Abitur im Landkreis:Morgens um acht wird es ernst

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Für 519 Schüler an den vier Gymnasien beginnt am Donnerstag die Abschlussprüfung mit dem Fach Deutsch. Stress ist das auch für die Lehrer

Von Anselm Schindler, Landkreis

Regina John wird am kommenden Donnerstag schon um 6.30 Uhr durch die Gänge des Vaterstettener Humboldt-Gymnasiums huschen. Denn als Oberstufenkoordinatorin ist sie für den reibungslosen Ablauf der Abiturprüfungen zuständig, die mit dem Fach Deutsch beginnen.

Zeitgleich von 8 Uhr an werden am Donnerstagmorgen 519 Schüler im Landkreis ihr Bestes geben, um ihre Gymnasialzeit mit einer guten Abiturnote abzuschließen. In Vaterstetten sind es 182 junge Männer und Frauen, die in diesem Jahrgang den Abschluss anstreben. Am Grafinger Gymnasium umfasst der Jahrgang dagegen nur 106 Schüler, wie Meike Burger, die Oberstufenkoordinatorin der Schule, berichtet. Am Gymnasium in Kirchseeon erwarten 96 Schüler die Aufgaben der Abschlussprüfung mit Spannung, 135 Abiturienten umfasst der Jahrgang am Markt Schwabener Franz-Marc-Gymnasium. Brigitte Federschmidt, die in Markt Schwaben für einen reibungslosen Ablauf der Prüfungen sorgt, blickt optimistisch auf das Abschneiden ihrer Schützlinge. Man müsse den angehenden Abiturienten immer wieder sagen, dass sie sich auf ihre Fähigkeiten verlassen könnten, so Federschmidt. Und gerade weil das Abschneiden im Abitur für die Zukunft der jungen Menschen so entscheidend sei, helfe es nichts, die Sorgen und Ängste der Schüler herunterzuspielen. "Panik bringt nichts, aber man muss das schon ernst nehmen", rät Federschmidt den Eltern.

Doch nicht nur Schüler und Eltern dürften angesichts der herannahenden Prüfungen kalte Füße bekommen. Auch den Lehrkräften der Oberstufe merkt man die Anspannung deutlich an. Denn die Prüfungen bedeuten auch für sie schon im Vorfeld viel Arbeit: Prüfungs- und Aufsichtspläne müssen entworfen werden, doch die wichtigste Aufgabe sei es natürlich, die Schüler bestmöglich auf die Prüfungen vorzubereiten. Und so ist es in diesen Tagen nicht einfach, die Oberstufenbetreuer der Gymnasien ans Telefon zu bekommen. "Die Aufgabenstellungen kennen wir davor auch noch nicht", erklärt Regina John, im Hintergrund hört zahlreiche Schüler aufgeregt durcheinanderreden. Erst am frühen Morgen des Prüfungstages werden die Lehrkräfte die versiegelten Bögen öffnen. "Besonders schlimm dran sind die Mathelehrer", erklärt John mit fast mitleidsvollem Unterton. Denn diese müssten schon vor sechs Uhr an der Schule sein, um die Aufgaben der Prüfung selbst durchzurechnen. "Es könnte sich ja ein Fehler verstecken", so die Oberstufenkoordinatorin.

Johns Kollegin aus Markt Schwaben, Brigitte Federschmidt, freut sich trotz all dieser Strapazen auf den "Startschuss", wie sie sagt. Denn dann würden sich die Belastungen des vergangenen Halbjahres in den meisten Fällen bezahlt machen. Und die Belastungen seien in diesem Jahr besonders hoch gewesen. Denn selten fanden die Prüfungen schon so früh statt wie in diesem Jahr. "Dadurch war auch die Prüfungsdichte so hoch", berichtet Federschmidt. Die Leistungstests seien in den vergangenen Monaten noch dichter gedrängt gewesen als sonst, "das war fast schon unmenschlich".

In diesen Tagen wird sich die Belastung für die Lehrer wohl noch verschärfen. Im Schnitt seien während der Prüfungen rund zehn Lehrkräfte im Einsatz, erklärt Federschmidt. Letztendlich beteilige sich aber die ganze Schule, "das betrifft alle, vom Sekretariat bis hin zu den Lehrern, die ihre Kollegen in Vertretungsstunden ersetzen müssen". Denn, betont Federschmidt, der Schulalltag müsse für die unteren Jahrgangsstufen trotzdem weitergehen.

Wie an allen anderen Schulen auch, fällt der Startschuss am Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben am Donnerstag um acht Uhr. Geprüft werden die Schüler in der Turnhalle. Ein Zufallsgenerator verteilt die Schüler auf die 135 Plätze. Sie bekommen ihre Platzziffern, dann kann es losgehen. In 315 Minuten sollen die Schüler aufs Blatt bringen, was sie in den vergangenen Jahren gelernt haben. Es gibt eine Reihe von Hilfsmitteln, die erlaubt sind, in Mathematik gehört ein Taschenrechner dazu. Dass unerlaubte Hilfsmittel zum Einsatz gekommen seien, das habe sie noch nie erlebt, berichtet Meike Burger vom Grafinger Gymnasium.

In Kirchseeon ist es erst das zweite Mal, dass Schüler dort ihre Abiturprüfungen ablegen. Denn die Schule wurde erst 2007 gegründet. Und so sind es auch nur 96 Schüler die den Jahrgang dort abschließen werden. Doch "es werden von Jahr zu Jahr mehr", sagt Oberstufenbetreuer Tobias Scheller. Trotzdem sei der Aufwand in diesem Jahr geringer als bei der "Abitur-Premiere" 2014, "wir müssen jetzt zumindest nicht alle Formulare neu entwerfen", so Scheller.

Die Deutsch-Prüfung endet um 13.15 Uhr. Doch von Entspannung wird danach noch keine Spur sei: Denn schon am darauffolgenden Dienstag stehen die Prüfungen im dritten Prüfungsfach an, das von Fremdsprachen über naturwissenschaftliche Fächer bis hin zu Informatik oder Kunst variieren kann. Es folgen Mathematik und die mündlichen Prüfungen, die in der Woche nach den Pfingstferien enden.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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