Die Stadt und ihr Fluss - Teil 8:In aller Freundschaft

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Angst, Liebe und Unterwerfung - die Beziehung Münchens zur Isar ist in ihren fast 950 Jahren nicht immer einfach gewesen.

Wolfgang Görl

Der Blick von der Großhesseloher Brücke: Es war der letzte Blick von etwa 300 Menschen (offizielle Zahlen gibt es nicht), die genug hatten vom Leben. Sie haben sich hinabgestürzt, 30 Meter in die Tiefe, auf das Trockenbett der Isar.

"Lolas Floß" nannte Michael Mathias Prechtl das Plakat, das er für eine Ausstellung des Stadtmuseums entwarf. Die Isar, ein Fluss von überschäumender Sinnlichkeit - oft sehr zum Leidwesen der Münchner. (Foto: Repro: SZ)

Deshalb der Gitterkäfig, in dem man, unterhalb der Eisenbahntrasse, über die Brücke läuft wie ein Raubtier auf dem Weg in die Zirkusmanege. Der Käfig stimmt traurig, da hilft es wenig, dass die Sonne scheint und die Isar Lichtblitze in den kühlen Augustmorgen sendet.

Träge fließt sie dahin, nur an kleinen Abstürzen flussabwärts kräuseln sich die Wellen. Flow river flow! Zwei Spaziergänger wandern am steinigen Ufer entlang, ein Hund streunt durch die Au. Gehört er zu ihnen oder doch zu dem einsamen Angler, der bis zu den Knien im Wasser steht?

Die Isar hat ihren Ruf verbessert

Etwa 200 Meter Richtung Norden ist die Stadtgrenze. Dort beginnt die Liaison München-Isar, die, nimmt man sie als Wegstrecke, knapp 14 Kilometer dauert. Eine seltsame Liaison, so viel ist sicher. Und sie lässt sich sehr diskret an: In der Ferne der Olympiaturm und die Kamine des Heizkraftwerks Süd, ansonsten ist nichts zu erkennen, was auf die Existenz einer größeren Stadt hindeutete.

Vielmehr sieht es so aus, als würde die Isar durch eine endlose Aulandschaft fließen, wobei sie eine Behäbigkeit an den Tag legt, dass man meinen könnte, sie hätte Angst, die Ruhe der Kieselsteine zu stören. Für den Moment jedenfalls ist sie alles andere als "die Reißende", wie die Kelten und Römer den Fluss angeblich genannt haben. Auch bei den Münchnern hatte die Isar vor Zeiten keinen guten Leumund. Sie war "das frei gewaltig wazzer" (so eine Urkunde von 1381), das Häuser, Mensch und Tier mit sich riss, ein wilder Gebirgsfluss, gegen den man sich wappnen musste wie gegen einen Feind.

Längst, so scheint es, ist sie ein Freund geworden, der sogar Dichter wie Eugen Roth zu Lobgesängen hinreißt: "Drunten über weißen Kieseln / silbern Wasseradern rieseln / grün an Quadern hingestaut."

Natur aus zweiter Hand

Was die weißen Kiesel betrifft, geht die Sache in Ordnung. Am Ufer unterhalb der Großhesseloher Brücke liegen sie in breiter Fläche aus und verströmen die Aura alpenländischer Gebirgsbachromantik. Auf dem Weg Richtung Marienklause könnte man gar auf die Idee kommen, eine unberührte Flusslandschaft zu durchwandern, so idyllisch ist hier alles: Das Totholz im seichten Wasser, die kleinen Inseln inmitten des Flussbetts, die Kiesbänke, die sandigen Ausbuchtungen; jenseits des Saums aus Kieselgeröll wachsen Gräser, Klee, Spitzwegerich, Feldblumen und Büsche.

Das ist schön und erhebend, und wenn man nicht zu genau hinschaut beinahe so wie auf der kolorierten Radierung von Georg Hoefnagel aus dem Jahr 1586. Da ist die Isar vor München zu sehen, ein frei mäandernder Fluss mit Nebenarmen, Inseln und weitläufigen Auen. Dazwischen aber liegen mehr als 400 Jahre, in denen die Menschen "das frei gewaltig wazzer" nach ihren Bedürfnissen geformt haben.

