagner gewinnen.

Sie seien "vier sehr unterschiedliche Menschen, die Reibung macht den Reiz aus", erzählt Schauspielerin Andrea Kilian. Dabei greifen sie allesamt auf unkonventionelle Techniken zurück: Jeremy Teigan etwa bearbeitet seine Gitarre auch mal mit dem Schlüsselbund. Der Geräuschemacher Max Bauer war ursprünglich Musiker, sein heutiges Spezialhandwerk hat er im Alter von 29 Jahren gelernt, bei dem legendären Vertoner der "Sendung mit der Maus". Dass Bauer beim Salon auch mal Mundharmonika spielen darf, freut den Tausendsassa besonders. Ansonsten wird er reichlich Getöse erzeugen mit allem, was ihm unter die Finger kommt - vom Becken bis zu den chinesischen Glocken. Eben ein bisschen Firlefanz für Hirn, Gehör und Herz.

"Salon im Alten Kino": Die Eigenproduktion der Ebersberger Kleinkunstbühne geht am Freitag und Samstag, 28. und 29. September in die dritte Auflage. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 20.30 Uhr, Haus und Küche öffnen um 19.30 Uhr. Karten können im Internet unter www.kultur-in-ebersberg.de, telefonisch unter (08092) 2 55 92 05 oder persönlich in der Vorverkaufsstelle im Foyer des Alten Speichers reserviert werden.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: