Verpflichtung zu Toleranz:Eine Schule gegen Rassismus

Lesezeit: 3 min

Die Grund- und Mittelschule Erdweg wird Teil eines bundesweiten Schulnetzwerks, das zu einem toleranten und couragierten Miteinander verpflichtet. Beim Festakt stellen die Schüler Projekte zu Themen wie Demokratie, Rechtsextremismus oder Fluchtursachen vor

Von Maximilian Kiessl

"Die Würde des Menschen ist unantastbar", ist auf einem großen Spruchband in der Aula der Grund- und Mittelschule Erdweg zu lesen. "Sie zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Dieser Verpflichtung wird die Schule von nun an noch stärker nachkommen, denn nach einem Festakt am 29. März ist sie Teil des bundesweiten Projekts "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Dabei handelt es sich um das größte Schulnetzwerk Deutschlands, dem jede Schule beitreten kann, deren Schüler, Lehrer und sonstige Mitarbeiter sich zu mindestens 70 Prozent dazu verpflichten, aktiv gegen jede Form von Diskriminierung innerhalb der Schule vorzugehen.

Michael Schneider-Velho, Regionalkoordinator des Projekts, betont in seiner kurzen Rede, dass es nun wichtig sei, den Gedanken des Projekts an neue Schüler und Lehrkräfte weiterzutragen. "Wir sind alle verschieden, jeder Mensch ist unterschiedlich", sagt er, "aber wir sind alle gleich viel wert." Als sichtbares Symbol für den Status als "Schule ohne Rassismus" überreicht Schneider-Velho ein Schild mit dem Emblem von "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". "Jetzt haben wir das, was wir leben auch schriftlich an der Wand in der Schule", freut sich Schulleiterin Petra Loibl.

Die Schüler der Grund- und Mittelschule Erdweg fertigten eigene Kreationen gegen Rassismus an. (Foto: privat)

Um diesen Titel zu erlangen, hat die Schule einiges getan. Die Schüler haben sich, gemeinsam mit allen Mitarbeitern der Schule, schriftlich zu einem toleranten und couragierten Umgang miteinander verpflichtet. Das geschah ganz freiwillig, wie Loibl betont. Anschließend gingen dem Festakt drei Projekttage voraus, an denen sich jede Klasse auf unterschiedliche Art und Weise mit Demokratie, Rassismus und Vielfalt auseinandersetzte. Eine Klasse beschäftigte sich beispielsweise mit Flüchtlingen, deren Herkunftsländern und möglichen Fluchtursachen. Andere widmeten sich den Themen Rechtsextremismus oder Rassismus im Verlauf der Geschichte. Wieder eine andere Klasse beschäftigte sich mit den unterschiedlichen Formen der Begrüßung auf der ganzen Welt. Sämtliche Resultate der Projekttage sind in den Klassenzimmern ausgestellt und können von den Besuchern bei den Feierlichkeiten begutachtet werden.

Darunter sind auch sehr kreative Ideen, etwa die Theateraufführungen der Klasse 6 a. Die Schüler stellen kurze, alltägliche Szenen rund um das Thema Rassismus und Ausgrenzung dar und machen damit darauf aufmerksam, wie wichtig das Eingreifen in solchen Situationen ist. Ebenso originell ist der selbstgeschriebene "Rap gegen Rassismus" der Deutschklasse. Darüber hinaus ist in der Aula ein internationales Buffet aufgebaut und Schüler verkaufen "Taschen für die Gemeinschaft" mit antirassistischen Sprüchen darauf. Selbst die Wände der Schule sind mit kleinen Plakaten versehen, auf denen Zitate und Sprüche gegen Rassismus und für ein friedliches Miteinander zu lesen sind. "Rassismus beginnt nicht in den Köpfen der Menschen - läutert eure Herzen und er wird verschwinden", heißt es beispielsweise.

Auch die beiden Schülersprecher fanden klare Worte. (Foto: privat)

Der größte Teil des Festakts spielt sich in der Aula ab. Eine Bühne ist aufgebaut, auf der einige Reden gehalten werden, unterbrochen von musikalischen Einlagen der Schüler. Dabei ist die Musik sorgfältig ausgewählt und zum Anlass des Tages passend. So gibt es von Schülern der Klasse 4 a das Lied "We all live in the same world" zu hören, in dem Wörter aus verschiedenen Sprachen im Text vorkommen. Neben der Schulleiterin und den Schülersprechern, hält auch Barbara Stamm (CSU) eine Rede. Die ehemalige Präsidentin des Bayerischen Landtags ist Patin der Schule im Rahmen der Aktion. "Die Würde eines jeden Kindes ist unantastbar", sagt Stamm in Anlehnung an den ersten Artikel des Grundgesetzes. Und im Hinblick auf ihre Patenschaft an der Schule ist sie sicher: "Investitionen in unsere Kinder sind die besten Investitionen in die Zukunft".

Als Höhepunkt und gleichzeitig krönendem Abschluss der Veranstaltung wird zum wiederholten Male an diesem Tag die von dem Lehrer Manuel Unterburger selbst geschriebene Schulhymne "Farbenblind" gesungen. "Sei überrascht von deinem eigenen Mut, mach nicht das was jeder andere tut, es gibt immer eine Möglichkeit, steh auf für die Menschlichkeit", heißt es im Refrain, was wiederum gut zum Anliegen des gesamten "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage"-Projekts zu passen scheint. Und als sämtliche Schüler, begleitet von ihrem Lehrer auf dem Klavier, in der gut gefüllten Schulaula dieses Lied inbrünstig mitsingen, entsteht unweigerlich Gänsehaut.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: