Design im Untergrund:Aussteigen lohnt sich

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Zu Beginn sahen die U-Bahnhöfe im Münchner Netz alle recht ähnlich aus - doch das hat sich geändert. Viele Stationen wurden von Künstlern gestaltet und spiegeln ihre Umgebung wider

Von Thomas Jordan

Futuristische Riesenlampen, antike Porträtbüsten und ein "Glasauge", durch das Tageslicht in den Untergrund strömt: Wer sich bei der Fahrt mit der U-Bahn die Zeit dafür nimmt, entdeckt Designhighlights im öffentlichen Raum. An vielen der insgesamt 100 Haltestellen kann man Licht- und Farbkunstwerke von weltbekannten Künstlern erleben, Mini-Kunstausstellungen besichtigen und beobachten, wie sich Architektur und Design mit den Besonderheiten des jeweiligen Ortes auseinandersetzen. Seit den Neunzigerjahren Jahren haben Stadt und Verkehrsgesellschaft MVG den Anspruch, dass jeder Bahnhof seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter hat.

Das war in den Anfangsjahren der Münchner U-Bahn noch ganz anders: Als 1971 die erste Linie zwischen Kieferngarten und Goetheplatz fertiggestellt war, die heutige U6, sahen die Bahnhöfe mehr oder weniger gleich aus. Die Stationen waren nach dem Baukasten-Prinzip des Architekten Paolo Nestler gestaltet: Farbige, gekachelte Stützpfeiler, weiße Decke und eine in Pastelltönen gehaltene Wand hinter den Gleisen - fertig war das Stationsdesign. Unterschiede gab es nur in der farblichen Markierung der jeweiligen Linie: blau für die U 6, orange für die U 3, die 1972 als zweite Linie fertiggestellt wurde. Heute kann man die erste Design-Phase der Münchner U-Bahn zum Beispiel noch am Sendlinger Tor erleben, allerdings nicht mehr lange. Von Frühjahr an wird die Station für 150 Millionen Euro umgebaut - und auch komplett neu gestaltet.

Aufgebrochen wurde das Konzept der ähnlichen U-Bahnhöfe in den Achtzigerjahren. Die architektonische Individualisierung begann, Gemälde und Skulpturen zierten die Wände. Die Stationen Königsplatz und Lehel sind typische Beispiele dafür. In den Neunzigerjahren folgte dann das Konzept der Designbahnhöfe: Um Fahrgäste zu locken, will die Münchner U-Bahn mehr und mehr auch ästhetisch gefallen. Transparent und übersichtlich sollen die Bahnhöfe gestaltet sein, um für Sicherheit und reibungslose Abläufe an den Gleisen zu sorgen und mit ihrem ansprechenden Äußeren gleichzeitig die Hemmschwelle für Vandalismus zu erhöhen. Unter dieser Vorgabe gestalten nun weltbekannte Künstler wie Ingo Maurer die Farbgebung und die Lichtführung in den Stationen - demnächst auch am Sendlinger Tor.

© SZ vom 03.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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