Was heute als naturbelassener Fluss erscheint, ist Natur aus zweiter Hand. Ein Natur-Imitat, gestaltet vom Wasserwirtschaftsamt. Vor vier Jahren mühte sich die Isar hier durch steile Uferböschungen, einem Kanal ähnlicher als einem Gebirgsfluss. Mittlerweile hat man sie aufs Neue verwandelt, diesmal nach dem Prinzip "naturnah" - eine famose Wildfluss-Inszenierung, die dem aktuellen Gebrauchswert der Isar als Spaßgewässer mit eingebauter Surfwelle gleichwohl Rechnung trägt.

Das Diktat des Siegers

Wenn heute der Eindruck vorherrscht, Stadt und Fluss hätten endlich Frieden geschlossen, dann beruht die vermeintliche Aussöhnung auf dem Diktat des Siegers, das den Unterworfenen in Fesseln zwingt. Die Isar ist domestiziert, angepasst den menschlichen Zwecken, und vom wilden Wesen eines Gebirgsflusses hat sie so viel wie die Hauskatze von der Raubtiernatur eines Tigers.

Wie zahm die heutige Isar ist, lässt sich an dem aus Treibgut zusammengezimmerten Holzschiff sehen, das ein Künstler namens Werner ein paar hundert Meter vor der Marienklause auf eine Kiesbank gestellt hat. In alter Zeit hätte der Fluss das bizarre Konstrukt längst weggeschwemmt. In einer Notiz vom 18. Juni 1802 beklagt die kurfürstliche Wasserbaudirektion, dass "die Isar selbst vor den Thoren der Hauptstadt nur unter wüsten Strecken herumwüllen muß und bei einiger Wasseranschwellung in der ganzen Gegend Schröcken und Verheerung verbreitet".

Sie war eine Bedrohung für München, ein steter Quell der Angst. Aber das war nicht derselbe Fluss, an dessen arkadisch anmutenden Ufern wir heute entlangspazieren. Da gab es keinen Sylvensteinspeicher, der das Wasser zurückhält, keine Kanäle, die "der Reißenden" die ungestüme Kraft rauben. Die Isar hat sich vielen Zwangsmaßnahmen unterziehen müssen, ehe sie den Münchnern als kommoder Freizeitpark samt Grillgelände zur Verfügung stand - Nebeneffekte übrigens, die aus den Vorkehrungen resultieren, den Fluss unter Kontrolle zu bringen.

Immerhin, da und dort ist es der Isar gestattet, den tobenden Alpensturzbach zu mimen. An der Marienklause zum Beispiel, wo der Auer Mühlbach mit erstaunlichem Getöse abzweigt. Im 19. Jahrhundert versah hier der Schleusenwärter Martin Achleitner seinen Dienst, und weil ihn die Muttergottes mehrmals vor den Fluten gerettet hatte, errichtete er 1866 aus Fichten- und Birkenholz eine schlichte Kapelle samt Kreuzweg - die Marienklause.

Weiter Richtung Altstadt: Sendling, Thalkirchen, Harlaching und Giesing säumen die Isarauen, was aber nur auf dem Stadtplan ersichtlich ist. Unten am Fluss dürfen sich zivilisationsmüde Münchner weiterhin der Illusion hingeben, fernab der Urbanität in ungezügelter Natur zu lustwandeln. Die Stadt lässt sich nicht blicken, so als möchte sie nicht allzu viel zu tun haben mit diesem eigenwilligen Gewässer.

Der Blick vom Hochufer am südlichen Stadtrand Richtung Frauenkirche (Foto: Foto: SZ / Gebhardt)

Buchstäblich gilt das für das mittelalterliche München, das respektvollen Abstand zur Isar bewahrte, weil man ihr aus guten Gründen misstraute. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als die auf dem jenseitigen Ufer gelegenen Siedlungen eingemeindet wurden, fließt die Isar tatsächlich durch München. Wenn sich das ludovizianische München als Isar-Athen feierte, dann lag seinen Protagonisten Athen gewiss näher als der heimatliche Fluss.

