E-Mobilität - ein Überblick:Richtiger Ansatz

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Mit viel Engagement wird in München an der Elektro-Mobilität gearbeitet und geforscht. Der ADAC lobt die Bemühungen - sieht aber viele Nachteile

Interview von Thomas Anlauf

SZ: Die Stadt München hat soeben ein 30-Millionen-Euro-Förderprogramm zur Elektromobilität aufgelegt. Ist die Zeit jetzt schon reif für den Umstieg von Benziner oder Diesel zum batteriebetriebenen Auto?

Alexander Kreipl: Von einem generellen Umstieg zu sprechen, wäre noch verfrüht. Aber das Förderprogramm ist ein richtiger Anfang und ein guter Ansatz von Seiten der Stadt. Ich finde es sehr gut, dass München auf die Luftreinhalteproblematik nicht nur mit Fahrverboten reagiert wie andere Städte, sondern auch mit Anreizen.

Welche Schwächen gilt es denn bei den Stromern noch zu überwinden - und funktioniert Elektromobilität überhaupt auf größeren Strecken?

Das hängt sehr stark vom Zweck des Fahrzeugs ab. Wir sehen im innerstädtischen Bereich den Hauptnutzen. Das Problem ist immer noch die Kapazität der Batterie. Wir haben Tests gemacht bei Temperaturen von 20 Grad Celsius. Da lag die Reichweite des getesteten Modells bei etwa 160 Kilometer. Bei Minus zehn Grad aber nur bei 70 Kilometer. Auch bei den Preisen für die Autos muss man sagen, dass sie immer noch zu teuer sind. Der Enthusiasmus des Nutzers muss schon groß sein, um die Nachteile eines Elektroautos in Kauf zu nehmen. Unklar ist auch noch, wie sich die Gebrauchtwagenpreise in dem Bereich entwickeln werden. Dazu gibt es noch gar nicht genügend Erfahrungswerte.

Illustration: Dennis Schmidt (Foto: gf)

Die Münchner Firma Linde setzt nun statt auf Batteriebetrieb auf Wasserstoffantrieb und will bereits im Sommer ein Carsharing-Angebot mit Wasserstoffautos starten. Ist diese Technik denn eine echte Alternative?

Das halte ich für ein hochinteressantes Thema. In Bozen zum Beispiel fahren bereits fünf Linienbusse mit Wasserstofftechnik. Ich glaube, sie könnte eine Alternative auf der langen Strecke sein. Immerhin haben Wasserstoffautos schon jetzt eine Reichweite von 300 bis 400 Kilometer, während die batteriebetriebenen Wagen vor allem im innerstädtischen Bereich ihre Chance haben. Das Problem ist aber, das Thema ist noch sehr am Anfang, es gibt auch noch keine richtige Tankstelleninfrastruktur. Dafür müssen aber jetzt Voraussetzungen geschaffen werden.

Hat der ADAC eigentlich Elektroautos bei der Pannenhilfe im Einsatz?

Nein, wir haben kein reines Elektrofahrzeug. Das liegt daran, dass wir zu große Tagesleistungen haben. Und bei der Zuladung der Pannenfahrzeuge sind wir schon am Maximum. Das alles kann ein Elektrofahrzeug im Moment nicht leisten.

Immer mehr Münchner verzichten mittlerweile ganz aufs Auto und steigen lieber aufs Rad oder auf öffentliche Verkehrsmittel um. Liegt die Zukunft des städtischen Verkehrs nicht eher darin als im Umstieg auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben?

Ganz klar, in der Münchner Innenstadt sind der öffentliche Verkehr und der Radverkehr extrem wichtig, ohne diese beiden Säulen ist Mobilität dort nicht mehr denkbar. Wir empfehlen unseren Mitgliedern, nach Möglichkeit auf öffentliche Verkehrsträger und Fahrrad umzusteigen. Man darf aber nicht vergessen, dass viele Münchner täglich aus verschiedensten Gründen auf ihr Fahrzeug angewiesen sind. Daher wird das Auto auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Stadt einnehmen.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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