E-Mail und SMS ersetzen Briefe:Der gelbe Kasten muss weichen

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In der Fraunhoferstraße findet sich aktuell noch ein Automat. (Foto: Stephan Rumpf)

Auch in München dünnt die Post ihr Netz an Briefmarken-Automaten nach und nach aus

Von Christoph Koopmann

Es ist ein langsames, aber unerbittliches Ende: Seit 15 Jahren verschwinden Telefonzellen langsam aus dem Straßenbild, das sie vor der Zeit des Mobiltelefons noch geprägt hatten. Heute ist kaum noch irgendwo eine zu finden. Doch damit ist das Münztelefon nicht allein: Ähnlich schnell stirbt auch der Briefmarkenautomat aus. Nur, wo bekommt man stattdessen auf die Schnelle eine Marke her?

Ein gutes Dutzend Briefmarkenautomaten hat die Deutsche Post in den letzten Jahren in München abgebaut, Tendenz steigend. "Die Nachfrage nach Briefmarken geht stetig zurück", erklärt Postsprecher Gerold Beck. "Da brauchen wir auch weniger Automaten." Jährlich nehme das Briefaufkommen bundesweit um zwei bis drei Prozent ab. E-Mail und SMS haben einen Gutteil der postalischen Kommunikation überflüssig gemacht - und wurden mittlerweile zum Teil selbst abgelöst von Messenger-Diensten wie Whatsapp. Und dennoch: Wer ein amtliches Schreiben zurücksenden muss oder klassisch Einladungskarten verschicken will, beispielsweise zur Hochzeit, der kommt auch nach der digitalen Zeitenwende nicht am Brief vorbei. Nur verschickt sich der halt schlecht ohne entsprechende Marke. Und nach der wiederum muss man heute lange suchen.

1984, drei Jahre nach ihrer Einführung, betrieb die Post bundesweit 28 000 Automaten. Mittlerweile sind es nur noch 2000. In München, wo 1981 einer der ersten Briefmarkenautomaten aufgestellt wurde, gibt es aktuell noch 37 - 33 stehen innerhalb der Stadtgrenzen, vier am Flughafen. Und es werden auch hier immer weniger. Durch die sinkende Nachfrage seien die Automaten unrentabel, sagt Beck: Sie seien störungsanfällig und dementsprechend pflegeintensiv - was den Betrieb verteure. "Wann immer eine größere Reparatur ansteht, schauen wir genau hin, ob sich das lohnt", sagt der Postsprecher. Oft entscheide man sich dafür, das betreffende Gerät abzubauen.

Ersatz für die wegfallenden Automaten gebe es reichlich, heißt es bei der Post. Denn in den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Poststellen vervielfacht: Gab es 2008 noch 92 Filialen in München, sind es nunmehr etwa 230. Die großen Postämter wurden zwar größtenteils geschlossen, dafür gibt es nun deutlich mehr kleinere Filialen, in denen Kunden Briefmarken kaufen sowie Post abgeben können. "Dazu kommen noch 200 Paketshops, also Kioske oder Schreibwarenläden", erklärt Beck. Auch dort kann man Pakete abgeben und Briefmarken kaufen.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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