Dritte Startbahn als Bedrohung:Bund Naturschutz will gegen "Flughafenmonster" klagen

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Unter dem Titel "Flughafen im Größenwahn" forderten gestern der Bund Naturschutz und der Landkreis Freising den Verzicht auf die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München.

Kerstin Kotlar und Bernd Kastner

Klima- und Umweltschäden und die erheblich ansteigende Lärmbelastung der Bevölkerung seien "absolut unverhältnismäßig", sagte Manfred Pointner (parteilos), Landrat des Landkreises Freising. Umweltschützer werden am kommenden Samstag in Freising gegen den Ausbau demonstrieren.

Der Münchner Flughafen: Die geplante dritte Startbahn führt zu Unmut. (Foto: Foto: ddp)

Im Erdinger Moos plant die Flughafen München GmbH (FMG) eine dritte Start- und Landebahn. Der Landesvorsitzende des BN, Hubert Weiger, kritisierte die Subventionierung des "Flughafenmonsters" von Seiten des Staates. Der BN werde auch rechtlich gegen den Ausbau vorgehen.

Eine wichtige Rolle wird dabei das Sperrgrundstück spielen, das der Naturschutzbund auf dem Gebiet besitzt und das ihn so zur Klage berechtigt.

80 Menschen müssen nach aktuellen Zahlen, die Pointner vorliegen, umgesiedelt werden. Das sind diejenigen, die unmittelbar auf dem Gelände der geplanten Startbahn wohnen. "Weitere 480 müssten mit einer Lärmbelastung von 65 bis 70 Dezibel leben", sagte der Landrat, "das ist so, als ob alle paar Minuten ein Lastwagen durch ihr Wohnzimmer fährt."

"Lärmhölle in Attaching"

Der BN rechnet mit einer Verdreifachung des Fluglärms für die Umgebung. "Für Attaching wird es die Lärmhölle werden", bekräftigte Christian Magerl, Vorsitzender des BN Freising. Die so genannte 50-Dezibelzone erstrecke sich 42 Kilometer von Ost nach West und 27 Kilometer von Nord nach Süd um den Flughafen.

Darüber hinaus sah Christine Margraf, Leiterin der BN Fachabteilung in München, eine Bedrohung für das Naherholungsgebiet Erdinger Moos. Der Ausbau dehnt sich über 1150 Hektar Fläche aus, wovon 326 Hektar unter Beton verschwinden werden.

Margraf: "Im Erdinger Moos sind viele Vogelschutzgebiete und auch europäische Schutzgebiete gefährdet." Alle Vertreter des BN sind optimistisch, die dritte Startbahn zu verhindern. Für die Demonstration am Samstag um 14 Uhr in Freising erwarten sie mindestens 3000 Gegner.

"Die Bevölkerung steht absolut hinter uns", sagte Magerl, "außerdem ist das vorliegende Gutachten von Intraplan in vielen Punkten angreifbar."

Der Bund Naturschutz hat außerdem seine Ablehnung des Münchner Transrapid-Projekts bekräftigt. BN-Kreischef Christian Hierneis wertet die Spekulationen um eine Verteuerung der geplanten Strecke zwischen Hauptbahnhof und Flughafen aufgrund erhöhter Sicherheitsmaßnahmen als Eingeständnis dafür, dass diese bisher mangelhaft gewesen seien: "Der Transrapid sollte wohl aus Geldgründen mit mangelnden Sicherheitsvorkehrungen fahren."

Der Münchner BN-Chef fragt, wie Bayerns Verkehrsminister Erwin Huber (CSU) zu der Feststellung gekommen sei, in München sei ein Unglück wie im Emsland ausgeschlossen, wenn zugleich aber offenbar die Sicherheitstechnik nachgebessert werde.

© SZ vom 5.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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