Weichs:Das große Finale

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Mit dem Bandcontest fanden die Autokonzerte ein spektakuläres Ende. Zu den Gewinnern des Abends kürte das Publikum die Punk-Combo "Slitch Fane"

Von Andreas Förster, Weichs

Kaum hatte man sich in Weichs an die Autokonzerte gewöhnt, sind sie auch schon wieder vorbei. Mitte Juni fand das erste von zehn geplanten Konzerten statt, von denen zwei jedoch abgesagt werden mussten. Mit dem Bandcontest am vergangenen Samstag hatte sich Veranstalter Thomas Wild für das große Finale jedenfalls ein spannendes Format ausgedacht, das den Skaterplatz im Gewerbegebiet mit zahlreichen Autos füllte. Auch die sechs VIP-Boxen - Container mit Biertischgarnitur, Radio, Tischdeko, Sixpacks und Popcorn - waren ausgebucht. Die Atmosphäre war entspannt und fröhlich, kaum jemand blieb im Auto sitzen. Eine Gruppe junger Frauen übte sich zum Country-Rock von The Wild Ride aus München sogar im Linedance. Zu vorgerückter Stunde wagten einige Fans der Rainbow Zombie Unicorns an eine Polonaise - vorbildlich mit Mundschutz und Abstand. Das Publikum in Weichs feierte mit Respekt vor dem Virus, aber deshalb nicht weniger ausgelassen.

The Wild Ride gaben auf der Bühne alles, doch es reichte nur für Platz vier. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auf dem Skaterplatz war alles ein bis zwei Nummern kleiner als in Dachau, wo die Autokonzert-Saison auf der Ludwig-Thoma-Wiese vier Wochen früher gestartet war. Die Bühne von Veranstalter Wild war nur halb so groß, das Publikum viel näher dran, deshalb war die Akustik vor dem Auto fast genauso gut wie auf der Ukw-Frequenz im Inneren des Fahrzeugs. Alles zusammen ergab eine beinahe intime Konzertatmosphäre, die auch bei den Musikern auf der Bühne gut ankam. Sie gaben von Anfang Vollgas. Jede Band wollte sich in den 20 Minuten, die sie spielen durfte, von ihrer besten Seite präsentieren. Am Ende sollte jeder Zuhörer auf einem Votingzettel die Auftritte mit Noten bewerten.

Das Publikum feierte im Auto. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der erste Platz ging völlig verdient an Slitch Fane. Die drei Punkrocker aus Ingolstadt legten gleich so furios los, dass das Publikum erst einmal die Ohren anlegte: Höllisch lauter, nie schriller Gesang, gepaart mit extrem schnellen Gitarren- und Bassriffs, einem auf den Punkt genauen, treibenden Schlagzeug; pointierten, sozialkritischen Texten, in denen sie sich klar gegen Rechts positionierten, sowie kurzen, aber sehr gelungenen Ausflügen in Reggae-Gefilde oder den Good Old Rock'n Roll von Chuck Berry. Melodischer Punk aus Bayern war nie besser. Als Gewinner des Abends erhielten sie einen Scheck über 500 Euro, gestiftet von der VR-Bank Dachau.

Sieger des Abends waren Slitch Fane. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie groß die musikalische Bandbreite des Abends werden sollte, offenbarte sich gleich bei der nächsten Band: Bei The Wild Ride aus München standen fünf Cowboys auf der Bühne und spielten County-Rock. Allen voran Sänger Jamey Blacksmith mit Cowboy-Hut und Sporen an den Stiefeln brachte er ein cooles Marlboro-Feeling auf die Bühne. Stimmlich konnte er hingegen nicht ganz überzeugen. Der Bassist an seiner Seite sah mit dem Zylinder und dem grauen Zottelbart aus wie einer von US-amerikanischen Rockband ZZ Top, ähnlich klang auch die Musik: Songs mit Country-Rock-Feeling. Beim Publikum konnten sie damit jedoch nicht punkten, was am Ende Platz vier bedeutete.

Platz drei ging an Ravenfield aus dem Raum Dachau. Sie hatten einen ganz starken Auftritt, ganz in schwarz gekleidet, passend zu ihrem Dark Metal Rock, mit düster melancholischen Texten. Musikalisch inspiriert ist Ravenfield von Metallica mit einem Hauch Linkin-Park und Guns n' Roses-Feeling. Sie hätten auch zweiter werden können, aber die Rainbow Zombie Unicorns hatten eindeutig mehr Fans mitgebracht. Sie punkteten mit einem originellen Mix aus Rock- und Popmusik, gekrönt von ihrer eingängigen Hymne "Anthem" gegen Hass, Rassismus und Intoleranz. Der fünfte Platz blieb für die vier Jungs von Days 'n' Decades aus Landshut, die mit ihrem punkigen Studentenrock zwar Stimmung machten, aber und musikalisch nicht an die anderen vier Bands heranreichten.

© SZ vom 27.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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