Ebersberg:Weiße Frau und teuflischer Eber

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Thomas Warg zieht mit Fackeln los, wenn es dunkel wird. (Foto: Christian Endt)

Bei den Führungen von Thomas Warg darf man sich gruseln

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

Wenn der Teufel selbst seine Finger bei einer Stadtgründung im Spiel hatte, ist das doch einen Ausflug wert: "Nimmt man für bare Münze, was in der Mönchschronik aus dem 11. Jahrhundert steht, dann wurde Ebersberg gegründet, weil Graf Sieghard einen unnatürlich großen Eber gesehen hat, der für den Teufel gehalten wurde", erzählt Stadtführer Thomas Warg mit raunender Stimme. Die sagenhafte Stadtgründung ist der Auftakt zu einer reichen und - dank der Mönchschronik - sehr gut dokumentierten Stadtgeschichte.

"Für Sagen und Legenden aus dem Hochmittelalter ist die Chronik ein wahrer Schatz", sagt Warg. Die Augen des Historikers leuchten, wenn er über sein Lieblingsthema spricht. Seit mehr als zwei Jahren plant und gestaltet er die Stadttouren (darunter eine Playmobil-Führung für Kinder). Die Geschichte der Region bietet dafür mehr als genug Stoff: besonders beliebt sind nach wie vor die Gruselführungen entlang der Weiherkette. Mit Fackeln ausgerüstet ziehen die Gruppen in der Dämmerung los und begegnen unterwegs zentnerschweren Fischen, historischen Mördern und natürlich dem Star des Ebersberger Forstes, der weißen Frau.

Für eher tagaktive Besucher lässt Roswitha Hülser als Wirtin Regina Reis bei ihrer Zaubertour den Landkreis zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges wieder auferstehen. Neben magischen Tricks gibt sie sowohl rein Informatives als auch pikante Anekdoten aus mehr als 1000 Jahren Stadtgeschichte zum Besten: Dank Marin Oswald, der im 17. Jahrhundert in Grafing ein Häuserbuch geführt hat, ist selbst Tratsch und Klatsch von vor 350 Jahren überliefert: Wer stand wieder an der Schandgeige, wer ist betrunken aus dem Wirtshaus geflogen, wer kriegt ein uneheliches Kind - alles ist festgehalten. Für eine persönliche Lieblingstour kann Warg sich nicht entscheiden: "Aber da wir hier nicht nur eine spannende Geschichte haben, sondern auch eine traumhafte Kulisse, würde ich gerade im Frühling natürlich die Fahrrad- und Wandertouren empfehlen", sagt er.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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