Abiturfeiern:Schaulaufen zum Schluss

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573 Schüler erhalten ihr Reifezeugnis. An den vier Gymnasien im Landkreis werden sie für ihre Leistungen gebührend gefeiert

Von Daniela Gorgs, Landkreis

Es ist ein grandioser Marsch, der in den Star-Wars-Filmen als Motiv für Darth Vader erklingt. Fast kein anderer Schurke bekam je ein solch prägnantes musikalisches Thema. Harte, dumpfe Viertelschläge in den Bässen, unvermittelte harmonische Übergänge. Die Klänge erzeugen Gänsehaut-Stimmung. Das Symphonieorchester des Gymnasiums Kirchseeon hat eine großartige Wahl getroffen, die Abiturfeier in Kirchseeon mit der Komposition von John Williams einzuleiten. Stolz schreiten die Abiturienten, musikalisch begleitet, die Wendeltreppe hinunter in die Aula. Das Publikum jubelt. Über den roten Teppich spaziert ein Schüler nach dem anderen, schwebend wie in einer anderen Galaxie. Einige blicken schüchtern in die Menge aus Eltern und Lehrern, die anderen mit breiter Brust und dem Spruch "May the force be with you" auf den Lippen.

Über den roten Teppich laufen dürfen die Abiturienten in der Turnhalle des Vaterstettener Humboldt-Gymnasiums. (Foto: Peter Kees)

Es ist ein Schaulaufen auf den letzten Metern eines zwölfjährigen Schullebens. "Genießt diesen wunderbaren Moment", ruft Schulleiterin Simone Voit ihren Abiturienten zu. Landrat Robert Niedergesäß schaut beeindruckt in die stolzen und freudigen Gesichter und bemerkt, der Architekt habe die Wendeltreppe nur gebaut, um den Abiturienten diesen Auftritt zu ermöglichen. 126 Gymnasiasten erhielten am Freitag in Kirchseeon ihre Zeugnisse. Bürgermeister Udo Ockel gratulierte, der Landrat dichtete sogar für die Schüler zur Feier des Tages.

In der Stadthalle verabschiedet der Grafinger Schulleiter Paul Schötz seine festlich gekleideten Abiturienten. (Foto: Peter Kees)

In Vaterstetten legte Rüdiger Modell ebenfalls den roten Teppich für seine Schüler aus und gratulierte ihnen "von ganzem Herzen". 190 junge Frauen und Männer bestanden die Abiturprüfung, 65 von ihnen mit einer Eins vor dem Komma. Zwei, Pauline Koniarczyk und Martin Löbert, gar mit einem Schnitt von 1,0. Die Spitzenleistungen seiner Schüler bewogen Direktor Modell zu einer philosophischen, augenzwinkernden Rede über das Glück und den Sinn im Leben. Glück etwa hätten die Deutschabiturienten gehabt, weil sie genau das Werk bearbeiten durften, das ihr Deutschlehrer zufällig als Semesterschwerpunkt ausgewählt hatte. Doch mögen die Schüler nicht nur nach Glück streben, sondern immer auch bedenken, dass sich viele große Leistungen der Menschheit aus Unzufriedenheit ergaben.

Direktorin Simone Voit spricht in der Aula des Kirchseeoner Gymnasiums zu ihren Schülern und deren Familien. (Foto: Peter Kees)

"Liebe Abiturientinnen und Abiturienten: Bitte nicht immer nur zufrieden sein!", bat Modell deshalb. Dies führe nur dazu, einzuschlafen. Das eigentliche Glück sei eine Balance aller Gegensätze des Lebens und liege in der Hand jedes Einzelnen. Als noch wichtiger erachtet der Direktor den Sinn. Eben dieser ermögliche es, auch schwierige Zeiten auszuhalten und durchzustehen. Mögen die Schüler ihr Leben mit Sinn erfüllen und einen Beruf wählen, der dies vermittelt. Dann stehe einem glücklichen Leben nichts mehr im Weg.

Der Chor des Franz-Marc-Gymnasiums in Markt Schwaben singt den scheidenden Mitschülern "Irische Segenswünsche". (Foto: Peter Kees)

In Grafing verglich Schulleiter Paul Schötz sein Gymnasium mit einem Garten, in dem die Abiturienten als kleine zarte Pflänzchen begannen und zu kräftigen Bäumen heranwuchsen. Dabei hätten die "Gärtner" immer Rücksicht genommen auf die Unterschiedlichkeit der vielen Pflänzchen. Manche haben "viel Dünger in Form von stetiger Ermutigung durch die Gärtner" benötigt, erläuterte Schötz. Andere wiederum mussten die Lehrer etwas zurechtstutzen, "damit sie nicht zu sehr ins Kraut schossen". Mitunter kam für das ein oder andere Pflänzchen Sturm auf, die elastischen Äste konnten viel abfedern, andere brachen ab. "Es gab Zeiten des üppigen Fruchtens, aber auch Zeiten karger geistiger Leistungen." Am Ende aber, so Schötz, seien alle Bäumchen groß geworden, ganz individuell und entsprechend der Anlage zur stattlichen Buche, knorrigen Eiche oder zur zarten Zitterpappel gewachsen. Der Direktor wünschte seinen 129 Abiturienten, dass jeder "erwachsene Baum", den für ihn geeigneten Lebensraum finden möge, der weiteres Gedeihen ermögliche.

Peter Popp, Schulleiter am Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben, absolvierte am Tag der Zeugnisübergabe ebenfalls eine Prüfung. Als neuer Direktor verabschiedete er erstmals einen Abiturjahrgang. Und erhielt von den Schülern und auch von seinem Vorgänger Gerhard Dittmann für seine gelungenen Worte viel Applaus. Popp zollte den 128 Abiturienten großen Respekt. Mit Unbehagen habe er seine erste Rede vorbereitet, nervös, die richtigen Worte und Vergleiche zu finden. Dabei habe er oft an die Schüler gedacht, die sich in den vergangenen Wochen weit größeren Aufgaben gestellt und diese bravourös gemeistert hatten. Die Abituraufgaben seien dieses Jahr eine große Herausforderung gewesen. Wie alle Schulleiter wünschte auch Popp den Abiturienten alles Gute für den weiteren Lebensweg.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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