Veranstaltung im Hölzel-Haus:Bündnis "Wir" sucht Verkehrslösungen

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Die politische Gruppierung erklärt Dachau-Ost zum Wahlkampfthema und kritisiert geplante Gewerbegebiete

Von Dajana Kollig

Lärm. Abgase. Stau. Der Verkehr und die geplanten Gewerbegebiete in Dachau-Ost lösen schon seit Längerem Unmut bei den Anwohnern aus. Hier setzt das neue politische Bündnis "Wir für Heimat, Werte und Zukunft e.V." an, das seine Themen im gut gefüllten Adolf-Hölzel-Saal einer größeren Öffentlichkeit präsentierte. Vorsitzender Wolfgang Moll, der auch im Stadtrat sitzt, begrüßt die Besucher mit der Vorstellung des Vereins als "wertkonservatives Bündnis", für welches die Lebensqualität und soziale Gerechtigkeit an erster Stelle stehe. Das Bündnis plant eine Reihe von Veranstaltungen, um auf verschiedene Themen einzugehen. Zum Auftakt widmete sich der Verein der Siedlungspolitik und Verkehrsplanung in Dachau-Ost. Markus Witte und Gerhard Schlabschi referierten zu diesen Themen.

Bauarbeiten auf dem ehemaligen Seeber-Gelände. Durch das neue Gewerbegebiet wird der Verkehr an der Schleißheimer Straße zunehmen. (Foto: Toni Heigl)

Dachau-Ost, von Moll als "Nadelöhr für den Verkehr schlechthin" bezeichnet, kämpft seit Jahren mit dem hohen Verkehrsaufkommen. Witte spricht zunächst die Parksituation an und plädiert für ein komplettes Park- und Durchfahrverbot für Lastwagen. Diese würden häufig in Wohngebieten parken und dadurch den Verkehr behindern. Außerdem entstehe durch die geparkten Lkws ein hohes Sicherheitsrisiko, da diese die Sicht einschränken. Die partiellen Verbote, die von der Stadt Dachau für einzelne Straßen erlassen werden, führten nur zu einer Verlagerung des Problems, so Witte. Allgemein sei die Verkehrsdichte in dem Stadtteil schlicht zu hoch. Witte verweist auf den Bevölkerungszuwachs der Region und die dadurch entstandene Verkehrsbewegung. "Besser als jetzt wird es sicher nicht, man kann nur an die Zukunft denken, und verhindern, dass es noch schlimmer wird", sagt er.

Gerhard Schlabschi misstraut der Stadt. (Foto: Niels P. Joergensen)

Anhand von Drohnenaufnahmen zeigt er das Verkehrsaufkommen an der Kreuzung Schleißheimerstraße und Alte Römerstraße. Die Anwohner im Saal melden sich mit den Worten "da haben Sie aber einen guten Tag erwischt"zu Wort, normalerweise sei es noch schlimmer. Witte wägt daraufhin die geplanten Maßnahmen, wie beispielsweise den Ausbau der A92 und den Bau von Umgehungsstraßen, mit dem prognostizierten Verkehrsaufkommen ab und kommt zu dem Schluss, das könne so nicht funktionieren. Dabei bezieht er sich auf ein Verkehrsgutachten des Büros Gevas aus dem Jahr 2018, von dem er bezweifelt, "dass sich irgendjemand von der Stadt den Bericht ernsthaft angeschaut hat". "Da kann die Stadt auch nichts machen, da muss man den Landkreis kontaktieren ", wendet Stadtrat Michael Eisenmann (Bündnis für Dachau) aus dem Publikum ein.

Markus Witte vom Verein "Wir". (Foto: Toni Heigl)

Gerhard Schlabschi führt den Vortrag fort, indem er sich auf die geplanten Gewerbegebiete in Dachau-Ost bezieht. Diese würden in Zukunft zu einer nicht mehr tragbaren Verkehrslast führen. Auch er bezieht sich auf die wachsende Bevölkerung in Dachau und Umgebung und kritisiert "unser Verkehrssystem ist über 50 Jahre alt". Er führt Daten zu dem von ihm prognostizierten Verkehr auf, der durch die geplanten Gewerbegebiete am ehemaligen Seebergelände und der Siemensstraße entstehen wird. Immer wieder kommt er auch auf den Verkehrsbericht von Das Gevas-Gutachten zu sprechen und betont, der Bericht sei "eine Schönfärberei, und nur als Bericht bezeichnet, damit man ihn nicht juristisch anfechten kann". Allein eines der geplanten Gewerbegebiete erfordere, dass die Kreuzung an der Schleißheimerstraße voll ausgebaut werde, sagt Schlabschi. "Was man hier genehmigt hat, ist jenseits von gut und böse", meint er in Bezug auf die Belastung der Infrastruktur durch die Gewerbegebiete. Er weist auch auf die klimatischen Veränderungen in Dachau-Ost hin, das Gebiet sei durch den Verkehr zwischen drei und sechs Grad wärmer und "stark klimabelastet". Als Lösung schlägt er hochwertige Gewerbegebiete anstelle der vorhandenen Bebauungspläne vor, welche auch die Lebensqualität für den Ortsteil verbessern würden. Der Abend bekommt eine leicht fatalistische Note als Schlabschi meint, "gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter". Moll bestätigt, die Pläne für das Seebergelände seien beschlossene Sache, sie könnten nur bei zukünftigen Betrachtungen solcher Bauvorhaben als Hinweis dienen. Das Wichtigste für die Bürger sei es, so Moll, sich zu engagieren. Die Mitglieder des Vereins sind sich einig, "bei der nächsten Wahl wird sich das Schicksal Dachau-Osts entscheiden".

© SZ vom 11.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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