Die Errichtung der Isar

Weil man seit je an der Isar herumbastelte, könnte einem einfallen, sie überhaupt als künstliches Gewässer zu betrachten. Die Idee hat aber schon Karl Valentin gehabt, aufgewachsen im Arme-Leute-Viertel Au, wo das Wasser "Tag und Nacht über d'Wänd runter" lief.

Er schildert den Vorgang so: "Heute Nachmittag drei Uhr dreißig sind genau achthundert Jahre verflossen seit Bestehen der Isar. Das Isarbett selbst wurde erbaut von Herzog Jakob dem Wäßrigen. Seine Gemahlin, die spätere Kronprinzessin Cenzi von Harlaching, der frühere Kurprinz Maximilian der Wamperte, Großherzog von Kleinhesselohe, waren bei der Isarenthüllung zugegen. Es war ein feierlicher Akt, ein historisches Jubiläum, als die ganze Münchner Bürgerschaft, der Stadtmagistrat samt den Stadtvätern auf der Fraunhoferbrücke standen und jeden Moment auf die ersten Isarwellen warteten."

Die Isar trifft dann mit einiger Verspätung ein, mit enthusiastischen Worten begrüßt vom Bürgermeister: "Willkommen, edler Gebirgsfluß . . . Wir können nicht umhin, uns selbst den herzlichsten Dank auszusprechen, denn gerade ich und wir waren es, welche uns am meisten ins Zeug gelegt hatten zur Errichtung einer Isar in der Stadt München."

Am Ende überflutet der Fluss die Stadt, "die haushohen Wellen waren mindestens ein bis zwei Meter hoch", und als die Not am größten war, fanden die Münchner eine sehr münchnerische Lösung: "Dem einen Vorschlag: abzuwarten, bis das Hochwasser selbst aufhört, wurde allgemein zugestimmt, da das auch kostenlos wäre."

Fluss von minderer Bedeutung

Es gibt nicht viele Texte von hoher literarischer Qualität, in denen die Isar eine tragende Rolle spielt. Künstlerisch scheint der Fluss überhaupt wenig herzugeben, wenn man davon absieht, dass er den Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts gelegentlich als Motiv gedient hat.

Auch den Komponisten ist es nicht gelungen, die Isar ähnlich berauschend zu vertonen wie Donau oder Moldau. Sie ist, bei aller Liebe, eben doch ein Fluss von minderer Bedeutung und schon gar kein mythenumwobener Schicksalsstrom wie der Rhein.

Nicht mal ordentlich schiffbar ist sie, und sollte es früher Menschen gegeben haben, die die Isar als Tor zur Welt betrachteten, so erfolgte ihr Aufbruch zu neuen Ufern auf feuchten Flößen. Dem lockenden Gesang der Lorelei aber hätten sie vergebens nachgelauscht.

Lido und Sommerland

Der Flaucher. Hier ist Sommerland. Hier steigen Erinnerungen hoch an glücklich verbummelte Sonnentage, die sich in der Rückschau addieren zu einem einzigen, großartigen, heißen August. Wenn München so etwas wie einen Lido hat, dann ist er hier.

Vielleicht ist es die fröhliche Anarchie des Flusses, die den Ort so anziehend macht. Hier ist die Isar gerade so, wie sie der hoffnungslos verliebte Herzog Albrecht in Carl Orffs Musikdrama "Die Bernauerin" lobpreist: "Drunt lauft d'Isar, / die grüne schnelle, / in Bacheln und Bachern / spalt sie si auf, / vieladrig / im kiesign Bett. / Bruckn und Steger / führn da hinüber, / heimliche Weger / durchs Ufergebüsch. / Weidenbaum saumen / Anger und Länden, / blühende Holler / druckn si nah.

Am Flaucher benimmt sich die Isar jugendlich ungezogen. Wirft Geröllhalden auf, gestaltet kiesige Inseln, die bald wieder verschwinden, verzweigt sich in Nebenarmen und Rinnsalen, plätschert, sprudelt, flirrt und sirrt. So möchte man auch sein. Möchte der Zivilisation Lebewohl sagen und wie der Tscharlie in Helmut Dietls TV-Serie "Münchner Geschichten" an der Isar kampieren, die im Tagtraum zum Rio Bravo wird , wo man rastet auf dem Weg nach Sacramento.

Offenbar gedeihen diese Underdog-Träume von einem ganz anderen, abenteuerlichen Leben an der Isar besonders gut. Ein Stück flussaufwärts, nahe der Floßlände, ist das Revier des Cowboy Clubs München, gegründet 1913 von drei jungen Burschen aus dem Arbeiter-Milieu - die Isar als Ort der Sehnsucht.

Rechts der Isar wohnen die Grattler

Früher war sie auch die Grenze, die die Wohlhabenden von den armen Teufeln schied. Giesing, die Au, überhaupt das rechte Flussufer: Da lebten Tagelöhner und Grattler, Arbeiter und verarmte Witwen, dort war das Revier von Strizzis wie dem "Schönen Karl", dem Helden eines Volkssänger-Couplets aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg:

"I bin von rechts der Isar her, / in Giesing bin i z'Haus, / im schönsten Teil der Münchner Stadt, / da steht mein Vaterhaus. / Mei Vater war ein Maschkera, / mei Mutter in d'Wasch, / mei Bruder, der fahrt Ziegelstoa, / mei Schwester Equibasch. / Mei Onkel sitzt in Stadelheim, / in Wasserburg mei Tant, / mei Vetter, der is hingricht worn, / wie allgemein bekannt. / A feine Blasn san mir scho, / Kreuzdeixel sakradi, / dochs größte Früchtel meiner Seel / von alle, das bin i."

Über die Brudermühlbrücke tost der Verkehr, Sommerland ist hier zu Ende. Der Blick durch die Braunauer Eisenbahnbrücke bietet das erste halbwegs städtische Szenario: die Kirche St. Maximilian, die dunkle Glasfassade des Europäischen Patentamts, der Turm des Deutschen Museums.

Unter der Wittelsbacherbrücke trinken sich die Obdachlosen den Tag schön, ein Hund beschnüffelt ihre Utensilien. Matratzen, Körbe, Sessel, ein Tisch, ein löchriges Benzinfass, in dem in kalten Nächten das Feuer brennt. Ein paar hundert Meter weiter, an der Reichenbachbrücke, zwängen hohe Ufermauern die Isar in ein steinernes Bett. "Baden verboten. Lebensgefahr", steht in großen Lettern auf dem Wall.

Ausgerechnet an dieser Stelle, vor der Museumsinsel, zweigt die so genannte Kleine Isar rechts ab und formt ein innerstädtisches Idyll, einen Flaucher im Kleinen. Sogar Biber sollen hier hausen. Biber mitten in München, unmittelbar am Deutschen Museum, der Kultstätte des technisch-industriellen Zeitalters.

Furchterregend, aber nützlich

An der Ludwigsbrücke gilt es schon deshalb innezuhalten, weil dies vermutlich der Ort ist, an dem Herzog Heinrich der Löwe zwischen 1156 und 1158 die Brücke errichten ließ, die dem kleinen Dorf Munichen den Aufschwung brachte. Von hier aus sind in gehöriger Entfernung die Frauentürme zu sehen, und selbst das Isartor hält einen beträchtlichen Sicherheitsabstand zum Fluss.

Von Anfang an war den Münchnern die Isar verdächtig - und sie kam sie teuer zu stehen. In seiner Einführung zum Buch "Geschichte der Münchner Stadtbäche" schreibt der Direktor des Stadtarchivs, Richard Bauer: "Die künstlich aufgeschütteten Isardämme und die damit verbundenen Regulierungsvorkehrungen für die in die Wohn- und Geschäftsviertel eingeleiteten Bachsysteme gehörten im Mittelalter mit zu den größten Ausgabeposten des Magistrats."

Andererseits war die Isar, sobald sie sich in teils natürlichen, teils künstlichen Bächen in die Stadt ergoss, außerordentlich nützlich. Sie lieferte Energie, trieb Mühlen an, Schmiedehämmer oder Walken für die Tuchherstellung, sie füllte den Stadtgraben zum Schutz vor Feinden und diente in späteren Jahren der Bewässerung der herzoglichen Gärten.

Ein Lokal, wichtiger als eine dritte Startbahn

Acht Kilometer haben wir von der Großhesseloher Brücke bis zur Ludwigsbrücke bewältigt, und jetzt wäre es erfreulich, gäbe es die Gastwirtschaft "Zum Grünen Baum" noch. Sie stand an der Unteren Floßlände, etwa dort, wo heute die Steinsdorfstraße ist.

