Vergessliche Schwimmgäste:Kistenweise Arbeit für das Fundbüro

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Das Volksfest ist vorbei und die Badesaison auch: Im Dachauer Rathaus haben einige Mitarbeiter nun viel zu tun

Interview Von Annalena Sippl

Beate Boll ist seit zwölf Jahren stellvertretende Abteilungsleiterin des Bürgerbüros, in dem sich auch das Fundbüro befindet. Neben scheinbar wertlosen Gegenständen landen hier hohe Geldbeträge und wertvoller Schmuck. Ein Interview über Suchen und Finden.

SZ: Im August war Volksfest in Dachau, da muss bei Ihnen im Fundbüro doch Hochkonjunktur geherrscht haben?

Beate Boll: Wir bekommen die Gegenstände kistenweise. 162 Fundstücke waren es in diesem Jahr. Mit dabei war sogar eine "Driving License", also ein Führerschein aus Großbritannien, viele EC- oder Versicherungskarten, etwa 15 Handys und eine Handtasche mit komplettem Inhalt - unter anderem waren Babywindeln darin. Auch vom Freibad bekommen wir am Ende des Sommers eine Kiste voller Badesachen.

Von welchen Gegenständen haben Sie im Fundbüro am meisten?

Kleidung, Regenschirme und vor allem Schlüssel. Da haben wir alle Variationen: Briefkastenschlüssel, Autoschlüssel, Haustürschlüssel oder auch den ganzen Bund.

Was ist das Skurrilste, das je bei Ihnen abgegeben wurde?

Immer wieder landen Kinderwagen bei uns, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das passieren kann! Aber auch Rollatoren, Krücken, Gehstöcke und Schmuck inklusive Eheringe. Der höchste zu uns gebrachte Geldbetrag waren 10 000 Euro.

Wie geht es weiter, nachdem das Fundstück abgegeben wurde?

Erkundigt sich niemand danach, versuchen die Kollegen den Besitzer ausfindig zu machen, die haben da einen richtigen Ehrgeiz. Bei Handys versuchen sie über die SIM-Karte den Anbieter zu ermitteln. Der bemüht sich dann, den Besitzer herauszufinden, andernfalls wird die Stadt Eigentümerin. Einmal wurde ein Ehering abgegeben, bei dem wir das Gefühl hatten, er könnte besonders wertvoll sein. Um das zu überprüfen, brachten wir das Schmuckstück zu einem Juwelier. Er erkannte den Ring wieder, er hatte ihn selbst angefertigt. So konnten wir den Eigentümer schließlich ausfindig machen. Grundsätzlich kann aber jeder Finder bei der Abgabe das Eigentumsrecht beanspruchen. Das bedeutet: Wird der Gegenstand innerhalb des nächsten halben Jahres nicht abgeholt, gehört er ihm.

Welche Methoden haben Sie, um zu überprüfen, ob jemand wirklich der Besitzer ist, zum Beispiel bei einer Jacke?

Wir haben die Sachen ja nicht im Schaufenster hängen, die Bürger fragen gezielt danach. Dann überprüfen wir, ob Zeitraum und Fundort stimmen, die Größe passt, und beispielsweise der Inhalt der Taschen beschrieben werden kann.

Haben Sie mehr Anfragen oder werden mehr Sachen abgegeben?

Das hält sich etwa die Waage. Es vergeht aber kein Tag, an dem keine Fundsachen gebracht werden oder nach Gegenständen gefragt wird.

Sind die Dachauer ehrliche Finder?

Das ist schwer zu sagen, schließlich haben wir hier etliche Gegenstände, die anscheinend nicht vermisst werden, und Dutzende Anfragen ohne passendes Fundstück. Oft werden Fundsachen in nahe gelegenen Geschäften abgegeben, aber das ist falsch. Dort sollte man besser eine Nachricht hinterlassen und den Gegenstand gleich zu uns bringen. Oft weiß die Person ja gar nicht, wo sie etwas verloren hat. Deshalb appelliere ich an alle Finder, Gegenstände direkt beim Fundbüro abzugeben.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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