Vorstoß der Gemeinde gescheitert:Bahnhof ohne Kiosk und WC

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Die Infrastruktur am Bahnhof von Altomünster ist eher bescheiden. (Foto: Toni Heigl)

Der Altomünsterer Marktgemeinderat spricht sich gegen die Pläne des Rathauses aus, die Attraktivität des Bahnhofes zu erhöhen. Für die S-Bahn-Pendler könnte das unangenehme Folgen haben

Von Horst Kramer

Es ist inzwischen eine Binsenweisheit, dass die ÖPNV-Angebote quantitativ wie qualitativ verbessert werden müssen, um den weltweiten wie lokalen CO₂-Ausstoß drastisch zu verringern - erst am Dienstag meldete die Süddeutsche Zeitung, dass die Kohlendioxid-Emissionen im vergangenen Jahr so hoch waren wie noch nie. Umso begrüßenswerter ist es daher, dass die größte Flächenkommune des Landkreises, die Marktgemeinde Altomünster, sich bemüht, den S-Bahn-Nutzern das Leben leichter zu machen. So legte die Verwaltung dieser Tage dem Gemeinderat ein Konzept für einen Kiosk samt öffentlichem barrierefreien WC vor - und scheiterte auf ganzer Linie.

Amtsleiter Christian Richter rechnete vor, dass die Kommune für ein 25 Quadratmeter-Häuschen in Holzständerbauweise rund 50 000 Euro in die Hand nehmen müsste. Die Wasser- und Strom-Infrastruktur beliefe sich auf 18 000 Euro, eine neue zusätzliche Radabstellanlage koste rund 30 000 Euro. Doch überraschenderweise stieß sich die Mehrheit der Gemeinderäte nicht an den Kosten, sondern an den wirtschaftlichen Chancen eines potenziellen Kioskbetreibers.

Der Rats-Doyen Wolfgang Grimm (CSU), ein Steuerberater, fasste die Mehrheitsmeinung zusammen: "So ein Kiosk kann sich niemals rechnen." Er fragte in die Runde: "Was verkauft so ein Kiosk?" Und gab gleich die Antwort: "Fünf Zeitungen, einige Süßigkeiten, Zigaretten, einige Butterbrezen." Er könne sich nicht vorstellen, dass man damit nennenswerte Umsätze erzielen könne, selbst wenn die Gemeinde nur eine Minimalmiete verlange. Ratskollegen wie Michael Reiter, Vizebürgermeister Josef Wiedmann oder Josef Obeser (alle FWG) schlossen sich Grimm an. Richter und Bürgermeister Anton Kerle (CSU) warben dafür, erst einmal mögliche Betreiber eines Kiosks abzufragen.

Martina Englmann (CSU) schlug vor, beim Altomünsterer Gewerbeverein nachzuhaken, ob lokale Betriebe - wie Metzgereien oder Bäckereien - Interesse hätten, einen derartigen Laden zu betreiben. Markus Hagl (FWG) argumentierte ähnlich wie Englmann und regte zudem an, die Baukosten der Kommune auf einen Zwanzigjahreszeitraum umzulegen und daraus den Mietpreis des Objekts zu ermitteln: "Die beläuft sich dann auf rund 500 Euro im Monat." Obeser, ein Architekt, war sich indes schon jetzt sicher: "Ein Kiosk kann nie funktionieren."

Die Option einer öffentlichen Toilette wollte sich der Gemeinderat jedoch offen halten. Wenn auch nicht an dem Ort, den das Rathaus vorgesehen hatte, nämlich direkt beim Zugang zu den Gleisen, sondern deutlich weiter von der Bahn entfernt und jenseits des Kfz-Parkplatzes.

Diese Idee hat allerdings einen zusätzlichen Haken: Das Toilettenhäuschen stünde im potenziellen Überschwemmungsbereich des Stumpfenbachs. Deswegen hat das Wasserwirtschaftsamt der Kommune schon vor geraumer Zeit untersagt, in diesem Areal irgendwelche Baumaßnahmen vorzunehmen.

Zuerst muss die Marktgemeinde ihre Hochwasserschutz-Hausaufgaben erledigen und ein Rückhaltebecken am Halmsrieder Graben - im Nordwesten des Hauptorts - anlegen. Doch damit ist nicht vor Ende 2020 zu rechnen, wie Richter auf Nachfrage der Dachauer SZ erklärte. Das heißt, dass die S-Bahn-Pendler frühestens in drei Jahren ein öffentliches WC nutzen könnten. Bis vor zwei Jahren stand den Fahrgästen eine Toilette im kleinen Bahnhofsgebäude zur Verfügung. Dort residiert mittlerweile das Jugendzentrum. Dessen WC-Anlage ist von außen allerdings nicht zugänglich.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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