Die Rollstuhlfahrerin:Höchstleistung im Sitzen

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Laura Fürst lässt sich trotz Behinderung nicht einschränken

Von Lisa Kuner

Laura Fürst hält sich gut am Handlauf fest, fährt zielstrebig die Rolltreppe hinauf und schiebt sich über die Straße. An einem so schönen Tag genießt sie gerne die Sonne in einem der Cafés an der Leopoldstraße. Sie ist 25 Jahre alt und studiert Maschinenwesen im Master an der Technischen Universität München (TU). Und spielt Rollstuhlbasketball. Seit sie mit 16 Jahren einen Unfall mit einem Schneemobil hatte, ist sie inkomplett querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl.

Nach fünf Monaten Reha kehrte die Münchnerin schnell in den Alltag zurück. An die Uni zu gehen und zu studieren, stand für sie nie infrage. "Das Gelände der TU in Garching ist perfekt", sagt sie. Es gibt genug Aufzüge, die Behindertenparkplätze wurden extra ausgebaut, und auch sonst fühlt sie sich nicht eingeschränkt. Wenn sie mal Hilfe braucht, macht Fürst fast immer positive Erfahrungen. Aber wenn Leute einfach ihren Rollstuhl schieben ohne zu fragen, fühlt sie sich bevormundet. "Was meinen Alltag von dem anderer Studenten unterscheidet ist, dass ich viel Sport mache." Fast jeden Tag trainiert Fürst in ihrem Rollstuhlbasketballverein RBB München, macht Krafttraining oder fährt zu Spielen. Im Herbst holte sie mit der Nationalmannschaft Silber bei den Paralympics in Rio, in diesem Jahr steht die Europameisterschaft auf Teneriffa auf dem Programm.

SZ-Grafik; Quelle: LMU, TU, Bayerisches Landesamt für Statistik, Studentenwerk München (Foto: thema)

Ihre sportlichen Aktivitäten mit dem Studium zu verbinden ist für sie schwerer als den Alltag im Rollstuhl zu bewältigen. Was ihr zu Gute kommt ist, dass sie kaum Anwesenheitspflicht an der Uni hat. Sport spielt einfach eine zentrale Rolle in Fürsts Leben: "Ich brauche das als Ausgleich zum Lernen." Auch in der Prüfungsphase lässt sie das Training nicht ausfallen, weil es ihr gut tut, sich richtig auszupowern. Neben Leistungssport und Uni fährt sie gerne Handbike und im Winter Monoski.

Um sich auf die Paralympics vorzubereiten, musste sie dann an der Uni doch zurückschrauben. "Ich will das, was ich mache, auch richtig machen", erklärt Fürst. Im nächsten Semester macht die Münchnerin ein Praktikum bei BMW und schreibt dann ihre Masterarbeit. Danach wird sich Fürst entscheiden müssen, wo sie nach ihrem Studium arbeiten will. Durch ihre Behinderung sieht sie sich dabei kaum eingeschränkt. "Es wird sicher nicht leicht, einen Arbeitgeber zu finden, der mehr als 30 Tage im Jahr auf mich verzichten kann", meint sie. Dann aber wird es schwierig, Trainingslager und Wettkämpfe unterzubringen.

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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