Zeitzeuge Bernhard Marks ist tot:Politisch bis zum Schluss

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Vor einem Monat sprach Bernard Marks vor der Regierung des County of Sacramento in Kalifornien. Er verurteilte Polizeigewalt und mahnte zur Achtung von Menschenleben. Anlass war der Tod eines unbewaffneten Schwarzen, der von Polizisten mit Schüssen in den Rücken getötet worden war. Marks hatte als Jugendlicher zwei Konzentrationslager überlebt. Bis zuletzt war er ein sehr aktiver und agiler Zeitzeuge des Holocaust. Häufig zog er Parallelen zur heutigen Politik. Er werde die Präsidentschaft Donald Trumps nicht zu 100 Prozent mit der Naziherrschaft vergleichen. "Aber wir sind auf dem Weg", sagte er der Zeitung The Sacramento Bee. Marks berichtete deutschen und amerikanischen Schülern von seinen Erlebnissen. Zweimal im Jahr kam er nach Deutschland, nach Kaufering und Dachau, auch noch 2018.

Bernard Marks war als Ber Makowski am 17. September 1932 in Łódź geboren worden. Nach der deutschen Besetzung Polens, wurde er mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder 1940 ins Ghetto gezwungen. 1944 wurde die Familie ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Die Mutter und der jüngere Bruder wurden ermordet. Vater und älterer Sohn kamen nach Kaufering. Als gerade Zwölfjähriger musste Marks das Dachauer Außenlager Kaufering IV mit aufbauen. Vater und Sohn überlebten. "Mein Vater war mein Engel", sagte Marks später. Er hatte seinen Sohn fünf Jahre älter gemacht und damit sein Überleben gesichert.

Nach dem Krieg gelangte der 15-Jährige in die USA, studierte, arbeitete in der Luft- und Raumfahrttechnik. 1969 begann er, als Zeitzeuge über seine Erfahrungen in Nazi-Deutschland zu sprechen. Zunächst in den USA, seit 1995 auch in Europa. "Er ging mit offenen Armen auf die Deutschen zu", sagt Albert Knoll von der KZ-Gedenkstätte Dachau. Als Archivar weiß Knoll auch die Forschungsarbeit zu schätzen, die Marks über die Jahre geleistet hatte. "Er hat viel über die Außenlager Kaufering und Landshut zusammen getragen." Noch im April sei Marks nach Wien gereist, um andere Holocaust-Überlebende zu treffen. Er blieb eigenständig, reiste bis ins hohe Alter allein. Wie The Sacramento Bee nun berichtet, starb Bernard Marks am 28. Dezember. Er wurde 86 Jahre alt.

© SZ vom 03.01.2019 / vgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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