Weichs:Kein Platz für Rassismus

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Weichser Realschüler setzen mit Aktionstagen Akzente

Von SONJA SIEGMUND, Weichs

"Diese Projekttage sollen der Beitrag zu einer Entwicklung sein, an dessen Ende hoffentlich einst Kinder und Jugendliche stehen, für die es völlig normal ist, einen dunkelhäutigen oder andersgläubigen Mitschüler zu haben" - dieses Grußwort von zwei ehemaligen Schülern der Theresia-Gerhardinger-Realschule bringt das Thema auf den Punkt: "Rechtsradikalismus in Bayern bekämpfen - Demokratie stärken". Diese Ausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung befasst sich mit der rechten Jugendkultur in Bayern und zeigt gleichzeitig Wege auf, wie sich Jugendliche dem Rechtsextremismus entgegenstellen können.

Die rund 20 Schaubilder mit Aufklärungstexten in der Schulaula stehen am Anfang von zwei Aktionstagen für die Schüler aller Jahrgangsstufen der Weichser Realschule bereit. Um die Jugendlichen für dieses Thema zu sensibilisieren, werden am Donnerstag und Freitag bekannte Spielfilme gezeigt wie "Ziemlich beste Freunde", der die ungewöhnliche Freundschaft eines reichen alten Mannes mit seinem farbigen Helfer thematisiert. Zudem sind Vorträge mit Diskussionen geplant, Workshops, Theatervorführungen, Kunstprojekte und ein Aktionsvormittag unter dem Motto "Kochen für Flüchtlinge" in der Schulküche. Ein interessanter Beitrag dürfte auch die Fragestunde für Schüler mit einem jungen Aussteiger aus der rechten Szene werden. Fragen stellen konnten vorab auch die Lehrkräfte bei einem Fortbildungstag mit Rechtsextremismus-Experten aus Rundfunk und Presse.

Die Initiative und Planung dieser Projekttage ist den Lehrerinnen Melanie von Rechenberg und Claudia Schmidlehner zu verdanken. Gute "Vorarbeit" geleistet haben indes auch die zwei ehemaligen Schüler Verena Mayer und Bastian Brummer, die bis heute im Jugendrat der Gemeinde Weichs vertreten sind. Die engagierten jungen Leute haben sich vor mehr als zwei Jahren dafür eingesetzt, dass sich die Realschule dem größten Schulnetzwerk in Deutschland "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" anschließt. Als Patin ihrer Schule haben die Weichser Schüler gemeinsam Anna Kuschnarowa gewählt, Autorin ihrer Acht-Klass-Lektüre "Schattensommer". Das Buch beschäftigt sich vorrangig mit dem Thema Extremismus - vor allem von rechts und dem intelligenten Schüler Jarnik, der immer mehr in die Neonazi-Szene hineingezogen wird.

Vor Eröffnung der Ausstellung gedachten Lehrer, Eltern und Gäste am Sonntagvormittag in einer Schweigeminute der Toten der Terroranschläge von Paris. Bei einer kleinen Feierstunde dankte Schulleiter Reiner Hertweck den zwei Lehrerinnen und ehemaligen Schülern für ihr großes Engagement. Musikalische Akzente zum Thema setzte Verena Mayer auch mit einfühlsamen Songs, begleitet von Alexandra Rosenberger mit der Gitarre. In seinem Grußwort stellte Bürgermeister Harald Mundl (WBV) die schwierige Frage: "Wo hört die Diskussionskultur auf und wo fängt schon leicht Rassismus an?" Er wünschte Schülern wie Lehrern "interessante Aktionstage und gute Gespräche". Für die finanzielle Unterstützung des Schulprojekts sicherte Mundl 1000 Euro aus der Weichser Bürgerstiftung zu.

Gerda Hasselfeldt, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag und Schirmherrin der Projekttage, lobte das Engagement der ehemaligen Schüler über ihre Schulzeit hinaus. Sie verwies darauf, dass Schule auch ein Lernort für soziale Kompetenz sei, der Grundstein für freiheitliche Demokratie, gegenseitiger Toleranz, Achtung und Gewaltfreiheit. Es gelte, gerade im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse in Paris, "gegen jede Form von Rassismus anzutreten, Humanität zu zeigen und persönliche Verantwortung zu tragen". Thomas Witzgall, freier Journalist mit Schwerpunkt "rechte Szene", führte mittels Power-Point-Präsentation in die vielen Facetten des Rechtsextremismus ein.

Die Ausstellung in der Aula der Theresia-Gerhardinger-Realschule ist bis Freitag, 20. November, zu den Öffnungszeiten zu besichtigen.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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