Deutsches Theater:Die neue Bescheidenheit

Lesezeit: 1 min

Was gestern undenkbar schien, geht plötzlich: München will das renovierungsbedürftige Deutsche Theater nun doch nicht an einen privaten Betreiber abgeben, sondern in Eigenregie weiterführen.

Jan Bielicki

Das Deutsche Theater bleibt der Stadt wohl erhalten. Die Stadtspitze plant, die renovierungsbedürftige Musicalbühne nun doch nicht an einen privaten Betreiber abzugeben, sondern aus städtischen Mitteln zu sanieren.

Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) stellte der Presse und anschließend dem Aufsichtsrat der stadteigenen Deutschen Theater München Betriebsgesellschaft (DTB) Überlegungen vor, das marode Gebäude in eigener Regie zu halten.

Die notwendige Sanierung soll nach einem von Theaterchefin Andrea Friedrichs erarbeiteten Konzept allerdings deutlich weniger kosten, als noch vor vier Jahren befürchtet. Ude spricht von einer zweistelligen Millionensumme ,,im unteren Bereich''.

Etwa genau so viel Geld aber müsse die Stadt ,,auch im günstigsten Fall'' einem privaten Investor dafür bezahlen, dass dieser die Immobilie an der Schwanthalerstraße übernimmt, saniert und zusichert, das Theater weiter zu betreiben. Die Stadt will das laufende Bieterverfahren, an dem sich drei an dem Bühnenkomplex interessierte Bewerber beteiligt haben, zwar ordentlich weiterführen und abschließen.

Der OB behält sich aber ausdrücklich vor, den Investorenwettbewerb für gescheitert zu erklären, weil dieser gezeigt habe, ,,dass wir ja kein Geld für unsere Immobilie bekommen''.

Drohende Schließung bereits seit vier Jahren

Der OB schreibt es einer ,,Mischung aus Glück und erfreulicher, neuer Bescheidenheit'' zu, dass das Deutsche Theater nun doch aus eigenen Mitteln zu renovieren sei. Denn vor vier Jahren hatte Ude bereits die Schließung des Traditionstheaters angekündigt, nachdem Experten des Baureferats festgestellt hatten, dass rund 107 Millionen Euro in das Gebäude investiert werden müssten, um es überhaupt bespielbar zu halten.

Die darauf für knapp fünf Millionen Euro beschlossenen Sofortmaßnahmen scheinen aber den Bühnenturm dauerhafter stabilisiert zu haben, als von Statikern zuvor angenommen. Außerdem hat die seit einem Jahr amtierende Theaterchefin Friedrichs die Anforderungen an eine Renovierung deutlich gesenkt. Weil Bühnentechnik heute viel leichter ist als vor wenigen Jahren und tourende Theatertruppen ihre eigene Ausstattung mitbringen, hält Friedrichs vieles für verzichtbar: ,,Es ist nicht alles ideal, aber es funktioniert.''

Tatsächlich kommen immer mehr Zuschauer und Ballgäste ins Deutsche Theater. 323000 sollen es in diesem Jahr sein und rund 12,7 Millionen Euro - gut drei Millionen mehr als 2004 - in die Theaterkasse bringen. Der städtische Zuschussbedarf sei in zwei Jahren von 5,20 Euro pro Eintrittskarte auf zehn Cent gesunken, sagte der grüne Bürgermeister und Chefaufsichtsrat des Theaters, Hep Monatzeder.

© SZ vom 05.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: