Tierschützer sind erschüttert:Besonders üble Tierquälerei

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Veterinäramt und Tierschützer werden immer wieder mit schlimmen Fällen konfrontiert. Aber bei einer Kontrolle in Röhrmoos sind auch sie erschüttert - in einem Haus vegetieren vielleicht seit Jahren vernachlässigte Hunde und Katzen

Von Marie Groppenbächer

RöhrmoosFälle von Tierquälerei und Vernachlässigung gehören fast zum Alltag der Dachauer Tierschützer und des Veterinäramtes - doch in der Gemeinde Röhrmoos wurde am Dienstag ein besonders übler Fall aufgedeckt. Die Besitzer von zwei Hunden und drei Katzen haben die Tiere über einen längeren Zeitraum, vielleicht sogar jahrelang völlig verkommen lassen. Die Haustiere hätten noch länger leiden müssen, wären wohl auch gestorben, wenn am Dienstag nicht ein anonymer Hinweis im Veterinäramt eingegangen wäre. Die Behörde reagierte sofort und verständigte das Tierheim Dachau. Silvia Gruber, langjährige Vorsitzende des Tierschutzvereines, spricht von einem der schlimmsten Fälle, der ihr jemals begegnet sei.

Dienstagmittag ging der anonyme Anruf im Veterinäramt in Dachau ein. Der Anrufer berichtete von einer mangelhaften Tierhaltung in einem Privathaushalt in der Gemeinde Röhrmoos. Zur Identität der Tierquäler wollten Tierschutzverein und Behörde keine Angaben machen. Veterinäre und Tierschützer fuhren sofort zu dem Haus. Sie trauten ihren Augen kaum. Was sie zu sehen bekamen, hatte nichts mehr mit einer mangelhaften Tierhaltung zu tun. Die Vereinsvorsitzende Silvia Gruber, war noch am Tag darauf erschüttert und sprach von einer groben Tierquälerei. Veterinäre und Tierschützer konnten ohne Schutzanzug das Haus, das voller Schmutz und Gestank war, nicht betreten. Die drei Katzen waren in einem besorgniserregenden Zustand und mussten sofort in die Tierklinik nach Ismaning gebracht werden.

Die vollkommen dehydrierten, abgemagerten und verfilzten Tiere werden jetzt mit Infusionen versorgt. Aufgrund der starken Verfilzung der Haare, löste sich teilweise schon die Haut ab. Eine der Katzen sei vollständig in Urin getränkt gewesen, berichtet Silvia Gruber. Katzen sind eigentlich sehr reinliche Tiere. Doch diese drei waren viel zu schwach, um sich noch selbständig säubern zu können. Bevor sie im Tierheim aufgenommen werden können, müssen sie erst einmal aufgepäppelt werden. Auch die zwei Hunde waren in einem katastrophalem Zustand, konnten aber direkt im Tierheim untergebracht werden.

Acht Stunden lang mussten die Pfleger das massiv verfilzte Haar scheren. Einer der Hunde sei ein Königspudel, erzählt Gruber, doch das könne man eigentlich nicht mehr erkennen. Der eine Hund hatte solch harte Filzplatten am Hinterteil, dass er kaum noch Kot ablassen konnte. Das gesamte Fell war durchsetzt mit Exkrementen. Kaum auszuhalten für menschliche Nasen - für feine Hundeschnauzen eine Tortur.

Das Veterinäramt, dessen Mitarbeiter auch einiges gewöhnt sind, beschloss die sofortige Inobhutnahme der Tiere. Der Hinweis des anonymen Anrufers kam zum richtigen Zeitpunkt. Nur dank ihm konnte Schlimmeres verhindert werden. Die Besitzer der Tiere sind dem Veterinäramt bekannt. Vor fünf Jahren wurden schon mal einige Tiere der eigentlichen Besitzerin in Obhut genommen. Die Frau war so krank, dass sie sich nicht mehr ausreichend um die Hunde und Katzen kümmern konnte. Damals waren es noch mehr Tiere als heute. Die ehemalige Besitzerin ist inzwischen gestorben.

Ihre Nachfolger ließen die Tiere ebenso verwahrlosen. Silvia Gruber sagt: Der momentane Zustand der Hunde und Katzen könne nicht von einer Vernachlässigung während einiger Tage oder Wochen herrühren. "Die Tiere wurden über Monate, vielleicht über Jahre extrem vernachlässigt und gequält." Das Tierheim wird jetzt Anzeige wegen Tierquälerei. Sie plädieren nicht nur dafür, dass die Tiere den Besitzern endgültig weggenommen werden, sondern auch für ein dauerhaftes Tierhalteverbot gemäß §20 des Tierschutzgesetzes. Die Angeklagten dürften dann nie wieder legal Tiere halten. Da der Verstoß gegen das Tierschutzgesetz derart grob ist, und es sich um eine Wiederholungstat handelt, geht Silvia Gruber davon aus, dass das Gericht im Sinne des Tierschutzvereins entscheiden wird. Die Unterstützung des Veterinäramtes hat das Tierheim in jedem Fall.

Erschlagene, erschossene, vergiftete und vernachlässigte Haustiere - das kommt im Landkreis immer wieder vor, so krasse Fälle allerdings nur etwa alle zwei Jahre. Die Dunkelzahl ist jedoch ungewiss. Gequälte Kleintiere jedoch beherbergt das Tierheim regelmäßig.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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