Der Bayerische Oscar:Vier Minuten voller Ruhm

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Erst habe "keine Sau an diesen Film geglaubt" - jetzt hat das Gefängnisdrama "Vier Minuten" gleich vier Preise abgeräumt. Beim Bayerischen Filmpreis fühlte sich das beste Nachwuchstalent "wie eine Prinzessin" und Stoiber durfte ein letztes Mal als Wohltäter der Branche glänzen.

Christian Mayer

Es ist der Abend der bayerischen Filmemacher beim Bayerischen Filmpreis. Und ein Abschied für Edmund Stoiber, der zum letzten Mal im Prinzregententheater den Ehrenpreis überreichen darf - an Regisseur Michael Verhoeven, früher nicht unbedingt eine Lieblingsfigur der Konservativen.

Im Blitzlicht kann der Ministerpräsident noch einmal glänzen: als Wohltäter der Branche, der Fördermittel und Trophäen wie kein anderer Ministerpräsident verteilt.

In München bleibt auch der mit 200 000 Euro dotierte Produzentenpreis: Die Firma Roxy Film, die Marcus H. Rosenmüllers Erstlingsfilm ,,Wer früher stirbt, ist länger tot'' produziert hat, kann sich über die begehrte Pierrotfigur freuen.

Gerade Vater geworden

Rosenmüller, gerade Vater geworden, holt sich außerdem den Nachwuchs-Regiepreis ab. Er bedankt sich mit bairischem Charme und einer Stakkato-Rede - Laudator Michael Herbig hatte zuvor den Rosenmüller'schen Heimatdialekt bis zur Unverständlichkeit karikiert. Der Preis für die beste Regie geht an Tom Tykwer für seine erfolgreiche Verfilmung des Romans "Das Parfum''.

Ein Film scheint die Jury besonders begeistert zu haben: Das Gefängnisdrama "Vier Minuten'' über eine gewalttätige Pianistin gewinnt gleich vier Preise. Die umjubelte Monica Bleibtreu freut sich hinreißend über ihre Trophäe als beste Schauspielerin. Filmpartnerin Hannah Herzsprung wird als bestes weibliches Nachwuchstalent ausgezeichnet, wobei Laudator Joachim Król eine Liebeserklärung vorträgt: "Vier Minuten'' sei ein "packender, berührender, leidenschaftlicher Film'', sagt er - um nur noch von Hannah, dem neuen Star, zu schwärmen.

Im gesponserten Glitzerkleid

Anmutig steht sie auf der Bühne: ,,Ich fühle mich wie eine Prinzessin'', sagt die 25-jährige Münchnerin im gesponserten Glitzerkleid. Später merkt Regisseur Chris Kraus noch lakonisch an, dass zunächst "keine Sau an diesen Film geglaubt hat'' - erst das Filmfestival in Schanghai brachte den Durchbruch.

Leichtfüßig führt BR-Moderator Christoph Süß durchs Programm. Auch als staatstragender Parodist und Pausenfüller macht er eine gute Figur. Regisseur Gregor Schnitzler (,,Die Wolke'') verheddert sich dagegen vor Ergriffenheit in seiner Dankesrede.

Dafür antwortet Katharina Thalbach, Hauptdarstellerin in Volker Schlöndorffs Film ,,Strajk - Die Heldin von Danzig'', knapp und witzig. Täuscht der Eindruck, oder stand irgendwann auch Sebastian Schweinsteiger im Smoking neben dem anderen WM-Helden Philipp Lahm auf der Bühne, ohne ein Wort zu sagen? Keineswegs sprachlos ist der 86-jährige KZ-Überlebende Max Mannheimer, der über den schwierigen Film "Der letzte Zug'' von Joseph Vilsmaier und Dana Vávrová spricht.

Am Schluss hat noch einmal der Ministerpräsident das Wort. Er lobt den Ehrenpreisträger Michael Verhoeven für seine gesellschaftskritischen Filme. Stoiber, das darf man annehmen, ist ebenfalls ein wenig gerührt an diesem Abend, der ihn noch einmal im besten Licht zeigt.

© SZ vom 20.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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