Die mutmaßlichen Täter:"Urlaub in Stadelheim Ostbau"

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Hip-Hop, Drogen, Knast und die geliebten Eltern: Wer sind die mutmaßlichen Täter, die den 50-jährigen Geschäftsmann in München zu Tode geprügelt haben? Eine erste Annäherung.

Lisa Sonnabend

Bedauern ist bei Christoph T. keines zu spüren. Kein Wort darüber, ob es ihm leid tut, dass die Situation am Samstagnachmittag eskaliert ist. "Schießt alle Bullen tod und holt den basti und markus raus", schreibt er stattdessen auf seinem Internetprofil bei lokalisten.de.

Am Samstagnachmittag ist Christoph T. mit seinen Freunden Markus Sch. und Sebastian L. in München unterwegs. An der Donnersbergerbrücke versuchen sie, von vier Schülern Geld zu erpressen. Christoph T. schlägt einem der Opfer ins Gesicht, einem andern auf den Rücken. Dann verlässt er seine beiden Freunde.

Diese werden keine 20 Minuten später einen Mann zu Tode prügeln, der die Schüler vor weiteren Erpressungsversuchen schützen will. Ganz Deutschland ist betroffen angesichts dieser brutalen Tat. Doch Christoph T. scheinbar nicht.

Bislang ist nicht allzu viel über die mutmaßlichen Täter bekannt. Die Polizei gibt nur wenige Informationen preis. Es sind die Profile im Internet, die die Täter angelegt haben, die einen Einblick in ihre Welt geben.

Auch der 18-Jährige Markus Sch., der bei seinen Eltern in Johanneskirchen wohnt, hat ein ausführliches Lokalisten-Profil angelegt, das inzwischen allerdings von den Betreibern der Seite gelöscht worden ist. Er gibt sich dort als harter Kerl aus, seine Vorliebe für Gangster-Rap ist nicht zu übersehen. Als Profilbild hat er das Foto eines Rappers gewählt, der seine beiden Mittelfinger in die Kamera hält.

Am liebsten höre er die Musik von Tupac, Dr. Dre und Eminem. Er lebe jeden Tag so, als wäre es sein letzter, schreibt er. Markus Sch. gibt an, Single zu sein und von Sternzeichen Zwilling. Er spiele oft Basketball und gehe Joggen.

Seinen letzten Urlaub habe er in Stadelheim Ostbau verbracht. Das stimmt wohl auch, jedoch war der Aufenthalt nicht als Urlaub gedacht, sondern als Strafe. Nach Angaben der Polizei hat Markus Sch. bei ihnen eine Akte: Wegen schwerer räuberischer Erpressung in diesem Jahr hat er bereits vier Wochen Dauerarrest in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim absitzen müssen. Davor war er wegen Diebstahls und Körperverletzung auffällig geworden.

Auch sein Bruder hat wohl schon Erfahrung mit dem Gefängnis gemacht. In seinem Profil beschreibt Markus Sch., wie er sich seinen Traumtag vorstellt: "Meinen Bro rausholen und dann erst mal fett in Urlaup päisen."

Über Sebastian L, den anderen mutmaßlichen Täter, ist im Internet nichts zu finden. Der 17-Jährige war nach Informationen der Süddeutschen Zeitung in einer Einrichtung für drogenabhängige Jugendliche untergebracht, die von der Beratungsstelle Condrobs geleitet wird. Das Haus liegt nur zwei Stationen stadteinwärts vom Tatort, von den Fenstern aus kann man die Bahngleise sehen.

Sebastian L. stammt aus zerrütteten Familienverhältnissen. Er stand in einem Dreiecksverhältnis aus Mutter, Vater und Stiefvater und geriet offenbar immer wieder zwischen die Fronten.

Auch er ist in der Vergangenheit schon straffällig geworden. Sebastian L. wurde zwar noch nie wegen einer Schlägerei angezeigt, doch auch er hat zwei Einträge im Strafregister - wegen Diebstahls und Drogenbesitzes. Beide Jugendliche sind in München aufgewachsen, auch ihre Eltern sind Deutsche.

Aber Markus Sch. zeigt auch eine weiche Seite. Auf die Frage, was er im Leben noch machen möchte, schreibt er in seinem Internetprofil: "Meine Familie stolz machen." Ob ihm dies nach der Tat von Samstag noch gelingen wird, ist jedoch sehr unwahrscheinlich.

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