Volle Bierzelte und herrliches Wetter:"Dachauer sind ihrer Wiesn treu"

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Volksfestreferent Robert Gasteiger freut sich über die höchste Besucherzahl seit Jahren

Interview Von Benjamin Emonts

Volle Bierzelte, zufriedene Schausteller und fast durchgehend herrliches Wetter. Das Dachauer Volksfest mit jährlich rund 300 000 Besuchern ist auch in diesem Jahr wieder ein Selbstläufer. Der Dachauer Stadtrat und Volksfestreferent Robert Gasteiger (Freie Wähler) kennt aber auch die Probleme hinter der glänzenden Fassade, die ihm Bürger oder Sicherheitskräfte mitteilen. Im großen Bierzelt zieht der Volksfestreferent am Donnerstagabend eine erste Bilanz - bei Blasmusik und einer Mass Wasser.

SZ: Herr Gasteiger, Sie trinken ja gar kein Bier. Was ist da los?

Robert Gasteiger: Da liegt das Problem. Ich bin nämlich gar kein Biertrinker. Ich trinke generell sehr wenig Alkohol, weil ich auch ohne lustig sein kann. Und wenn man als Volksfestreferent jeden Tag von 10 bis 22 Uhr auf der Wiesn ist, muss man das auch, um durchzuhalten.

Wie sind Sie denn zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Volksfests?

Sehr zufrieden. Von den Besucherzahlen her ist das Volksfest heuer das stärkste seit Jahren. Gerade der Sonntag war ein super Tag. Wir haben mehr als 30 000 Lose am "Glückshafen" verkauft, normal waren es immer zwischen 15 000 und 20 000. Man hat am Sonntag aber auch den Kinderfestzug gemerkt, der alle Jahre wieder unheimlich viele Leute anzieht. Die Dachauer sind ihrer Wiesn treu. Viele nehmen sich, wie ich auch, extra Urlaub. Außerdem war es durchgehend heiß und hat bis jetzt Gott sei Dank überhaupt nicht geregnet.

Das Brillantfeuerwerk des Dachauer Volksfests, aufgenommen vom Rodelberg an der Schinderkreppe. (Foto: Niels P. Joergensen)

Sie haben den Kinderfestzug angesprochen. Vor dem Volksfest hieß es noch, er stehe vor dem Aus, weil sich kaum noch ehrenamtliche Helfer finden ließen.

Das stimmt. Wir brauchen viel mehr Leute, die beim Auf- und Abbau helfen. Unser Kinderfestzug ist in Bayern einmalig, so eine Tradition dürfen wir auf keinen Fall sterben lassen. Notfalls gibt es vielleicht eine Möglichkeit über Sponsoren. Oder die Stadt Dachau muss dafür eintreten, dass Leute bezahlt werden, die den ganzen Aufbau stemmen. Das würde auch nicht die Welt kosten.

Die Dachauer Polizei hat in diesem Jahr alle Hände voll zu tun mit Schlägereien rund um das Volksfest. Muss man sich als Besucher Sorgen machen?

Ich glaube, da spricht leider wieder der Alkohol aus manchen Leuten. Nach fünf, sechs, sieben Mass wird manchmal der Mildeste zum großen Raufer. Aber hier auf der Wiesn ist es sehr ruhig, finde ich. Bisher weiß ich bloß von einer Rauferei, bei der sich zwei Spezln gestritten haben. Das meiste spielt sich auch außerhalb ab. Und wenn man sich die Berichte aus den Fuffziger- und Sechzigerjahren anschaut, dann muss es früher viel blutiger zugegangen sein. Da haben sie gestritten und gerauft wie blöd.

An den Eingängen des Volksfests werden aus Angst vor Terroranschlägen seit vergangenem Jahr die Taschen kontrolliert. Wie gehen die Bürger damit um?

Die meisten sehen die Kontrollen sehr positiv, viele erwarten sie sogar. Ich war eigentlich immer skeptisch, ob es die Kontrollen braucht. Aber seit ich gesehen hab', was alles reingeschmuggelt wird, kann ich nur froh sein und gut verstehen, dass kontrolliert wird. Das gibt einem direkt ein bisserl zu denken.

Was wird denn geschmuggelt?

Da hatten welche ein Fahrrad-Pedal, Rohrzangen oder ein spitzes Stemmeisen dabei. Unvorstellbar. So was hat auf der Wiesn nichts verloren.

Ein anderes, leidiges Thema sind die "Wildbiesler", die sich in Gärten oder Garagen erleichtern. Anlieger klagen, es sei heuer schlimmer als je zuvor.

Das ist schon ein großes Problem. Es gab in den letzten Tagen fünf oder sechs Beschwerden von Anwohnern rund um die Martin-Huber-Straße. Aber was will man machen? Wenn Leute mal fünf Mass getrunken haben, dann ist es denen wurscht, ob da eine Toilette draußen steht. Die gehen irgendwohin und bieseln.

Speziell abends bilden sich lange Schlangen vor den Toiletten. Kann es sein, dass schlicht zu wenige Klos vorhanden sind?

Ich werde mich dafür einsetzen, dass mehr Kapazitäten geschaffen werden. Wir haben schon vor vier Jahren neue Toiletten gebaut und wir überlegen, sie zu erweitern. Es ist halt wenig Platz da, das ist ein großes Problem. Ich bin auch am Überlegen, ob man nicht am Eingang an der Martin-Huber-Treppe noch eine größere Toilette installiert. Da hat die Stadt noch ein kleines Grundstück. Aber das Wildbieseln wird es zu Stoßzeiten weiter geben. Dagegen kann man leider nichts machen.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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