So ein Lokal, direkt am Flussufer, hätte München womöglich nötiger als eine dritte Startbahn. Einem Ölbild aus dem 18. Jahrhundert ist zu entnehmen, dass im "Grünen Baum" sowohl feinere Herrschaften als auch Flößer und Soldaten verkehrten, was den Schluss zulässt, dass es dort nicht übertrieben sittsam zugegangen ist.

Ihre beste Zeit hatte die Gaststätte um 1840, als die Wirtin Walburga Hitzelsberger das Regiment führte. Künstler und Schauspieler kehrten ein, selbst Ludwig I. war zu Gast. 1886 musste die Wirtschaft dem Bau des Isarquais weichen.

Wer die Isar rechtsseitig stadtauswärts geht, wird schwerlich umhin kommen, eine gewisse Monotonie zu bemerken - die aber auf hohem Niveau. Die Kaskaden hinter der Maximiliansbrücke bieten Auge und Ohr noch eine lobenswerte Dramatik, dann aber begleitet der Fluss geradezu in Bierruhe die Maximiliansanlagen, deren abschließender Höhepunkt der Friedensengel ist.

Ersatz fürs Meer

Größere Aufmerksamkeit erregt erst wieder der Neubau an der Ecke Poschinger Straße/Thomas-Mann-Allee in Bogenhausen. Hier wohnte Thomas Mann mit seiner Familie, bis er vor den Nazis fliehen musste. Seine Villa ist nach dem Krieg abgerissen worden. Zurzeit wird sie wieder errichtet, der Rohbau ist fertig.

Es ist der Banker Alexander Dibelius, der es für eine gute Idee hält, ein Haus zu bauen, das von außen so aussieht wie die Villa Thomas Manns. Der Bauherr möge nicht versäumen, sich einen Hund zuzulegen. Mit einem Hund lernt man die dortigen Isarauen erst richtig kennen. Er sollte aber, mit Verlaub, nicht darüber schreiben. Das hat bereits Thomas Mann besorgt, in unübertrefflicher Manier. "Herr und Hund" heißt die Erzählung. Sie ist eine Art Liebeserklärung an Bauschan, den "kurzhaarigen deutschen Hühnerhund" des Nobelpreisträgers.

Nebenher erfährt man einiges vom Zauber der Bogenhausener Isarlandschaft, was des Umfangs wegen nur höchst fragmentarisch wiederzugeben ist: "Das ist nun die Zone des Flusses, er selbst liegt vor uns, grün und in weißem Brausen, er ist im Grunde nichts als ein großer Gießbach aus den Bergen, aber sein immerwährendes Geräusch, das mehr oder weniger gedämpft überall in der Gegend zu hören ist, hier aber frei waltend das Ohr erfüllt, kann wohl Ersatz bieten für den heiligen Anprall des Meeres, wenn man dieses nun einmal nicht haben kann."

Nicht immer an allem schuld

Fast ist man geneigt, von einem versöhnlichen Ende zu sprechen, bei dem die Isar mal nicht die Unterworfene ist. Der große Gießbach kommt zu höchsten literarischen Ehren, noch ehe er die Münchner Fluren bei Unterföhring verlässt. Er hat es verdient.

Und noch eins muss man zu seinem Ruhm hinzufügen: Als 1983 im Stadtmuseum die Ausstellung "Die Isar" lief, warb dafür ein Plakat des Nürnberger Malers Michael Mathias Prechtl. Er hatte König Ludwig I., ausgestattet mit grotesken Lederflossen, auf ein Floß gesetzt, neben ihm die nackte Lola Montez, von der er seine Finger nicht lassen kann. Hinter ihnen hält sich der bayerische Löwe, schon halb im Wasser, mit letzter Kraft am Floß fest.

Die Isar aber schäumt und tost, und man ahnt, dass die tollkühne Fahrt nicht lange gut geht. Nur kann man das schwerlich dem Fluss anlasten. Ludwigs Verhängnis hieß Lola. Nicht immer ist es die Isar, die Schröcken und Verheerung verbreitet.

© SZ vom 20.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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