Doch keine Bombe:Falscher Alarm im Zug von Neapel nach München

Lesezeit: 2 min

Lange kann es nicht dauern, den Täter zu finden: Seine Telefonnummer wurde im Display angezeigt, als er die Bomdendrohung aussprach.

Susi Wimmer

Die Fahrgäste des Reisezugs EC 286 von Neapel nach München hatten eine harte Nacht: Wegen einer Bombendrohung, die Freitagfrüh in München einging, wurde ihr Zug zwei Stunden lang bei Bozen gestoppt und durchsucht, die gleiche Prozedur mussten sie dann in einem neuen Zug gegen Mittag am Ostbahnhof in München nochmal über sich ergehen lassen. Das Resultat war jedesmal gleich: Von einer Bombe oder ähnlichem keine Spur.

Ein Mann meldete sich telefonisch am Freitag um 7.21 Uhr bei der Bahnhofsmission in München: Er behauptete, im EC 286 sei eine Bombe versteckt. Auf dem Display des Telefons erschien sogar die Nummer des Anrufers. Die Polizei fand mittlerweile heraus, dass der Anruf aus einer Telefonzelle in Innsbruck kam. Polizeilicherseits "ein guter Ansatz, um den Täter zu finden", wie Polizeipressesprecher Peter Reichl sagt.

"Störung des öffentlichen Friedens"

Die Beamten nahmen die Drohung ernst und informierten sofort die italienischen Kollegen. Die stoppten um kurz nach 8 Uhr den Zug in der Nähe von Bozen. Die Fahrgäste mussten aussteigen, die Waggons wurden akribisch mit Sprengstoffhunden durchkämmt - ohne Ergebnis. Vorsorglich wurden alle Fahrgäste in den EC 188 umgesetzt, der rollte dann mit zwei Stunden Verspätung gen München.

"Es bestand aber immer noch die Gefahr, dass der Bombenleger irgendwo auf der weiteren Strecke zusteigt", erklärt Reichl. Deshalb entschied man sich dafür, auch den neuen Zug zu durchforsten. Dazu wurde der EC 188 vom ursprünglichen Ankunftsort Hauptbahnhof auf das Gleis 6 des Ostbahnhofs dirigiert.

Dort warteten etwa 100 Einsätzkräfte der Polizei auf den Zug: Einsatzhundertschaft, Bereitschaftspolizei, Sprengstoffhunde sowie Waffenspezialisten. "Sprengstoffverdächtige Gegenstände wurden nicht gefunden, der Zug konnte nach etwa einer Stunde für den Verkehr freigegeben werden", so Peter Reichl. Die Bundespolizei hat ihre Ermittlungen gegen den Täter aufgenommen und zwar wegen eines "Vergehens der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhnung von Straftaten".

Die gut 200 Passagiere des Nachtzugs jedenfalls werden die Fahrt so schnell nicht vergessen. Sie wurden in Italien sowie in Deutschland selektiv durchsucht, "die Fahrgäste haben das aber gelassen hingenommen", erzählt Peter Reichl. Das Versprechen der Bahn, bei Verspätungen den Reisepreis zurückzuerstatten, wird hier wohl nicht greifen.

"Wir zahlen nur, wenn unser eigenes Verschulden Grund für die Verspätung ist", so Franz Lindemaier, Sprecher der DB AG. Sollte jemand durch die dreistündige Verzögerung erheblicher Schaden entstanden sein, könne er sich gerne an die Bahn wenden.

© SZ vom 18.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: