Deutsches Theater:Der Vorhang bleibt auf

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Zumindest vorerst. Nach der Kehrtwende von Oberbürgermeister Christian Ude ist der Bühnenbetrieb bis Ende 2004 gesichert - verhandelt wird mit privaten Investoren.

Jan Bielicki

(SZ vom 25.6.2003) — Das Deutsche Theater wird vorerst nicht geschlossen. OB Christian Ude (SPD) will der sanierungsbedürftigen Bühne eine Gnadenfrist bis mindestens Ende 2004 einräumen. Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) verhandelt mit privaten Geldgebern über eine Rettung des Theaters. Vier Investorengruppen haben Interesse an den Theaterbauten angemeldet.

Das Deutsche Theater werde "selbstverständlich nicht geschlossen", sagte Ude der SZ. Der OB will dem Stadtrat nun in der nächsten Woche empfehlen, den Theaterbetrieb vorläufig weiterzuführen, bis sein Stellvertreter Monatzeder konkrete Ergebnisse seiner Verhandlungen mit privaten Investoren vorlegen kann.

Kein Geld für Generalsanierung

Alle "Notmaßnahmen", also Reparaturen, die das marode Haus an der Schwanthalerstraße vor einer baupolizeilichen Schließung bewahren, werde die Stadt übernehmen. Die eigentlich notwendige Generalsanierung komme jedoch für die Stadt weiterhin "nicht in Betracht", sagte Ude, "das können wir uns nicht leisten."

Weil eine solche Sanierung des Theaterkomplexes die Stadt nach Berechnungen des Baureferats rund 140 Millionen Euro kosten würde, hatte Ude selbst die Schließung der Musicalbühne zum Ende diesen Jahres angekündigt. Auch die gut vier Millionen Euro, die bis 2005 für die allernötigsten Reparaturen in das baufällige Gemäuer gesteckt werden müssten, wollte Ude eigentlich nicht zahlen.

Denn auch sie hätten nach Ansicht der Sachverständigen einen langfristigen Betrieb nicht sicher stellen können. Doch für eine sofortige Schließung fehlt dem Oberbürgermeister im Stadtrat die Mehrheit: Die CSU will das Deutsche Theater unter allen Umständen erhalten, die Grünen fordern ein Moratorium — und "die SPD wird sich nicht als Letzte dafür verkämpfen, das Theater dichtzumachen", so ein einflussreicher Sozialdemokrat.

Seine Drohung habe dennoch gewirkt, begründet der OB nun seinen Sinneswandel: "Der Schreckschuss hat einiges in Bewegung gebracht." So würden jetzt private Investoren "fast Schlange stehen", sagt Ude.

Interesse von vier Investorengruppen

Tatsächlich verhandelt der grüne Bürgermeister Monatzeder, der auch dem Aufsichtsrat des Deutschen Theaters vorsteht, derzeit mit vier, so Ude, "seriösen" Investorengruppen über einen Verkauf, die Sanierung und Weiterführung des Theaters. Deren Modelle zum Erhalt der Bühne ähneln sich: Danach könnten entweder ein Immobilienfonds oder eine Stiftung den Häuserkomplex an der Schwanthalerstraße übernehmen.

Die Stadt überlässt den Investoren die Immobilie, und die neuen Besitzer bringen das Geld für deren Sanierung auf. Diese Arbeiten könnten unter der Kontrolle eines privaten Bauherren, so schätzt Monatzeder, "deutlich günstiger" kommen, als wenn die Stadt den Auftrag vergibt.

Ob diese Rettungsmodelle funktionieren, müssen Experten erst im Detail durchrechnen: "Es ist eine Frage der Rendite", sagt Monatzeder, "ob das also für Anleger interessant wird." Derzeit zurückgestellt hat die Stadt dagegen Vorschläge, das Deutsche Theater entweder in das ehemalige Radstadion auf dem Olympiagelände ziehen zu lassen oder ihm für 80 Millionen Euro einen Neubau an die Donnersbergerbrücke zu stellen.

Gesichert ist der Theaterbetrieb damit jedoch nur für eine Übergangsphase. Geschäftsführer Heiko Plapperer-Lüthgarth könne damit "sicher bis Ende 2004 planen", solle aber "mit Verpflichtungen für 2005 vorsichtig sein", sagt Ude. Allerdings zeigt sich der OB nun "optimistisch, dass es zu einer dauerhaften Lösung kommen kann".

Damit hat das Bürgerbegehren für den Erhalt des Deutschen Theaters, das bisher rund 20000 Unterschriften gesammelt hat, seine Ziele — jedenfalls vorläufig — erreicht. Noch in dieser Woche will der OB mit den Initiatoren darüber verhandeln, wie die Frage "Sind Sie dafür , dass..." bei einem möglichen Bürgerentscheid formuliert werden könnte.

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